Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Oberst beachtete
das Blut, das dabei auf die Flanken seines Pferdes spritzte, gar nicht.
    »Jeder, der sonst noch vorschlägt, dass man mir den Oberbefehl entreißen sollte«, sagte er ruhig, »wird den Preis dieser Aufwiegelung zahlen. Ist das klar?«
    Die versammelten Kleriker starrten noch immer entsetzt auf den zuckenden Körper, aus dessen zerstochenem Auge das Blut lief. Der Oberste Kardinal wimmerte gepresst und erbebte, was auch ein Nicken hätte sein können.
    Yeren hingegen wischte den Dolch mit einem breiten Lächeln auf den Lippen sorgsam sauber, als wäre der Mord an einem Priester in seiner Welt etwas Alltägliches. »Völlig klar, mein Lord«, sagte er gut gelaunt und steuerte sein Pferd, um Isak den Dolch mit dem Griff voraus hinzuhalten. »Und darf ich Euch zu Eurer formidablen Wurfhand beglückwünschen?«
    Isak beachtete den Mann gar nicht, während Jachen den Dolch von dem Söldner entgegennahm und dann seinem Lord reichte.
    Zeig ihnen den Sturm, damit sie Angst haben, dass er wiederkehren könnte , erinnerte er sich an Lord Bahls Worte. Diesem Ratschlag zu folgen war hingegen schwierig, denn er verlangte, dass man seiner Wut Zügel anlegte, und Isaks Gemüt kühlte sich nicht so schnell ab. Aber es war ein guter Rat. Da er wusste, dass sie jetzt das übliche Weißaugenverhalten erwarteten, hielt er seine Stimme bewusst ruhig.
    »Ihr mögt mit Lesarl Eure Spielchen treiben«, fuhr er fort. »Eure lächerlichen Moraltribunale und die anderen Dinge, die in letzter Zeit in Tirah vor sich gingen – all das wurde hingenommen. Aber jetzt herrscht Krieg, und jedes Infragestellen meiner Autorität wird auf die gleiche Weise vergolten werden.
    Die Farlan befinden sich im Krieg, und ihr seid Teil dieses Krieges, darum werdet ihr sicherstellen, dass eure Untergebenen begreifen, was das bedeutet. Wenn sie militärische Angelegenheiten
behindern oder nicht den nötigen Respekt zeigen, werden sie ausgepeitscht, so wie es jedem Soldaten ergehen würde. Wenn es gezielte Versuche gibt, sich meinen Befehlen entgegenzustellen, werde ich euch alle abschlachten.«
    Obwohl er es nicht wollte, hörte Isak die wachsende Wut aus seiner Stimme heraus, also atmete er tief durch und zwang seine Muskeln, sich etwas zu lockern.
    »Es … wir haben verstanden«, brachte Certinse schließlich heraus und setzte eilig nach: »Mein Lord. Die jüngsten Gesetze sind keine Entschuldigung für Verstöße gegen das Protokoll – und Ihr seid noch immer der Erwählte meines Gottes. Unmen Kass sprach nicht im Namen der Kulte.«
    Isak nickte dem Obersten Kardinal langsam zu und steckte den Dolch wieder in die Scheide. »Gut. Ich bin froh, dass wir uns verstehen.
    Nun wieder zu der vorliegenden Angelegenheit. Ich habe Euch hergerufen, weil ich so schnell wie möglich zum Heer der Kleriker stoßen will, aber die Lage in Tirah ist noch immer angespannt. Ich möchte, dass Ihr zurückkehrt und zusammen mit dem Haushofmeister daran arbeitet, dass die Dinge in der Stadt glatt ablaufen.«
    Isak erkannte am Gesichtsausdruck von Certinses Gefolge, dass die Finte funktionierte. Innerlich atmete er erleichtert auf. Sie nahmen an, dass sie in seiner Abwesenheit – und ohne die Stadtgarde – über die Stadt herrschen würden, aber sie hatten Certinse deutlich gemacht, welche Befehlsgewalt er tatsächlich haben würde, und Lesarl war sicher, dass der Oberste Kardinal seine Kompetenzen nicht überschreiten würde. Damit ging er ein gewisses Risiko ein, aber Isak wusste, dass Lesarl damit zurechtkäme. Und vor allem bedeutete dies, dass die wildesten Anführer des Kreuzzuges in die Stadt zurückeilen würden.
    »Übergebt Lesarl diesen Brief«, fuhr er fort und bedeutete Jachen,
Certinse einen versiegelten Umschlag zu geben. »Der Inhalt ist eine Sache der nationalen Sicherheit. Bitte lest ihn und versiegelt ihn wieder, ohne ihn anderen Personen zu zeigen.«
    Certinse nickte und wusste genau, was Isak damit meinte. In dem Brief wurde ihre Abmachung genau beschrieben, und Certinse würde ihn vor seinen Kameraden verbergen müssen, wenn er seinen Posten behalten wollte. Er enthielt auch Angaben zur Nachfolge, sollte Isak sterben, denn dabei bräuchte Lesarl die Unterstützung des Obersten Kardinals, weil es keinen eindeutigen Nachfolger gab. Als Kopf der Synode war Certinse in der Lage, einen Herrscher zu bestätigen – oder aber einen Bürgerkrieg auszulösen. Isak hoffte, dass Lesarl Certinse in ausreichend klaren Einzelheiten geschildert hatte,

Weitere Kostenlose Bücher