Sturm und Drang
frustriert an. »Betrachte es als eine Erweiterung des Schlachtfelds, Thraxas. Wir haben Krieg. «
»Sicher, stimmt. Es ist meine patriotische Pflicht und so weiter. Aber im Moment beansprucht gerade eine Angelegenheit höchster Wichtigkeit meine Aufmerksamkeit, und dafür benötige ich eine beträchtliche Geldsumme. Seht Ihr Euch vielleicht in der Lage, mir fünfhundert Gurans zu borgen?«
Lisutaris erleidet plötzlich einen Hustenanfall. Ich nutze die Gelegenheit, die Dringlichkeit meines Anliegens zu verdeutlichen.
»Ihr geht keinerlei Risiko ein. Ihr bekommt eine Garantie für die Rückgabe dieser Anleihe.«
Lisutaris versucht aufzustehen, schwankt und fällt zu Boden. Ich bin perplex. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sie wegen fünfhundert Gurans so ein Aufhebens macht.
»Na gut, vielleicht würden dreihundert auch genügen, für den Anfang … «
»Thraxas, du Idiot! Siehst du nicht, dass sie krank ist?«, schreit Makri mich an.
»Wie, krank?«
Lisutaris’ Gesicht ist rot angelaufen, und sie atmet stoßweise. Ihre Stirn ist schweißnass.
»Sie hat das Winterfieber«, jammert Makri.
»Unmöglich. Sie ist die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung. «
Aber Makri hat Recht. Ich betrachte die Herrin des Himmels, die im Moment zusammengekauert auf meinem Boden liegt, und verwünsche mein Pech. Da empfange ich eine der reichsten Frauen Turais in meinem Büro in der Rächenden Axt, und bevor sie mein geschäftliches Angebot zu Ende hören kann, ringt das Fieber sie zu Boden. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass die Götter mir nicht wohlgesinnt sind.
»Hol Chiruixa!«, befiehlt Makri. »Ich schaffe Lisutaris in dein Bett. «
»Ich halte das nicht für eine gute Idee, wenn sie …«
»Hol die Heilerin!«, brüllt Makri mich an.
Ich bin zwar nicht sonderlich erfreut darüber, eine am Winterfieber erkrankte Person in meinem Bett zu haben, aber es scheint keine bessere Alternative zu geben. Wenn die Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung in Zeiten wie dieser erkrankt, ist das eine sehr heikle Angelegenheit.
»Frag sie, ob sie mir das Geld leiht, wenn sie wieder zu sich kommt.«
Dann verschwinde ich. Bevor ich mich auf den Weg zu Chiruixas Praxis im Quintessenzweg mache, informiere ich Ghurd über diesen neuesten Zwischenfall. Der stämmige Barbar ist sichtlich beunruhigt.
»Lisutaris? Krank? Hier? Kann sie sich nicht irgendwo anders auskurieren?«
»Nicht in ihrem Zustand.«
Ghurd unterdrückt einen Fluch zwischen den Zähnen. Es wird zunehmend schwieriger, die Seuche geheim zu halten. Ein Quarantäne-Dekret wird immer wahrscheinlicher. Aber der Zeitpunkt ist wirklich sehr ungünstig. In der Taverne drängen sich Söldner und Soldaten. Ghurds Geschäft brummt wie noch nie. Sollte die Stadt nicht von den Orks niedergebrannt werden, dürfte er in den nächsten Monaten einen satten Gewinn einstreichen. Ich überlasse ihn seinen Sorgen und beeile mich, Chiruixa zu holen. Als ich in ihre Praxis stürme, sieht sie mich besorgt an. Vermutlich erinnert sie sich an das letzte Mal, als ich so hektisch bei ihr aufgetaucht bin. Damals drohte Makri an einem Armbrustbolzen zu sterben, den ihr Sarin die Gnadenlose verpasst hatte. Sarin war eine der übelsten Kriminellen, die jemals Turai heimgesucht haben.
»Makri? Ist sie …?«
»Lisutaris. Sie leidet unter einem schlimmen Anfall des Fiebers.«
Chiruixa runzelt die Stirn und packt sofort Kräuter in ihren Heilerbeutel.
»Wie schlimm?«
»Sehr schlimm. Sie hat angefangen zu husten und ist dann zusammengebrochen. Ich dachte, dass eine so mächtige Zauberin einen Schutz gegen diese Krankheit hätte.«
Chiruixa schüttelt den Kopf. »Gegen das Winterfieber hilft keine Magie. Zauberer können ebenso daran sterben wie alle anderen.«
Wir hasten zurück zur Rächenden Axt. Chiruixa fragt mich, ob Lisutaris der erste Fall war. Ich muss ihre Frage verneinen.
»Cimdy und Bertax sind auch krank.«
»Hat Ghurd das schon dem Präfekten gemeldet?«
Ich antworte mit beredtem Schweigen. Chiruixa schürzt missbilligend die Lippen. Ich führe die Heilerin die Außentreppe zu meinem Büro hinauf, weil ich unter den Gästen im Schankraum keinen Argwohn erregen will. Bedauerlicherweise ist mein Büro nicht leer. Bei meinem überstürzten Aufbruch habe ich vergessen, die Türen mit einem Schließbann zu verriegeln. Hauptmann Rallig und seine neue Freundin Moolifi sitzen in trauter Eintracht auf meiner Couch. Makri steht etwas verlegen an der Tür, die zu meinem
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