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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Jetzt", Lkeide sah Teri ernst an, "jetzt mußt du uns führen!"
    "Ich habe auch Angst", bekannte Teri leise.
    Etliche Atemzüge lang schauten Teri, Lkeide, Fokom und der Fürst der Moormenschen schweigend in die Glut des halb erloschenen Feuers. Die Offiziere der Befreiten hatten sich auf Lkeides Zeichen hin schnell und taktvoll zurückgezogen, als der Streit zwischen Teri und Keldan ausgebrochen war.
    Nach einer Zeit die Teri wie eine Ewigkeit vorkam, beugte der Fürst sich weit vor und sah Teri an. "Wie ist dein Name?", verlangte er zu wissen. "Erinnere dich an deinen Namen, so, wie ich mich an ihn erinnere!"
    Einen Moment lang zögerte Teri, aber dann verstand sie, was er meinte. "Ich bin Teri", begann sie zu sprechen, und es war als strömten neue Kraft in ihre Glieder und neuer Mut in ihren Geist, "Scharfrau von Thedra, Hüterin der Armee, Befreierin der Sklaven Estadors, Gründerin und Befehlshaberin der Schlafenden Armee!" Während der letzten Worte war sie aufgestanden. "Und nun hol' mir die Offiziere!", befahl sie einem Posten, der in der Nähe stand. "Wir haben zu reden!"

    Am Morgen des folgenden Tages wiesen Teri und der Fürst der Moorstädter ihre Leute nach den Anordnungen Fokoms ein. Teri ließ von ihren Offizieren zweitausend der besten Kämpfer aufstellen, die sich in Hundertergruppen formierten. Jeder dieser Trupps wurde dann durch zehn Moorstädter verstärkt, die sich wegen des Handels mit Flechtwaren, den sie mit Thedra getrieben hatten, recht gut in der Stadt auskannten.
    Teri sah Rolo, wie er bei einer der Gruppen stand, die als erste in die Stadt einfallen sollten. Sie ging kurz zu ihm und wünschte ihm Glück.
    Keldan war tatsächlich nicht wieder aufgetaucht. Er saß in seinem Zelt und ließ durch Lkeide mitteilen, er habe sein Teil getan und überlasse die Leitung der Schlacht denen, die mehr davon verstünden. Teri verstand, dass er sich unter diesen Bedingungen nicht vor den Befreiten zeigen wollte. Sie hatte Keldan zu schätzen gelernt und ließ ihm seine Ruhe.
    Fokom selbst hatte auch keine Ambitionen, sich auf dem Schlachtfeld zu bewähren. "Kein Dramile in Thedra wird den heutigen Tag überleben", hatte er Teri erklärt. "Soll ich mich daran beteiligen, das Leid zu schaffen, das ich jetzt schon sehe?"

    Es war eine seltsame Streitmacht, die durch den Hohlweg zu dem Karrenplatz zog und sich dort schweigend zu wohlgeordneten Gruppen formierte. Keine Parolen und keine Lieder waren zu hören. Kein Offizier hielt es für nötig, die Kampfeslust seiner Leute anzustacheln. So glich der Karrenplatz weniger einem Heerlager, als einer Stätte der inneren Sammlung. Es lag eine ruhige Kraft über diesem Ort, die ahnen ließ, dass diese Menschen entschlossen waren, zu siegen. Aber nicht der Sieg über die Dramilen war es, den sie anstrebten, das war nur der erste Schritt. Der wahre Kampf der Befreiten würde erst beginnen, wenn die Schlacht vorüber war, das wußte jeder hier auf dem Karrenplatz vor Thedra.
    Die Räte waren schon berufen, die mit den Forderungen der ehemals Rechtlosen vor den König und seine Berater treten würden. Die Gesetze Thedras und ganz Estadors mußten geändert werden, und es würde lange Verhandlungen und Beratungen geben. Das würde der schwerste Kampf der Armee der Befreiten werden, die Erstürmung Thedras war nur der Anfang.
    Teri kam durch den Hohlweg und ging durch die Reihen ihrer Kämpfer auf das Balkengitter zu, das den Simsweg in voller Breite sperrte. An ihrer Seite ging Lkeide, die heute ihr Haar hochgesteckt hatte und eng anliegende, dunkle Kleidung trug. Als Teri den Anfang des Simsweges erreicht hatte, schloß sofort eine Gruppe Befreiter und Moorstädter auf, an deren Spitze ein grimmig dreinblickender Rolo ging. An seiner Seite erkannte Teri mit Verwunderung Keldan, der sich als einfacher Kämpfer in Rolos Gruppe gestellt hatte und ihr nun ernst zunickte.
    Etwa fünf Mannslängen vor dem Balkengitter blieb Lkeide zurück, und Rolo schloß mit seinen Leuten zu ihr auf. Jetzt stand Teri knapp drei Schritte vom Gitter entfernt.
    Auf der anderen Seite entstand Bewegung auf dem Simsweg. Ein großer, massiger Dramile mit schiefliegendem Kopf bahnte sich den Weg durch seine Leute. Begleitet wurde er von einem Dramilen in dunkler Kleidung und dem schafsgesichtigen jungen Mann, den Teri schon vor der Höhle der Armee mit den beiden anderen hatte zusammenstehen sehen. Die beiden blieben einige Schritte zurück und der Befehlshaber der Dramilen trat allein an das

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