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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Angelegenheiten geregelt und war nun bereit, nach Thedra aufzubrechen. Es würde ein schwerer und demütigender Gang werden, da war Keldan sich sicher. Den letzten Rest seiner Ware hatte er schon vor Monaten verkauft und das Geld wurde langsam knapp. Ganze siebzehn Bronzestücke nannte er noch sein eigen – zu wenig, um noch einen Winter in Wettergrube zu verbringen. Als letztes Kapital verfügte er noch über seinen Karren, mit dem er von Thedra hergekommen war. Hoch bepackt war das Gefährt damals gewesen, so, dass Keldan zwei Helfer benötigt hatte, um das schwere Gefährt überhaupt bewegen zu können. Jetzt stand der plumpe, hölzerne Wagen schon lange auf dem Hof des Wirtshauses in dem Keldan wohnte, und der Regen hatte den Geruch der Gewürze längst von den Brettern der Ladefläche gewaschen. Keldan überlegte immer wieder, ob er das Gefährt vielleicht doch lieber verkaufen sollte, statt es mit nach Thedra zurückzuschleppen, aber er konnte sich nicht dazu entschließen. Der Verkauf des Karrens hätte ein Eingeständnis seiner schlimmsten Befürchtungen mit sich gebracht. - Dass er nämlich in Thedra keinen Erfolg haben würde und demzufolge auch kein Transportmittel für Waren mehr brauche.
    In diesen düsteren Überlegungen gefangen, saß er im Wirtshaus und trank einen Becher Bier - denn Wein gab es schon lange nicht mehr - als zwei junge Frauen den Schankraum betraten. Eine davon kannte er vom Sehen. Sie war im Frühjahr mit einem alten Mann hier durchgereist, und Keldan hatte sich damals schon gefragt, was dieses seltsame Paar wohl für Geschäfte betrieb, denn als Thedraner hatte er Teri an ihrem Anzug natürlich sofort als Scharfrau erkannt, sich aber gehütet, sie einfach anzusprechen.
    Besonders fiel Keldan aber die Begleiterin der Scharfrau auf. Das hübsche Gesicht, die schlanke, aber frauliche Figur und das lebhafte Gebaren der Fremden zogen ihn sofort an. Er seufzte leise auf. Vor einiger Zeit noch, als er ein erfolgreicher Kaufmann gewesen war, hätte er keinen Augenblick gezögert, sie an seinen Tisch zu laden. Jetzt allerdings schlug sich der geringe Umfang seines Geldbeutels doch sehr auf seine Freigebigkeit, und er begann abzuwägen, ob er es sich leisten könne, die Frauen zu bewirten.
    Keldan brauchte sich nicht zu entscheiden. Zu seiner Überraschung hielten die Frauen direkt auf seinen Tisch zu und setzten sich ihm gegenüber. "Ich will dich sprechen!", eröffnete die Scharfrau das Gespräch. "Ich denke, dass wir uns gegenseitig helfen können."

    Mitten in der Nacht lag Teri, von sich und der Welt vollständig enttäuscht, hellwach und allein auf ihrem Lager im Wirtshaus von Wettergrube. Nicht nur, dass Keldan, der verarmte Händler, mit lauter fadenscheinigen Ausflüchten auf Teris Vorschläge zur Aufstellung einer Streitmacht aus der Bevölkerung Estadors reagiert hatte. Er war, auf Teris bohrende Fragen hin, sogar gezwungen gewesen, zuzugeben, dass er bislang keinerlei Einfluß auf die hiesigen Kaufleute hatte gewinnen können und nun, wo der erste Schock, den der Fall Thedras ausgelöst hatte, vorüber war, erst recht keine Chance mehr sah, dass diese ein Heer aufstellen würden, um die Dramilen aus der Hauptstadt zu verjagen.
    Das eigentliche Problem lag darin, dass es den Leuten im Hinterland noch zu gut ging, hatte er Teri erklärt und Lkeide dabei verliebte Blicke zugeworfen. - Welcher Kaufmann, Bauer oder Handwerker würde sein Geld dafür ausgeben, die Hauptstadt zu befreien? Die Leute waren doch froh, dass sie mit Thedra und den thedranischen Steuereintreibern endlich nichts mehr zu tun hatten.
    Teri hatte an ihre Erfahrungen in Moorstadt denken und Keldan heimlich Recht geben müssen. Es herrschte keine Not in Estador. Das Land konnte seine Bewohner mit Leichtigkeit ernähren. Der einfache Estadorianer trank weder Wein noch würzte er seine Speisen. Diese Genüsse waren nur den wirklich Reichen vorbehalten, und so war mit einem Massenaufstand, nur weil diese Luxusgüter knapp wurden, nicht zu rechnen. Es würde Unmengen Geldes kosten, auch nur eine halbwegs brauchbare Armee von nur wenigen hundert Mann Stärke aufzustellen. - Es war hoffnungslos!
    Irgendwann hatte Teri es aufgegeben, und Keldan hatte sich ganz Lkeide zugewandt. Zu Teris Erstaunen war Lkeide nicht nur auf das Werben des Mannes eingegangen, sondern hatte sogar einen Armreifen versetzt, um für sich und ihre Freundin ein Nachtlager hier im Haus zu bekommen. Jetzt lag sie im großen Schlafzimmer des

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