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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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eine sterbenskranke Zauberin in meinem Schlafzimmer und eine sterbenskranke Meuchelmörderin auf meiner Couch. Ich schüttele den Kopf. Wie konnte es so weit kommen? Haben diese Leute keine Wohnungen, in denen sie in Ruhe sterbenskrank sein können?

6. KAPITEL
    Vizekonsul Zitzerius eilt, so schnell er kann, nach ZwölfSeen, nachdem er meine Nachricht erhalten hat. Ich habe Präfekt Drinius noch nicht informiert, weil ich mich nicht sonderlich gut mit ihm verstehe. Soll Zitzerius das Notwendige mit ihm verhandeln. Als der Vizekonsul eintrifft, zögere ich einen Moment, ihn in mein Büro zu lassen. So wie die Dinge im Moment laufen, erwarte ich fast, dass er fiebernd zu Boden sinkt, sobald er die Schwelle zu meinem Reich übertreten hat.
    »Ich hatte das Fieber bereits.« Mit diesen Worten rauscht er an mir vorbei. Sein Assistent Harrius wirkt angesichts der Krankheit nicht ganz so locker. Zitzerius stutzt, als er Marihana auf der Couch liegen sieht. Ich bin nicht sicher, ob er sie erkennt. Wenn sie schläft, wirkt sie noch unschuldiger und kindlicher und ähnelt so gar nicht der Frau, die einst einen Elfen-und einen Ork-Lord umgebracht hat, und das an einem Tag. Als Zugabe hat sie noch einen Senator beseitigt. Jedenfalls wird das behauptet.
    »Es gibt mehr als ein Opfer? Wo ist Lisutaris?«
    »In meinem Schlafzimmer.«
    Ich bin nicht gerade begeistert, dass der Vizekonsul meine Privatgemächer betritt, vor allem deshalb, weil es dort noch unordentlicher ist als in meinem Büro. Mich beschleicht irgendwie das Gefühl, als wäre ich wieder in der Armee, wo meine persönliche Ausrüstung durch einen Offizier inspiziert wird. Mir steigt die Galle hoch. Eine abfällige Bemerkung über den Zustand meiner Räume, und ich werfe das ganze Pack hinaus. Chiruixa begleitet sie ins Schlafzimmer. Ghurd hat sich wieder nach unten getrollt, und so bleibe ich einen Moment allein mit Makri und Marihana zurück, die unter der Wirkung irgendwelcher Medikamente friedlich schlummert. Trotzdem ziehe ich Makri in eine Ecke des Raums und spreche leise mit ihr, damit Marihana uns nicht belauschen kann. Einer Meuchelmörderin kann man nicht trauen, nicht einmal, wenn sie todkrank ist.
    »Was wollte Marihana? War es etwas, das ich wissen sollte?«
    Makri zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie ist zusammengebrochen, bevor sie es mir sagen konnte.«
    »Hat sie denn nicht wenigstens eine Andeutung gemacht? «
    Makri schüttelt den Kopf. »Du hast doch selbst gesehen, wie schnell das ging.«
    Es bleibt ein Rätsel. Verdammt soll Marihana sein. Hätte sie nicht wenigstens noch dreißig Sekunden länger wach bleiben können?
    »Es muss etwas sehr Ernsthaftes sein«, sagt Makri.
    »Das nehme ich auch an. Es sei denn, sie wollte nur mal wieder mit dir plaudern.«
    »Was soll das denn heißen?«, fährt Makri mich hitzig an.
    »Letzten Monat hat sie dir Blumen mitgebracht.«
    »Wirst du endlich damit aufhören?«, fordert Makri. »Es ist überflüssig, mir ständig damit zu kommen. Kannst du nicht mal über etwas anderes nachdenken?«
    Harrius taucht auf und bittet mich, zu Vizekonsul Zitzerius zu gehen. Ich bemerke, wie sein Blick zu Makri hinüberzuckt. Harrius war schon oft in meinem Büro, aber ich glaube, er hat Makri noch nie in ihrem Kettendress gesehen. Sie bietet nach Meinung vieler, meist männlicher Leute einen spektakulären Anblick. Nicht nur wegen ihrer Brüste. Makri ist die einzige Frau, an der ich jemals einen Waschbrettbauch gesehen habe. Selbst die exotischen Tänzerinnen in den Varietes im Geschäftsviertel haben weichere Bäuche. Natürlich verbergen alle anständigen Frauen ihren Bauch hinter mehreren Lagen Tuch.
    Da ich weiß, dass Makri Harrius derb zusammenstutzen wird, wenn er sie weiter anglotzt, nehme ich ihn am Arm und führe ihn in meine Privatgemächer, wo Vizekonsul Zitzerius mit nachdenklicher Miene neben Lisutaris’ Bett steht. Die Zauberin ist bei Bewusstsein, aber sehr schwach.
    Zitzerius dankt mir, weil ich ihn verständigt habe.
    »Die Lage ist äußerst prekär. Dass Lisutaris krank ist, darf auf keinen Fall publik werden. Es wäre ein Fiasko für die Moral der Stadt. Und vor allen Dingen dürfen die Orks es nicht herausfinden.«
    Der Vizekonsul hat Recht. Lisutaris ist so wichtig für die Verteidigung der Stadt, dass die Nachricht von ihrer Erkrankung genügen könnte, um die Orks zu einem Angriff zu verleiten.
    Zitzerius ist ein hagerer, grauhaariger Mann, dem die Bevölkerung vertraut. Allerdings

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