Sturm und Drang
Tisch schlagen sich vor Lachen auf die Schenkel.
»Hast du deine Notgroschen zusammengerafft?«, fragt Donax.
Ich suche immer noch in der leeren Kiste nach Gurans. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich mir so viel Ärger für vierzehn Gurans aufgehalst habe. Verdammt sollen Tanrose und ihre verlogene Familie sein! Zitzerius steht hinter mir und schnaubt verächtlich. Lisutaris und Marihana hätten sich ihm sicher angeschlossen, wenn in diesem Moment nicht jemand sehr nachdrücklich an die Tür der Taverne gehämmert hätte.
»Öffnet, im Namen der Wahren Kirche. Wir verlangen die sofortige Verhaftung von Thraxas, dem Grabräuber!«
Bei dem Lärm schreckt der Vizekonsul zusammen. »Was hat das denn zu bedeuten?«, will er wissen.
»Ignoriert sie einfach«, rate ich ihm. »Die Kirche besitzt keinerlei Befugnis, einfach irgendwo aufzutauchen und irgendetwas zu verlangen.«
»Hier spricht Bischof Gabrielius. Ich verlange die sofortige Verhaftung von Thraxas, auf Anordnung der Kirche!«
»Das ist, wie gesagt, ein sehr strittiger Punkt«, erkläre ich. »Außerdem habt Ihr einen weit höheren Rang als der Bischof.«
»Was habt Ihr angestellt?«, beharrt der Vizekonsul.
»Nichts.«
»Sie behaupten, Ihr hättet ein Grab geplündert!«
»Das ist ein albernes Missverständnis. Ich habe mich nur zum Gebet niedergekniet. Also, meine Herren, ich würde sagen, wir spielen weiter.«
Zitzerius marschiert zur Eingangstür und wird den Bischof hoffentlich besänftigen. Er muss ihn besänftigen. Sie können mich nicht einfach wegen Grabschändung inhaftieren. Die Sicherheit der Stadt hängt von mir ab. Und von vierundsechzig Gurans. Das wird nicht leicht. Ich brauche Bier. Ich wirbele herum. Makri ist mittlerweile auf ihren Posten hinter den Zapfhähnen zurückgekehrt.
»Bier!«
Sie sieht mich merkwürdig an, legt ihre Hände auf die Stirn und fällt um.
»Sie ist krank!«, ruft Dandelion. »Sie hat das Fieber!«
»Ich brauche Bier.« Ist denn die ganze Welt gegen mich? Hauptmann Rallig hilft Dandelion, Makri zu den anderen Seuchenopfern in den Lagerraum zu schleppen. Ich achte nicht weiter darauf, sondern konzentriere mich auf die Aufgabe vor mir. Nach grober Schätzung würde ich sagen, dass Harm etwa zweitausend Gurans vor sich liegen hat. Das ist ein hübsches Sümmchen, das ich ihm abknöpfen muss. Für die meisten Männer wäre diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Andererseits haben auch die meisten Männer nicht die ganze Welt mit einem Schwert in der Faust durchstreift, wobei sie sich nur auf ihren scharfen Verstand verlassen konnten. Und die meisten Männer haben auch nicht an so ziemlich jedem Rafftisch im Westen gespielt. Man kann eben Thraxas, den magischen Detektiv, nicht mit den meisten Männern vergleichen. Das wäre einfach nicht fair ihnen gegenüber. Ich hämmere mit der Faust auf den Tisch.
»Spielen wir jetzt Karten oder nicht? Moolifi, gib Karten! Dandelion, bring mir ein Bier! Verdammt, soll ich hier die ganze Nacht durstig herumhocken?«
Es wird still im Raum, als Moolifi die Karten verteilt und ich mich daranmache, die heroischste Aufholjagd anzugehen, die jemals an einem Kartentisch stattgefunden hat. Mir stehen nur noch vierundsechzig Gurans zur Verfügung, und ich sehe mich einer überwältigenden Übermacht gegenüber, aber ich bin unverzagt. Lisutaris braucht mehr Zeit, um ihren Zauber zu wirken? Fein. Dann erkaufe ich ihr mehr Zeit. Ich trinke Bier, betrachte meine Karten und spiele mit der größtmöglichen Vorsicht, lasse mich nicht provozieren und kann sogar mit drei Vieren einen kleinen Gewinn verbuchen. Während die Nacht verstreicht, zeige ich den versammelten Spöttern und Zweiflern, wozu ein wirkliches Raffgenie imstande ist, wenn es mit dem Rücken an der Wand steht. Als Ravenius aus dem Spiel geworfen wird, weil er unklugerweise annimmt, dass Donax blufft, und fünfhundert Gurans auf ein Blatt verliert, habe ich mich bereits auf neunzig Gurans hochgearbeitet. Ich spiele mit der ruhigen Entschlossenheit, die einen Mann durch eine Krise rettet, in der alle anderen um ihn herum den Kopf verlieren.
Drei Stunden später bin ich immer noch im Spiel. Ich rufe laut nach Bier, verfluche Moolifi, weil sie mir immer so schlechte Karten gibt, und schreie Dandelion an, mir mehr Wurzeln zu bringen, und zwar schleunigst.
Harm der Mörderische amüsiert sich königlich. Er liegt immer noch weit vor mir und erwartet zweifellos, dass er die Stadt mit Makri im Schlepptau verlassen wird. Dem
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