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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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die eher der Wintermode bei Hofe genügen als den Ansprüchen an Schuhwerk, mit dem man bei schlechtem Wetter auf der Straße herumlaufen muss. Als Oberhexerin der Zaubererinnung und bedeutendes Mitglied des Kriegsrates befehligt sie natürlich einen ganzen Fuhrpark von Kutschen. Obwohl ihr Haar und ihr Makeup von ihrer Leibkosmetikerin perfekt gestylt wurden, sieht sie irgendwie müde aus. Zweifellos fordert das Wirken von zu vielen Zaubersprüchen seinen Tribut. Letzten Monat hat sie auf dem Schlachtfeld eine ungeheure Energieleistung im Kampf gegen die Orks gezeigt. Sie hat zwei der größten feindlichen Bestien vom Himmel gefegt, riesige Kriegsdrachen, die von Prinz Amrag und Harm dem Mörderischen geritten wurden. Diese Kreaturen werden von sämtlichen bekannten Verteidigungsbannen der mächtigsten Ork-Hexer geschützt. Ich stand damals neben Lisutaris. Mir klingt noch ihre Stimme im Ohr, als sie einen Zauber in einer toten, furchtbaren, lange vergessenen Sprache intonierte und mit ihrer bloßen Willenskraft diese so gut wie nicht zu bewältigende Aufgabe bezwang, die gewaltige Kraft dieser immensen Biester zu bändigen und gleichzeitig den mächtigen magischen Schutz zu überwinden, der die Drachen hütete. Ich möchte behaupten, dass dieses Schauspiel von Zauberei das Bedeutendste war, das jemals in der Hitze einer Schlacht gezeigt wurde. Ich bezweifle, dass Lisutaris seitdem zur Ruhe gekommen ist, was man ihr deutlich ansieht.
    Ich danke der Zauberin für ihre Geschenke.
    »Möchtet Ihr einen Schluck … Abbot’s Starkbier? Oder vielleicht einen Tropfen Elfenwein?«
    Lisutaris spürt die Überwindung, die mich diese Fragen gekostet haben, und lächelt.
    »Behalte es für dich, Thraxas. Es ist mir lieber, wenn du das trinkst, als einige dieser Schmarotzer im Palast. Du wärst überrascht, wenn du erführest, wie viele gesunde junge Männer plötzlich in der Verwaltung arbeiten, statt ihren Militärdienst abzuleisten.« Lisutaris runzelt die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas beim letzten Krieg passiert ist. Was ist nur aus dem Mut der Menschen geworden?«
    Da bin ich ebenfalls überfragt. Lisutaris hat Recht. Im Moment herrscht nur wenig patriotische Begeisterung in der Stadt. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, aber vielleicht hat es etwas mit dem Wohlstand zu tun, der in den letzten Jahren in der Stadt aufblühte. Damit und mit dem Boah, nehme ich an.
    Lisutaris tritt in mein Büro. Makri folgt ihr uneingeladen. Ich sehe sie fragend an.
    »Ich bin ihre Leibwächterin«, erklärt Makri. »Und was hat es mit dem Grandiosen Abbot’s Starkbier auf sich?«
    »Es ist ein seltenes und feines Gebräu.«
    »Ich will es probieren.«
    »Ich spare es mir für eine besondere Gelegenheit auf.«
    Ich erkläre Lisutaris, dass ich jeden Morgen die Anrufung für Herminis’ Schutz absolviere, aber ich mache mir nicht die Mühe, allzu begeistert zu klingen. Lisutaris versichert mir, dass ihre Freundin sicher ist.
    »Niemand sucht mehr nach Herminis. Die Stadt hat schon so genug Probleme.«
    Die Herrin des Himmels setzt sich und zieht eine elegante silberne Dose heraus, in der sie ihr Thazis verwahrt.
    »Ich bin mitten in einer Ermittlung«, erklärt sie. »Und du kannst mir in deiner Eigenschaft als Detektiv vielleicht helfen.«
    »Wird mich jemand für diese Hilfe bezahlen?«
    Die Zauberin schüttelt den Kopf und dreht sich eine Thazisrolle. Für ihre Verhältnisse ist sie eher klein.
    »Dafür gibt es kein Geld. Es gehört zum offiziellen Kriegsdienst und ist normale Bürgerpflicht.«
    »Ich werde noch verhungern, während ich meine Pflichten erfülle.«
    »Es könnte dir nicht schaden, wenn du ein paar Pfunde abspeckst«, erklärt Lisutaris. »Außerdem will ich dich gar nicht engagieren. Senator Simplicius leitet die Untersuchung und hat seine Agenten bereits überall in Zwölf-Seen verteilt. Ich will nur einen Rat.«
    Lisutaris saugt hingebungsvoll an ihrer Thazisrolle.
    »Hast du schon mal von der Sturmsänfte gehört?«
    »Nein. Was ist das?«
    »Ein magisches Artefakt. Eines der Artefakte, die mir überantwortet wurden, als ich zur Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung berufen wurde.«
    »Und was bewirkt es?«
    »Es besänftigt Stürme.«
    »Sieh an.«
    Lisutaris erklärt mir, dass die Sturmsänfte eine Schneckenmuschel ist, der die Fähigkeit innewohnt, die Wogen zu glätten.
    »Ihre Magie wurde von der Erhabenen Zauberin Elistratis vor achthundert Jahren gewirkt. Ihre Tochter hat die Muschel

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