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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Männer um Keldan sah vor, dass sie mit der Besatzungsmacht in Verhandlung traten und den Dramilen ihre Dienste als Kaufleute anboten. Schließlich hatten sie ausgezeichnete Verbindungen in ganz Estador, und auch die Besatzer mußten doch daran interessiert sein, dass wieder Geld in die Stadt kam. So hatten sich denn die sieben Männer um Keldan geschart, um in den nächsten Tagen nach Thedra aufzubrechen und die Geschäfte von dort aus wieder in die Hand zu nehmen.
    Was die wackeren Männer wohl ahnten, aber nicht wahrhaben wollten, war, dass die Dramilen keineswegs der Hilfe von Kaufleuten bedurften, um die Kontore der Stadt zu leeren. Lange schon hatten die Besatzer begonnen, die Waren, die sie ja doch nicht außer Landes schaffen konnten, im Hinterland gegen Lebensmittel aller Art eintauschen zu lassen. Hätte Keldan gewußt, dass der Ingwer, mit dem die Reichen in Wettergrube ihre Speisen würzen ließen, schon lange aus seinen eigenen Beständen stammte, wäre seine Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. So aber meinte er, sich beeilen zu müssen, um Thedra noch im Spätsommer erreichen zu können. Er und seine Mitstreiter wickelten also so schnell wie möglich ihre restlichen Geschäfte in Wettergrube ab und begannen, sich auf die Reise nach Thedra vorzubereiten.

    Teri und Lkeide kamen gut voran. Schon nach wenigen Tagen hatten sie den Bereich der Städte Stein, Wolfen und Melling verlassen und es gewagt, sich wieder auf öffentlichen Straßen sehen zu lassen.
    Da Lkeide sicher war, dass man in Melling nach ihr suchen würde, hatte es für sie keinen Sinn, nach Hause zu gehen "weil ein Weg so gut wie der andere ist", wie sie zu Teri sagte, blieben die beiden bis auf Weiteres zusammen. Außerdem hielt Lkeide nicht allzuviel von ihrem Mann. "Er ist ein langweiliger Trunkenbold, der mich nur herumkommandiert hat", behauptete sie, wobei Teri sich nicht so recht vorstellen konnte, dass Lkeide sich hatte kommandieren lassen.
    Es zeigte sich, das Lkeide durchaus in der Lage war, mit Teri Schritt zu halten. Es war nicht ihre erste Wanderung, wie Teri erfuhr. Schon mehrfach war sie gezwungen gewesen, die Gegenden in denen sie gelebt hatte, fluchtartig zu verlassen und "da die Sicherheit mit der Entfernung wächst", auch das eine Lkeide-Weisheit, hatte sie viel laufen müssen in ihrem Leben.
    Lkeide hätte sie beide auch ohne weiteres durch Einbrüche und Diebstähle ernähren können, wie sie oft und temperamentvoll beteuerte, denn sie war ein begnadetes Talent in Unehrlichkeiten aller Art. Teri bestand jedoch darauf, sich von den Früchten der Felder, die sie passierten, zu ernähren, so, dass Lkeide sich nach und nach von einem Teil ihrer Schmuckstücke trennte, um von dem Erlös "richtiges Essen" zu kaufen. Der Trennungsschmerz brachte sie jedes Mal an den Rand der Verzweiflung, denn sie gab "das mühsam ehrlich Geklaute", wie sie lamentierte, überhaupt nicht gern her. Ansonsten war sie aber die beste Weggefährtin, die sich Teri unter diesen Umständen wünschen konnte. Bei allem Leichtsinn und aller Flatterhaftigkeit, die sie sonst an den Tag legte, bewies Lkeide doch immer wieder eine nahezu übernatürliche Begabung, unnötigen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen. Stadtwachen erkannte sie, bevor Teri auch nur ahnte, dass die Obrigkeit im Anmarsch war, und die Posten der Feldhüter umging sie so geschickt, dass es Teri fast wie Zauberei vorkam; dabei lag das Geheimnis nur darin, dass Lkeide gut einen Kopf größer war als sie und einfach den besseren Überblick hatte.
    So näherte sich, während Keldan in Wettergrube alles für seine Abreise vorbereitete, von Osten her ein wachsames Paar dem Ort: Lkeide paßte auf, dass Teri in ihrer direkten, kämpferischen Art nicht in Schwierigkeiten geriet, während Teri darauf achtete, dass Lkeide sich nicht allzusehr in ihren Lügengespinsten verhedderte und nicht mehr stahl, als unbedingt für das Vorankommen nötig war. Sehr zupaß kam den beiden jungen Frauen dabei die Jahreszeit, da überall auf den Feldern die reifen Früchte darauf warteten, geerntet zu werden. So wetteiferten sie denn mit Hasen, Kaninchen und wilden Ziegen darum, den Bauern die Früchte vom Feld zu stehlen, und ihr Gewissen war dabei so rein, wie das eines Lämmchens auf der Weide.
    Als die Luft nach Rauch zu riechen begann, trieb Teri zu noch größerer Eile an. Wettergrube war nicht mehr weit. - Vielleicht konnte sie ja noch in diesem Jahr etwas erreichen!

    Keldan hatte seine

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