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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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scheint, sind wir erneut siegreich gewesen.«
    »Ihr Götter, wir kämpfen untereinander, während wir in den Krieg ziehen.« Torl seufzte, ließ sich auf seinen Feldstuhl sinken und nahm eine Schale mit Tee von seinem Knappen entgegen. Er legte die Hände darum und nippte an der heißen Flüssigkeit, wobei sich seine Stirnfalten etwas glätteten. »Mit jedem Jahr dauert es länger, die morgendliche Kälte aus den Knochen zu vertreiben«, sagte er vor sich hin, dann sah er auf. »Ist Tiniq da?«
    Zaler nickte und winkte General Lahks Halbbruder herüber. Er war ein Laienzauberer, ein Soldat mit schlummernden magischen Fähigkeiten, die sich zwar nie voll entwickelten, dessen Geschick aber dennoch über das normale Maß hinausging. Lesarl hatte ihn aus Isaks Leibwache abgezogen, damit er dem Lordprotektor beim Umgang mit den unfreundlicheren der Kleriker half.
    Bisher hatten nur zwei Anschläge auf Torls Leben stattgefunden und in den meisten Nächten hatte es irgendwelche Ausschreitungen gegeben, aber die Spione des Haushofmeisters waren den Söldnern, die jeden Widerstand gegen die Herrschaft der
Kulte ausschalten wollten, mehr als gewachsen. Tiniq schlief tagsüber in den Lastkarren, damit er die Nacht über Wache halten konnte.
    »Lordprotektor Torl«, grüßte Tiniq und kam zügigen Schrittes herüber. Sein linker Arm war verbunden, aber das schien ihm keine großen Schwierigkeiten zu bereiten.
    Er war zwar der Zwilling eines Weißauges – was jeder Arzt als unmöglich bezeichnet hätte –, aber er war nicht sonderlich auffällig. Der frühere Waldläufer war von durchschnittlicher Größe und ebensolchem Wuchs, und auch seine Augen schienen normal. Seine einzige offensichtliche Fähigkeit lag darin, stets mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Die anderen Unterschiede bemerkte man erst, wenn man erfuhr, dass er nur fünf Jahre jünger war als Torl und man die Schnelligkeit gesehen hatte, mit der er reagiert hatte, als ein Priester des Nartis den Lordprotektor hatte töten wollen.
    »Was ist mir Eurem Arm passiert?«, fragte Torl und bemerkte mürrisch, dass nur einer von ihnen an diesem Morgen sein Alter in den Knochen spürte. In Tiniqs Augen lag ein beunruhigendes Funkeln. Der Mann stand ungern im Mittelpunkt, aber die Aufregung der Nacht ließ ihn ungewöhnlich aufgedreht zurück.
    »Meuchler haben versucht, uns auszuschalten«, verkündete er. »Es geht doch nichts über ein bisschen Anerkennung, was? Wir haben eine Gruppe auf dem Weg in den Saroc-Teil ausgehoben. Vermutlich wollten sie Oberst Medah umbringen.«
    »Und sie haben Euch ebenfalls überfallen?«
    »Sie haben es jedenfalls versucht, aber sie haben Leshi und Shinir übersehen, die uns unauffällig folgten.«
    »Gefangene?«
    Tiniq scharrte mit den Füßen. »Ardela hat sich da ein bisschen reingesteigert.«
    »Ardela? Die Höllenkatze mit dem rasierten Schädel?«

    »Genau die«, stimmte Tiniq zu und grinste breit. »Wie es aussieht, hat sie ein richtiges Problem mit jedem, der Nartis verbunden ist. Als sie erkannte, dass wir es mit Pönitenten des Nartis zu tun hatten, lief sie Amok.« Er bemerkte des Ausdruck auf Torls Gesicht und setzte hinzu: »Tut mir leid, mein Lord. Ich habe die Frau erst an dem Tag kennengelernt, als wir Tirah verließen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie so verrückt ist.«
    Sie wurden von lauten Stimmen in der Nähe unterbrochen und wandten sich der nahenden Gruppe eigener Männer zu. Lordprotektor Torls Leibgarde griff nach den Waffen.
    Torl sah an seinen Männern vorbei und erblickte die große in Weiß gekleidete Gestalt in der Mitte einer Gruppe von Priestern. »Ihr Götter, das hat mir noch gefehlt«, murmelte er, dann sagte er lauter: »Sir Dahten, Eure Männer sollen die Waffen wegstecken.«
    Der grauhaarige Leibgardist warf seinem Lordprotektor einen gequälten Blick zu. Torl beachtete ihn gar nicht, also bellte Sir Dahten einen Befehl. Keiner von ihnen senkte die Waffe, aber sie verhielten sich weniger bedrohlich. Rund um sie herum erwachte das Lager weiter.
    »Chalat, guten Morgen«, rief Torl. Das Chetse-Weißauge antwortete nicht sofort. Er beobachtete das Lager des anderen Heeres. Torl kniete sich hin und bot ihm seinen Schwertgriff an, wie es die Farlan-Tradition verlangte. Er hatte den ehemaligen Herrscher der Chetse erst auf diesem Feldzug kennengelernt, kannte aber genug Geschichten über ihn. Sein Appetit war ebenso legendär wie seine körperliche Tüchtigkeit. Doch wie es schien würde man einige

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