Sturm ueber Thedra
Kontrahenten aufzustacheln.
Nun gut! Sie würde den Leuten ihren Spaß verderben! Teri stellte sich in Positur. Sie würde der Menge kein gutes Schauspiel bieten, sondern den Ankläger blitzschnell windelweich prügeln und dann ihrer Wege gehen. Sie hatte sich durch die Rufe der Zuschauer so sehr in Stimmung bringen lassen, dass sie ganz vergaß, dass sie hier um zehn Jahre ihres Lebens kämpfen sollte. - Und sie wußte nicht, dass der Stockkampf eine Spezialität der Bergstadt Stein war, während sie nur gelegentlich von Fakun ein paar Tricks gelernt hatte.
"Dein Vater war ein Ziegenbock!" Endlich reagierte Teris Gegner auf die Rufe der Menge. Was er da vorbrachte, war nur eine sehr schwache Beleidigung, kaum geeignet, zwei streitlustige Buben aufeinanderzuhetzen, aber Teri tat so, als habe er mit seinen Worten mitten in ihre Seele getroffen. Wild aufbrüllend stürmte sie vor - ließ den Knüppel zweimal um ihr Handgelenk kreiseln - faßte im letzten Moment das schwere Holz mit aller Kraft - zielte auf das ungeschützte Schienbein des Gegners - und traf auf Holz.
Krachend traf Teris Kantholz auf das des Gegners. Die Vibration des Knüppels pflanzte sich schmerzhaft über Teris Hände bis in die Unterarme fort. Fassungslos schaute sie zu ihrem Gegner auf, der einfach nur blitzschnell das Ende seiner Waffe auf den Boden gestemmt hatte, um sich vor ihrem Schlag zu schützen. Sofort wich sie zurück, aber es war schon zu spät. - Mit einem Ruck hatte der Ankläger seine Waffe emporgerissen und Teris rechten Unterarm so hart getroffen, dass sich ihre Hand von dem Kampfstab löste.
Teri taumelte zurück, und plötzlich kam Bewegung in ihren Gegner. Mit ruhigen Schritten kam er hinterher und ließ seine Waffe mit solcher Wucht auf Teris Knüppel niedersausen, dass er sich wie von allein aus ihrer Hand drehte. Teri mußte einfach loslassen.
Hoch flog der Stock in die Luft, während die entwaffnete Teri in Panik nach hinten auszuweichen suchte. - Aber ihr Gegner benutzte seine Waffe jetzt dazu, nach ihren Füßen zu schlagen, so, dass nicht mehr als ein zielloses Gehoppel daraus wurde.
Dann ging es nicht mehr weiter. Teri stieß an die Mauer aus Menschenleibern, die den Kampfplatz umstand. Ihr Gegner nutzte seine Chance sofort. Jetzt benutzte er seinen Stock wie einen Spieß und setzte sie mit einem kurz angesetzten Stoß in die Magengrube endgültig außer Gefecht.
Ein unwilliges Raunen ging durch die Menge. Die Leute waren mit dem Verlauf der Dinge überhaupt nicht zufrieden. - Da hatte man in Stein doch wirklich schon bessere Stockkämpfe gesehen. - Man hatte ja gleich geahnt, dass eine Feuerprobe mehr hergeben würde, als so ein läppischer Stockkampf.
Teri kniete am Boden und hielt beide Hände fest vor den Magen gepreßt. Der Krampf breitete sich durch den ganzen Leib aus, und sie bekam kaum noch Luft. Langsam ging ihr auf, dass ihr Gegner sie besiegt hatte - und da erst löste ihr Körper die Glutwelle in ihr aus, die sie schon so gut kannte. Teri wurde schnell ! Sie hatte den Fehler gemacht, ihren Gegner zu unterschätzen. Sie hatte geglaubt, dass sie Ossek allein durch ihre Wendigkeit besiegen könne. - Das war unverzeihlich!
Jetzt raste das Blut durch Teris Adern und führte den Muskeln die Kraft der Schnelligkeit zu. Ihre Sinne schärften sich, und sie verfolgte ohne besonderes Erstaunen, dass die Vorgänge um sie herum sich zu verlangsamen begannen. Behäbig trat der Richter in den Kreis und warf ihr einen langen, traurigen Blick zu. Dann hob er langsam, ganz langsam, die Hand, um der Menge Schweigen zu gebieten und das Urteil zu bestätigen.
Teri spürte keinen Schmerz mehr. Aus ihrer knienden Haltung heraus schnellte sie sich dem Ankläger entgegen, haarscharf an dem Knüppel vorbei, den der Mann immer noch auf sie gerichtet hielt. Bevor ihr Gegner reagieren konnte, war sie hinter ihm und trat ihm im gleichen Moment schon schwungvoll in die Kniekehlen. Der Mann geriet ins Wanken.
Blitzschnell glitt Teri hinter ihm hervor und griff nach dem Stock, den er, total überrascht, schon halb losgelassen hatte. Ein kräftiger Ruck genügte, und schon war der Gegner entwaffnet. Kurz zuckte in Teri der Wunsch auf, ihm, als Revanche für den Magenstoß, seine eigene Waffe über den Schädel zu ziehen, aber das ließ sie dann doch lieber.
Inzwischen war der Ankläger vollständig aus dem Gleichgewicht geraten und schlug krachend rücklings auf den Rücken. Jetzt benutzte Teri den Stab, genau wie er, als Spieß
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