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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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wie er sterben würde, wenn er sein Versprechen nicht einhielt.
    Wir setzen für meinen Geschmack ein bisschen viel auf eine Karte , dachte Isak, während Certinse den Brief unter den neugierigen Augen seiner Leute wegsteckte, und nicht zuletzt wegen des Erben, den ich erwählt habe. Er verabschiedete sich mit einem Mindestmaß an Etikette und befahl der Armee weiterzuziehen.
    Die Priester brachen ebenso schnell auf und übergingen den toten Unmen, der im Staub lag. Man ließ zwei Pönitente zurück, damit sie ein Grab gruben. Als er davonritt, fiel ihm auf, dass sie sich nicht mal die Mühe machten, einen Fluss zu suchen, um den Priester des Vasle in der Nähe zu begraben. Sie hatten es so eilig, Scree zu verlassen, dass sie nicht einmal mehr vorgaben, sich an die Traditionen zu halten.
    Scree, unser Denkmal für die Fähigkeit, zu vergessen, wer wir sind , dachte er verbittert.

28

    Der Wind umtoste Styrax, während er seine Armee zur Runden Stadt führte. Vor ihm hob sich Ismess, das südliche Viertel, von der braun-grauen Winterlandschaft ab. Ein schmutzigerweißer Halbkreis alter Gebäude war alles, was von der uralten Stadt der Litse übrig geblieben war. Dieser wurde von schmutzigen Elendsvierteln umgeben, die sich an den Schwarzzahn schmiegten. In der Stadtmitte sah er das einzige beeindruckende Überbleibsel: Die gewaltige Treppe, die zur Bibliothek der Jahreszeiten führte.
    Sein Sohn und sein General gesellten sich zu Lord Styrax. Während sie die Stadt betrachteten, zupften die Menin-Streitrösser am spärlichen Wintergras. Die Tiere waren auf Größe hin gezüchtet worden, um das Gewicht von Weißaugen-Soldaten tragen zu können. Nach Wochen des Marschierens trennten sie nur noch einige Meilen windumtostes Weideland und ein Flussbogen, der dem Berg entsprang, von Ismess.
    »Der Tag ist wie geschaffen für eine Schlacht«, sagte Kohrad. »Wir haben den Wind im Rücken, der Boden ist trocken und fest.«
    Lord Styrax nickte. »Ein guter Tag«, stimmte er zu. »Der Anblick ist eine echte Schande, allerdings hat Ismess seinen Abstieg bereits in den Tagen von Deverk Grast begonnen.«
    »Viel weiter kann man auch in tausend Jahren nicht sinken«,
fügte General Gaur von seinem angestammten Platz zur Rechten des Lords hinzu.
    Der Menin-Lord bejahte dies. Ismess war ein Drecksloch. Es wäre zum Besten des Landes, wenn er einfach hineinreiten, es weitgehend niederbrennen und dabei die unfähigen Herrscher umbringen würde. Die letzte Bastion der Litse war durch Religion und die Herrschaft von Idioten heruntergewirtschaftet und zu einem Gefängnis für die wenigen verbleibenden Anhänger Ilits geworden.
    »Erinnerst du dich an die Berichte?«, fragte Styrax seinen viehischen General.
    Gaur zuckte mit dem kantigen Schädel. »Über die Eroberung Ismess’? Ha! Da habe ich gelernt, niemandem zu vertrauen, der ein Fachkundiger sein will.«
    Styrax lächelte, was kleine Falten um seine Augen erscheinen ließ. Im Gegensatz zu den meisten Menin-Weißaugen war er ein gebildeter Mann. Anders als die wilden Locken, die von den meisten im Weißaugen-Regiment, das man die Plünderer nannte, zur Schau getragen wurden, war sein Haar kurz geschnitten. Das Gesicht war glatt rasiert und makellos. Er hatte während seines Dienstes im Regiment die traditionellen Narben gemieden, die sich die meisten Plünderer zufügten, und sein Bart war stets sauber geflochten gewesen. Aus diesen Unterschieden waren unzählige Kämpfe erwachsen, und er hatte acht von ihnen umbringen müssen, bevor sie seine Herrschaft anerkannten.
    »Nur die Abneigung gegen Gemetzel und ihre Frömmigkeit hindert die anderen Viertel daran, Ismess zu erobern«, zitierte er. »Der vorgeschobene Grund, dass das Gleichgewicht der Mächte erhalten bleiben soll, hat keinen Bestand, denn die Vorteile für die anderen Viertel würden binnen weniger Jahreszeiten offenbar.«
    »Alles in allem«, fuhr Gaur fort, »wird diese Tat nur durch die
Erkenntnis verhindert, wie armselig sie mit anzusehen wäre und dass die Herrscher dies als unter ihrer Würde erachten.«
    »Unter ihrer Würde?«, wiederholte Kohrad. »Es ist zwar eine gute Idee, aber sie würden sich deswegen schämen ?«
    »Ganz genau«, sagte Styrax. »Deverk Grast war nicht der Erste, der die Probleme der Litse erkannte. Er war nur der Erste, der sie durch Völkermord zu beheben half. Manchmal wird eine helfende Hand ungern angenommen.«
    »Mein Lord«, rief Oberst Bernstein hinter ihnen. Er lenkte sein Pferd

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