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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Blick auf einen langen, staubigen, von trübem Licht erleuchteten Gang freigegeben.
    Das erste, was Teri auffiel, war die absolute Rechtwinkligkeit des Tunnels. Die Wände waren mit weiß glänzenden, quadratischen Platten belegt, die das schwache Licht, das aus der Decke kam, vielfach reflektierten. Unmengen dieser glasierten Kacheln waren in dem Gang verarbeitet worden. - Die Alten, wie Ging sie genannt hatte, mußten unermeßlich reich gewesen sein.
    Aganez ließ sich durch solche Nebensächlichkeiten nicht aufhalten. Mit vorsichtig tastendem Schritt ging er über die Schwelle und setzte behutsam seinen Fuß auf den gekachelten Boden. Vielleicht dachte er an eine Falltür, oder vermutete den Auslöser für einen anderen Verteidigungsmechanismus, aber nichts geschah, als er vorsichtig sein Gewicht nach vorn verlagerte, wobei er sich an Teri festhielt.
    Teri wußte , dass nichts passieren würde. - Schließlich war Windkind, dessen Spuren man noch schwach im tiefen Staub erkennen konnte, vor Zeiten hiergewesen, und seine Erinnerungen waren, wie die Erinnerungen aller Wanderer die je gelebt hatten, in Teris Geist verankert.
    Die Gefahren in diesem Tunnel rührten von ganz anderer Seite her. Teri spürte die Ausstrahlung stummer Verzweiflung, die sich in diesem Gang über Jahrhunderte, wenn nicht gar über Jahrtausende hinweg erhalten hatte. Dies war ein unangenehmer Ort für einen Menschen mit ihrer Begabung, wenn sie die Schwingungen der Angst und Not auch nicht so schlimm empfand, wie ein Wanderer mit seinen ungleich schärferen Sinnen. Hier unten war gestorben worden. Menschen hatten sich gegenseitig in Not und Hoffnungslosigkeit ausgelöscht; aber Fallen für ahnungslose Besucher hatten sie nicht zurückgelassen. Teri nahm ihr Bündel auf, schob sich an Aganez vorbei und ging mit festen Schritten voraus, auf das erste Tor zu, hinter dem die Halle der Wagen lag, wie sie wußte.
    Nach einigen Mühen ließen sich die Flügel des stählernen Tores zur Seite schieben, und sobald Teri die Halle betrat, flammte Licht auf. Aganez stieß hinter ihr einen Laut der Verwunderung aus, sie kümmerte sich nicht darum. - Sie war schließlich hier, um festzustellen, ob die Schlafende Armee dazu benutzt werden konnte, Thedra zu befreien und genau das wollte sie so schnell wie möglich tun!

    Dies hier war also die Halle der Wagen! Teri sah vier große Karren aus Eisen, wahrscheinlich so schwer, dass ein Dutzend Männer nicht ausreichen würde, sie zu bewegen. Wie sollte man damit kämpfen? Die Zugmannschaften würden vom Feind niedergemacht werden und dann würde man die Karren belagern, die noch nicht einmal Schießscharten hatten. Teri schüttelte den Kopf über diese Monstren. - Hunderte von Männern mußten hunderte von Tagen daran gearbeitet haben - und dann so etwas!
    Enttäuscht drehte sie sich um und ging eilig weiter durch die Halle der Eisenkarren. Irgendwo mußte doch etwas Brauchbares zu finden sein! Hinter ihr stieß Aganez ein ums andere Mal Laute der Verwunderung aus. Teri ließ ihn einfach stehen. - Sie hatte Besseres zu tun, als einen närrischen Zauberer bei der Bewunderung unbrauchbarer Waffen zu betrachten.
    In der nächsten Halle wartete eine Art Rieseninsekt aus Metall und Glas, das sich wie ein riesiges Auge über die ganze Frontseite des Tieres hinzog, darauf, von Teri entdeckt zu werden. Vorsichtig trat sie näher und spähte in dieses tote, mit Staub bedeckte Auge hinein. Sitze waren dahinter zu erkennen, mit kleinen schwarzen Truhen davor. Hatte man hier versucht, den Geist einer Hornisse in Eisen zu bannen? Teri trat einige Schritte zurück, legte den Kopf in den Nacken - und wandte sich dann verächtlich ab. Dieses jämmerliche Ding würde niemals fliegen! Hoch oben über dem Rumpf hatte sie die Flügel entdeckt - Viel zu lang und viel zu dünn waren sie. Was hatten sich die Baumeister nur dabei gedacht?
    Teri legte ihr Bündel ab und ging in den nächstbesten Gang hinein. Sie gewöhnte sich daran, dass etwa ein Dutzend Schritte vor ihr das Deckenlicht aufglomm und ebenso weit hinter ihr wieder erlosch. - Ganz nett, fand Teri. - Aber wenn man auf zehntausend schlafende Kämpfer in stählernen Rüstungen hofft, ist ein wanderndes Licht allein doch ein wenig kümmerlich.
    Es war eine große Anlage, die die Alten hier in den Berg gebaut hatten. Schätzungsweise den ganzen Vormittag war Teri unterwegs, und noch immer hatte sie keine Spur der ehemaligen Besatzung entdeckt. Immer neue Gänge taten sich vor

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