Sturm und Drang
anscheinend erfordert das nur die regelmäßige Gabe von Chiruixas Kräutertränken. Man verabreicht sie den Kranken und wartet darauf, dass es ihnen besser geht. Das ist ein Kinderspiel. Ich wusste ja schon immer, dass diese Heiler viel zu viel Getue um die ganze Sache machen. Vermutlich machen sie das nur, damit sie ihre Honorare in die Höhe treiben können.«
Ich erkläre Ghurd, dass die Rächende Axt sogar davon profitieren könnte, wenn Lisutaris wieder gesund ist.
»Möglicherweise bekommt deine Taverne einen guten Ruf unter den Zauberern. Diese Magier sind starke Trinker. Als ich das letzte Mal beim Konvent der Zauberer war, haben sie das Zeug in sich hineingeschüttet, als hinge ihr Leben davon ab.«
Zauberer scheinen nicht viel von Mäßigung zu halten. Ob es sich nun um Alkohol, Boah oder wie in Lisutaris’ Fall um Thazis handelt, sie scheinen immer alles exzessiv zu betreiben.
Makri taucht mit einem Tablett leerer Krüge auf.
»Wo willst du denn schlafen?«, erkundigt sie sich.
»Im Gästezimmer, nehme ich an.«
»Das geht nicht. Da schläft Moolifi.«
Das habe ich vergessen. Jetzt weiß ich nicht, wo ich die Nacht verbringen soll. Makri verkündet, dass sie neben Lisutaris auf dem Boden schlafen wird.
» Sagt wer? «
»Ich. Es ist meine Aufgabe. Schließlich bin ich ihre Leibwächterin.«
Irgendwie scheint sich die Lage drastisch zu verschlimmern. Jetzt schläft Makri schon auf meinem Schlafzimmerboden. Das waren noch Zeiten, als sich nur gelegentlich ein hoffnungsloser Klient in mein Büro verirrt hat! Jetzt habe ich nicht mal genug Platz, um in aller Ruhe ein Bier zu trinken.
Ich drehe mich zu Ghurd um.
»Sieht aus, als müsstest du mich in dein Zimmer aufnehmen. Es wird wieder so wie damals, als wir uns im Krieg ein Zelt geteilt haben.«
Ghurd wirkt peinlich berührt. »Das ist… also …«
Plötzlich scheint er einen Schmutzfleck am anderen Ende des Tresens entdeckt zu haben, eilt dorthin und poliert ihn wie ein Verrückter mit seinem Lappen. Ich bin baff.
»Was hat er denn?«
Makri sieht mich mitleidig an.
»Du kannst nicht in seinem Raum schlafen. Er teilt ihn sich mit Tanrose. Wusstest du das nicht?«
»Natürlich nicht. Seit wann geht das denn?«
»Seit er sie gefragt hat, ob sie ihn heiraten will«, informiert Makri mich.
Jetzt fällt mir auch nichts mehr ein.
»Vielleicht kann ich ja hinter der Bar schlafen«, sinniere ich.
»Schlaf doch einfach auf dem Boden in deinem Büro.«
»Ich soll im selben Raum schlafen wie eine Meuchelmörderin? Nie im Leben!«
»Vielleicht kommt ihr euch ja dann etwas näher«, meint Makri. »Es wird Zeit, dass du dir eine Gefährtin suchst. He, selbst Ghurd ist nicht mehr allein.«
Tanrose kommt mit einer Schale Hefegebäck aus der Küche.
»Tanrose, findest du nicht auch, dass Thraxas sich eine Frau suchen sollte?«, erkundigt sich Makri.
»Unbedingt«, erklärt Tanrose. »Ich liege ihm schon seit Jahren damit in den Ohren, dass er endlich eine Familie gründen soll.«
»Natürlich ist Marihana eher zierlich, also solltest du ziemlich behutsam …«, spöttelt Makri.
Mein Bedarf an Spott ist gedeckt. Ich schnappe mir eine Schüssel mit Eintopf, ohne Wurzeln, und ziehe mich in die entlegenste Ecke des Schankraums an den Kamin zurück. Dort setze ich mich hin, esse und lausche den Söldnern, die über Kämpfe reden. Dabei denke ich an den Ozeanischen Orkan und an die Geschichte von dem vergrabenen Gold von Tanroses Mutter. Mit welchem von beiden kann ich wohl schneller Geld verdienen? Eine schwierige Entscheidung. Ich beschließe, morgen in beiden Fällen zu ermitteln und abzuwarten, wie weit ich komme.
7 KAPITEL
Am nächsten Morgen bin ich so früh auf, dass ich die erste Bierlieferung noch abpasse. Den vierschrötigen, rothaarigen Mann, der die Fässer in den Keller rollt, erkenne ich.
»Was machst du denn auf einem Bierkarren, Hoffax?«
Hoffax hat vor langer Zeit seinen erlernten Beruf als Bierkutscher aufgegeben und wurde Funktionär der Transportgilde. Seitdem hockt er fast die ganze Zeit in einem Büro, verteilt Jobs und schließt Verträge ab.
»Kutschermangel«, erwidert er. »Die meisten Zunftgenossen wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Der Kutscher für diese Tour patrouilliert oben in den Gärten.«
Turai hat ein Regiment in der Nähe der Lustgärten stationiert, zur Bewachung des Osttors. Man munkelt von einem Ausfall gegen das Stadion Superbius, aber ich glaube, General Pomadius ist dagegen. Wir wissen nicht, wie
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