Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
fünfhundert Gurans zu fragen, aber ich verwerfe den Einfall sofort wieder. Er würde es vermutlich zutiefst missbilligen, wenn jemand in Zeiten wie diesen ans Kartenspielen denkt.
    Plötzlich küsst mich die Muse.
    »Wie steht es mit der Suche nach dem Ozeanischen Orkan?«, erkundige ich mich.
    Zitzerius bedenkt mich mit einem argwöhnischen Blick.
    »Ihr wisst davon?«
    »Selbstverständlich. Lisutaris ist gekommen, um mich zu konsultieren. Sie weiß, dass ich die Nummer eins bin, wenn es darum geht, verschwundene Artefakte zu finden.«
    »Jede Hilfe, die Ihr leisten könnt, ist willkommen«, erwidert Zitzerius brüsk. »Aber es suchen bereits viele Leute. Prätor Simplicius organisiert die Suchaktion.«
    »Dann dürfte wohl nichts dabei herauskommen. Am besten engagiert Ihr mich. Ich habe ja schon früher erfolgreich für Euch gearbeitet. Meine Dienste kosten Euch läppische … sagen wir, fünfhundert Gurans.«
    Der Vizekonsul ist sichtlich erschüttert.
    »Versucht Ihr etwa, Geld für die Suche nach einem Artefakt herauszuschlagen, von dem die nationale Sicherheit abhängen könnte?«
    »Herausschlagen? Ihr nennt die Erhebung einer bescheidenen Kostenentschädigung Wucher?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, liegt Euer üblicher Tagessatz bei dreißig Gurans«, erwidert Zitzerius. »Es würde mich traurig stimmen, zu erleben, dass ein Bürger Turais sich an der Krise bereichern will.«
    »Und mich erst. Aber zufällig brauche ich fünfhundert Gurans, und zwar schnellstens. Das ist keine große Summe. Die könnt Ihr ohne Probleme aus der Staatskasse loseisen. Wie wäre es, wenn Ihr fünfhundert Gurans als Belohnung dafür aussetzt, den Ozeanischen Orkan rasch aufzufinden?«
    Zitzerius bedenkt mich mit einem vernichtenden Blick. Er sortiert mich eindeutig in die Reihen der Kriegsgewinnler ein, die in Zeiten der Not Vorräte aufkaufen und sie zu maßlos überhöhten Preisen an die Not leidende Bevölkerung weiterverschachern.
    »Solltet Ihr das Artefakt finden, werde ich vielleicht eine kleine Belohnung aussetzen. Aber erwartet nicht, dass ich Euch in Zukunft noch einmal eine Gunst erweisen werde.«
    »Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Ihr mir in der Vergangenheit schon einmal eine Gunst erwiesen hättet.«
    Harrius erinnert den Vizekonsul daran, dass er noch einen dringenden Termin im Palast hat. Zitzerius nickt.
    »Thraxas, Lisutaris’ Wohlergehen obliegt nunmehr Eurer Verantwortung. Solange sie unter diesem Dach weilt, solltet Ihr Eure Gewohnheiten mäßigen. Versucht einmal in Eurem Leben, die Interessen des Staates über die Euren zu stellen.«
    Mit diesen Worten schreitet Zitzerius hoheitsvoll von dannen. Typisch für ihn, dass er mich beleidigen musste, während er gleichzeitig von mir verlangt, dass ich für ihn Frondienste leiste. Zitzerius mag ein großer Redner sein, und vor Gericht sind seine Plädoyers berüchtigt, aber er verwendet nicht gerade viel Fleiß darauf, seinem persönlichen Charme ein wenig Schliff zu geben.
    Chiruixa gibt mir Instruktionen für die Pflege von Lisutaris und Marihana. Das ist nicht weiter kompliziert. Viel Wasser und alle paar Stunden ein paar Kräutertränke.
    »Sorg dafür, dass sie warm gehalten werden. Das sollte dir leicht fallen.«
    Ich sehe sie verständnislos an.
    »Magie«, erklärt Chiruixa. »Du kannst doch Feuer mit einem Spruch entzünden.«
    »Ja, stimmt«, erwidere ich.
    Aber es ist schon lange her, dass mein Feuerzauber funktionierte. Heutzutage besitze ich einfach nicht mehr genug Macht. Nachdem Chiruixa gegangen ist, sehe ich nach Lisutaris und Marihana. Keine der beiden macht Anstalten, als würde sie gleich sterben, also mache ich das, worauf ich mich schon einige Zeit gefreut habe. Ich eile nach unten an den Tresen.
    »Einen Zünftigen Zunftsmann, und zwar zügig.«
    Ghurd schiebt mir einen extragroßen Krug herüber. Seiner Miene nach zu urteilen, könnte er selbst ein paar Zünftige Zunftsmänner vertragen.
    »Es ist schrecklich«, zischt er.
    »So schlimm ist es auch wieder nicht«, erkläre ich ihm leise. »Es gibt keine Quarantäne.«
    Aber Ghurd ist immer noch besorgt.
    »Wenn Lisutaris nun stirbt?«
    »Das können sie dir nicht in die Schuhe schieben.«
    »Ach nein? Ich habe nicht gemeldet, dass Cimdy erkrankt ist. Aber das hätte ich tun müssen.«
    Ich rate Ghurd, sich zu entspannen.
    »Der Vizekonsul hat die ganze Angelegenheit in meine Hände gelegt.«
    »Was verstehst du davon, die Kranken zu heilen?«
    »Nicht viel«, gebe ich zu. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher