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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Scharanzug geschlüpft, nachdem sie Lkeide leise Bescheid gegeben hatte, dass wirklich ihre Sachen in dem Bündel gewesen waren.
    Nichts hatte gefehlt. - Der Richter mußte ein außergewöhnlich ehrlicher Mann sein, der das Eigentum der Verurteilten treulich verwahrte, obwohl doch kaum Aussicht auf Wiederkehr bestand. Teri hatte ihr Unterzeug, den Wollanzug, den Scharanzug aus Seide, die abgetragenen Seestiefel und die Schartasche gefunden. Auch Dolch und Felldecke fehlten nicht. Einzig die wenigen Bronzestücke, die Teri in der Schartasche gehabt hatte, waren verschwunden. `Gerichtsgebühr' hatte Teri vermutet, und sie gönnte dem Mann das Geld. - Er hatte schließlich sein Bestes getan, ihr einen ordentlichen Prozeß zu machen.
    Eine kleine Ewigkeit hatte Teri noch warten müssen, bis ihre Freundin sich endlich aus dem Fenster schwang, dessen Laden sie von innen geöffnet hatte. Schon da war ihr ein leises Scheppern aufgefallen, das aus dem Bündel kam, welches ihre Freundin über der Schulter trug, aber da gerade der erste Vogel sein Morgenlied anstimmte, hatte sie nichts weiter gefragt. Tief geduckt waren die Freundinnen in der Dunkelheit durch den Außenbezirk der Stadt gehastet und schließlich in einem dichten Gebüsch, weit hinter den letzten Häusern von Stein, verschwunden.
    Dort erst hatte auch Lkeide sich ihres Sklavenkittels entledigen können, und Teri war klargeworden, worauf sie soviel Zeit im Haus des Richters verwendet hatte. Lkeide war, wie sie stolz zugab, sofort, nachdem sie eingedrungen war, auf die "Schatzkammer" des Richters gestoßen und hatte nicht eher geruht, bis alle, aber auch restlos alle Bündel dort gründlichst von ihr durchsucht und geplündert worden waren.
    Die Ausbeute war beträchtlich gewesen. Als Lkeide sich fertig angekleidet hatte, trug sie nicht nur Kleid und Umhang aus feinstem Stoff, sie hatte auch an jedem Finger beider Hände mindestens zwei Ringe, um ihren Hals hingen vier Ketten aus Kupfer und ein gutes Dutzend Armbänder klapperte bei jeder Bewegung laut durch die Nacht. Feinste Lederschuhe mit verschnörkelten Punzierungen rundeten das Erscheinungsbild vollendet ab. - Lkeide war für alles gerüstet - nur nicht dafür, sich fast zwei Monate lang ungesehen und möglichst leise durch die Wälder zu schleichen, bis die Stadt Wettergrube erreicht war, denn das war der Ort, an den Teri als nächstes wollte.
    Teri mußte Keldan finden. Der junge Gewürzhändler aus Thedra war einer der wenigen Menschen gewesen, die Interesse an der Befreiung der Stadt gezeigt hatten. Vielleicht konnte man ja einen gemeinsamen Plan entwickeln. Teri hatte da so eine bestimmte Idee ...

    Keldans Gruppe, die im Frühjahr, als Teri mit Aganez durch die Stadt gekommen war, noch so entschlossen und trinkfest gewesen war, hatte sich aus Kapitalmangel aufgelöst.
    Solange noch Warenbestände auf den Karren der Kaufleute gewesen waren, hatte es sich bei gutem Essen, Wein und Bier ja gut schwadronieren lassen. Ganze Heere waren Abend für Abend über die Wirtshaustische von Wettergrube marschiert. - Starke, prachtvolle Armeen, geworben und besoldet von den freien Kaufleuten Thedras, ausgerüstet von den besten Kupfer- und Bronzeschmieden Estadors und beseelt von dem Kaufmannswunsch, die alten Handelswege endlich wieder zu öffnen. Leider waren die armen Soldaten allerdings auf ihren nächtlichen Märschen durch die Köpfe ihrer Erschaffer immer wieder auf den großen Biersee gestoßen und jämmerlich darin ertrunken. Es war viel geredet worden in jenen Tagen, aber nichts war geschehen.
    Jetzt, zweieinhalb Jahre nach dem Überfall der Dramilen auf die Hauptstadt, war den Kaufleuten im Hinterland schon lange die Ware ausgegangen. Wäre es zu Anfang sogar noch möglich gewesen, eine, wenn auch bescheiden ausgerüstete Truppe vor Thedra zu postieren, war es jetzt so weit, dass auch diese Möglichkeit nicht mehr bestand. Die Initiatoren des großen Befreiungskampfes hatten ihr Geld für die Bestreitung ihres eigenen Lebensunterhalts verbraucht und sich nach und nach von der Idee gelöst, überhaupt noch etwas unternehmen zu können. Einige von ihnen hatten sich mit ihrem letzten Geld eine bescheidene Existenz im Hinterland aufgebaut, andere hatten alles verloren und fristeten als Tagelöhner ihr Leben. Nur sieben Kaufleute wollten nach wie vor mit Keldan nach Thedra gehen, doch hatte sich die Zielsetzung, die sie antrieb, sehr stark gewandelt. - Sie wollten mit den Dramilen kooperieren.
    Der Plan der

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