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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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sollten. »Wenn das noch schlimmer wird, dann lohnt es sich gar nicht mehr, diese Stadt zu verteidigen.« Ich schüttele den Kopf. »Ich hätte schon vor langer Zeit hier weggehen sollen.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«, erkundigt sich Makri.
    »Mir ist kein besserer Ort eingefallen.«
    Die Randbezirke des Hafens sind wirklich übel, noch schlimmer als der Rest von ZwölfSeen. Zitternde junge Huren in fadenscheinigen Mäntelchen versuchen unsere Aufmerksamkeit zu erregen, während wir vorübergehen. Bettler strecken hoffnungslos ihre Hände aus, und ein paar Kinder, die für dieses Wetter viel zu zerlumpt gekleidet sind, stehen verloren vor den Kaschemmen und warten darauf, dass ihre Eltern wieder herauskommen. Die triste Stimmung wird nicht besser, als ich Georgius Drachentöter auf uns zukommen sehe. Er ist sehr groß, breitschultrig und energisch. Selbst ohne seinen Regenbogenumhang ragt er aus der elenden Masse heraus.
    Seine Augen verengen sich zu Schlitzen, als er näher kommt, und ich mustere ihn ebenso grimmig. Georgius Drachentöter ist einer meiner alten Feinde. Er ist ein mächtiger Zauberer, hat jedoch der Stadt nie zum Ruhm gereicht. Bis vor kurzem war er aus der Zaubererinnung ausgeschlossen, wurde aber angesichts der akuten Krise wieder aufgenommen. Das ändert nichts daran, dass er ein Krimineller ist. Er ist vielleicht einer Verurteilung entronnen und hat die Zaubererinnung getäuscht, aber mich führt er nicht hinters Licht.
    Wie jeder erfolgreiche Zauberer ist auch Georgius sehr wohlhabend. Was will er dann in diesem armen Stadtbezirk? Zweifellos hat er etwas Ungesetzliches im Sinn. Ich trage zwar mein Zauberschutzamulett, wappne mich aber für alle Eventualitäten, denn Georgius ist sehr kräftig und durchaus in der Lage, mich physisch anzugreifen, wenn ihm gerade danach ist.
    Er bleibt unmittelbar vor mir stehen.
    »Thraxas, der billige Detektiv.« Er kommt gern schnell zur Sache. Ich sehe ihn an, würdige ihn aber keiner Antwort.
    »Ich habe mit Ravenius geredet«, fährt der Zauberer fort. »Er hat erwähnt, dass du jede Woche in deiner heruntergekommenen Absteige Raff spielst.«
    Das überrascht mich doch ein wenig. Wieso interessiert Georgius das?
    »Ich spiele für gewöhnlich mit General Akarius und Prätor Raffius im Hause von Senator Kevarius. Aber er hat für eine gewisse Zeit alle Spiele abgesagt. Seine Frau liegt mit dem Winterfieber danieder.«
    Er sieht mich spöttisch an.
    »Ich nehme an, dein Einsatz ist zu niedrig, als dass mich ein Spiel interessieren könnte.«
    Ich weiß nicht genau, ob er nach einer Einladung für unser Spiel schielt oder mich einfach nur beleidigen will.
    »Warum leistet Ihr uns dann keine Gesellschaft?«
    »Es dürfte kaum genug Geld auf dem Tisch liegen, dass sich meine Mühe lohnt.«
    »Ihr könnt bieten, so hoch Ihr wollt. Ich knöpfe Euch Eure Gurans mit Vergnügen ab.«
    Georgius betrachtet mich einen Moment. Ich habe fast den Eindruck, als würde er lächeln, aber das ist schwer zu sagen. Er ist ein vierschrötiger Typ mit kantigem Kinn und stahlharten Augen, und es muss schon einiges passieren, bis er lächelt.
    »Ich setze mich nie an einen Spieltisch, wenn nicht mindestens fünfhundert Gurans vor jedem Spieler liegen.«
    »Fünfhundert Gurans? Kein Problem. Bringt ruhig mehr mit, wenn Ihr wollt. Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zu zeigen, wie man Raff spielt.«
    Georgius lacht höhnisch, nickt anschließend unmerklich und marschiert von dannen.
    Makri sieht mich verwirrt an. »Was sollte das denn?«
    »Er möchte Karten spielen.«
    »In der Rächenden Axt? Warum?«
    »Weil er mich hasst«, erkläre ich. »Er kommt einfach nicht darüber hinweg, dass ich ihm einen Kinnhaken versetzt habe. Vermutlich sinnt er seitdem auf Rache. Und jetzt will er mich am Kartentisch demütigen. Der arme Kerl. Ich bin die Nummer eins bei Raff.«
    Makri hat da so ihre Zweifel.
    »Ich finde es trotzdem irgendwie merkwürdig, dass er einfach so auftaucht und erzählt, dass er zur Rächenden Axt kommt, um Karten zu spielen.«
    »Nur weil du nicht weißt, wie sehr er mich hasst. Immerhin habe ich ihn einmal öffentlich schwerster Verbrechen beschuldigt, obwohl er vollkommen unschuldig war. «
    »Dann müssten sich fast alle wichtigen Leute in der Stadt an dir rächen wollen.«
    »Stimmt. Aber vermutlich frisst das immer noch an ihm.«
    Wir biegen in den Quintessenzweg ein.
    »Du hast doch nicht annähernd fünfhundert Gurans, stimmt’s?«, meint Makri und legt

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