Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
südlich der Zwillinge und nördlich der Runden Stadt nur ein halbes Dutzend Städte, die groß genug waren, um diesen Namen zu verdienen.
    »Das ist vernünftig«, sagte Vesna. »Er hält die Truppen in Bewegung, damit sie keine Zeit haben nachzudenken. Und so bleiben auch die Zivilisten, die sich ihnen angeschlossen haben, zurück. Diese Meute aus Eiferern, Verrückten und Verbrechern hat in einem Kampf keinen Wert, sie kommen der Kavallerie nur in die Quere, weil sie sich hinter ihr zu verstecken suchen. Sie wissen, dass sie diesseits der Zwillinge nicht angegriffen werden, und ein Kreuzzug wird vom eigenen Feuer angetrieben. Wenn er Glück hat, kann er dreißig Meilen am Tag aus ihnen herauspressen – auch wenn er dabei einige Pferde zuschanden reiten lassen muss.«
    Isak nickte. Der Lordprotektor war ein harter Anführer, aber an den Abenden ging er durch sein Lager und sprach mit den Männern. Ein wenig Bedachtheit des Generals machte in einem
Heer einen großen Unterschied. Mit seiner verbeulten Rüstung und den grau werdenden Haaren war er zwischen den Zelten schwer auszumachen, doch an seinen goldenen Ohrringen, die im Licht des Feuers funkelten, während er mit seinen Soldaten scherzte oder trank, war er zu erkennen.
    »Jeder General macht es auf seine Weise«, hatte Carel Isak erklärt. »General Lahk und du, ihr seid Felsen in der Brandung, kräftig und unverrückbar, auf die sich die Soldaten verlassen können. Vesna ist der Held, der sie, als sie Jungen waren, alle werden wollten, und Torl ist für diese Haudegen wie ein Vater. Doch glaube mir: Für seinen Vater kämpft ein Mann bis zum Tod.«
    Bei diesen Worten war Isak sofort aufgebraust, und Carel hatte eine Weile gebraucht, ihm glaubhaft zu versichern, dass er seinen Lord mit dieser Aussage nicht durch die Blume hatte schelten wollen. Die Erinnerung an sein mimosenhaftes Gemüt brachte Isak trotz des Anblicks von Scree beinahe zum Lächeln.
    »Darf ich fragen, warum Ihr mich erneut zu Euch gerufen habt?«, riss ihn Certinse aus seinen Gedanken.
    »Gewiss«, sagte Isak langsam und kehrte nur unter Mühen ins Hier und Jetzt zurück. »Wie Ihr wisst, hat sich die Lage verändert. Ich habe beschlossen, das Heer zu mobilisieren …«
    »Gegen wen geht es?«, unterbrach ihn einer der Kleriker in Certinses Gefolge. Der Priester des Vasle war der kleinste der Gruppe und trug kein Zeichen seines Ranges an der blauen Robe.
    Isak hatte den Mann kaum bemerkt und ganz sicher nicht erwartet, dass ein so rangniederer Unmen das Wort an ihn richtete.
    Kommandant Jachen schnappte wegen der Unterbrechung nach Luft, aber Lordprotektor Lehm sprach als Erster: »Wer bei Ghennas stinkenden Abgründen bist du denn?«, fragte er wütend,
und seine Hand zuckte zu seiner Waffe, wo er mit dem Daumen über den gebogenen Stachel an der Rückseite seiner Axt strich, die in Anspielung an sein Rosenblätterwappen wie ein Dorn geformt war.
    »Ich bin Unmen Eso Kass«, sagte der Priester und ließ die Schultern sinken, während er zum Lordprotektor aufsah. »Und meine Frage bleibt bestehen. Gegen wen wird dieses Heer ins Feld geführt? Bisher habe ich noch nichts zur Ketzerei der Menin gehört.« Seine dünnen Lippen waren im Vergleich zu seiner Haut so hell, dass sie wie aufgemalt wirkten.
    »Nur ein Unmen?«, fragte Lehm, und sein Ärger wurde von der Verwunderung darüber gedämpft. »Ein einfacher Gemeindepfarrer, und du wagst es, den Lord der Farlan infrage zu stellen? Verschwinde, bevor ich dich auspeitschen lasse.«
    Isak schwieg, denn er wusste, dass er diese Beleidigung nicht einmal zur Kenntnis nehmen sollte, aber seine Faust ballte sich trotzdem wie von selbst.
    »Kass, du gehst zu weit«, sagte Certinse schließlich scharf. »Lass uns allein.«
    »Oberster Kardinal, dies ist ein heiliger Kreuzzug. Das Heer sollte dem Befehl der Kulte unterstehen und die Ketzer vernichten! In einem Kreuzzug haben politische Ziele nichts zu suchen!« , protestierte der Unmen.
    Um Isak brach aufgeregtes Stimmengewirr aus. Lehm war nicht der Einzige, der sein Pferd antrieb, aber Isak war schneller. Flink wie eine Schlange zog er einen Dolch aus dem Gürtel und warf ihn. Er drang in das Auge des Unmen ein, sein Kopf wurde zurückschleudert, und der Mund klappte überrascht auf, dann zog ihn die Bewegung aus dem Sattel.
    Als der Körper langsam zu Boden rutschte, langsam genug, dass Oberst Yeren, der ihm am nächsten war, das Messer aus der Wunde ziehen konnte, verebbten die Stimmen. Der

Weitere Kostenlose Bücher