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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie haben sich mittlerweile neu formiert, also werden wir niemanden allein erwischen.«
    Isak sah sich zu den Regimentern leichter Farlan-Kavallerie um, die sie zu beiden Seiten flankierten. Sie konnten die feindlichen Linien beschießen und dabei beweglich genug bleiben, um möglichen Gegenangriffen zu entgehen. In der Ferne stanzten die Trommeln der Menin Befehle in die Luft, die er nicht verstand.
    »Wir können doch nicht einfach hier stehen bleiben«, dachte Vesna laut. »Wenn wir zum Rückzug blasen, schnappen sie nach unseren Fersen, aber wenn wir es schaffen, die Reihe der Narren zu durchbrechen, sollte es machbar sein. Sollten wir vorpreschen  … nun, ich kann mir nicht vorstellen, auf was wir dann treffen. Sie wissen, dass sie unseren Angriff nur abzuschwächen brauchen, und dafür haben sie mit den Plünderern, den Minotauren und Lord Styrax selbst mehr als genug Waffen bei der Hand.
    »Verflucht«, stieß Isak aus und wandte sich entsetzt dem östlichen Horizont zu.
    Für einen Augenblick sah Vesna nicht, was Isaks Aufmerksamkeit erregt hatte. Er suchte den Schwarzfang vergeblich ab, bis er erkannte, dass Isaks Blick höher zielte, sich an einem undeutlichen dunklen Schemen orientierte, der langsam, unaufhaltsam in den Himmel stieg.

    »Ihr Götter …« Vesna starrte hinauf, versuchte zu ergründen, wie groß die Gestalt war, gab es dann aber auf. Es hatte keinen Sinn. »Das hat es auf dich abgesehen?«
    Isak seufzte. »Ich glaube, es ist ihm egal, wer ich bin. Aber es ist wütend – und ich habe gerade mit einem riesigen roten Tuch vor seiner Nase gewedelt.«
    »Kannst du es besiegen?«
    »Wie? Mit den Schädeln? Vielleicht nach einem Jahrzehnt Ausbildung … aber im Augenblick ist das Einzige, mit dem ich so ein Ding aufhalten könnte, ein Sturm, wie ich ihn in Narkang herabgerufen habe. Wenn ich das tue, sterben allerdings alle in meiner Nähe.«
    »Wie steht es mit deinem Kameraden?«, fragte Vesna leise. Er sah sich um, ob sie auch niemand belauschte.
    »Wenn ich ihm so viel Freiraum lasse, wie er bräuchte, bekomme ich ihn nie wieder gezähmt«, gab Isak zu.
    »Die letzten Körner fallen«, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, als wäre es eine Antwort auf Vesnas Frage. Dabei klang sie erfreut und zugleich bösartig. »Der Herr kommt dich holen.«
    Isak erstarrte. In den Worten des Henkers lag eine Gewissheit, die vorher nicht da gewesen war. Sie erklangen mit der Endgültigkeit einer zuschlagenden Gruftplatte.
    Ihr Götter, es ist wirklich so weit.
    Er fasste die Zügel fester, da wurde ihm schwindelig, und er schwankte. Der Lärm der Schlacht wurde leiser, bis er nur noch die Klinge von Eolis sah, das in seinem Schoß lag, und den dunklen Schemen im Himmel, der sich nun auf sie zuarbeitete.
    »Wenn wir bleiben, werden wir alle sterben«, sagte Isak.
    Ich spürte, wie es mich anzieht. Meine Träume haben mich hierhergelockt. Die Fäden, die mich binden – seien es die Prophezeiung, Schicksal oder die Ränke des Schattens – haben mich hierhergebracht, und es gibt kein Entkommen. Sie sind zu fest geschnürt …

    Vesna unterbrach seine düsteren Gedanken, indem er die linke Hand hob und deutlich sagte: »Das muss nicht so sein, mein Lord.«
    Als Isak ihn ansah, ruckte er an seiner Armschiene herum und fuhr fort: »Es gibt etwas … Ich wollte es dir nicht sagen … ich hatte Angst, es dir zu sagen, aber …«
    »Es spielt jetzt keine Rolle«, unterbrach ihn Isak.
    »Das tut es sehr wohl!«, beharrte Vesna, gab den Kampf mit der Armschiene auf und schnitt sie mit dem Schwert los. »Ich kann eine Ablenkung erzeugen, etwas, das die Menin so sehr beschäftigt, dass du die Reihen der Narren durchbrechen kannst.«
    »Nein, mein Freund, das kannst du nicht«, sagte Isak traurig.
    Isak sah General Lahk dabei zu, wie er sich zwischen den Rittern bewegte und ihm salutierte, als die Männer verstummten. Sie umringten Isak und Vesna mit einem stählernen Ring, und obwohl sie das Gespräch nicht hören konnten, beobachteten sie die beiden Männer und bemerkten, dass sich etwas Großes anbahnte.
    »Mein Lord«, rief Vesna und versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder zu erregen. »Hör mir zu!«
    Endlich wandte sich Isak wieder seinem Freund zu.
    Vesna sprach nun die Worte aus, die er so oft im Geiste wiederholt hatte. »In der Nacht in Tirah, in der ich überfallen wurde, kam Karkarn zu mir und bot mir an, sein sterblicher Aspekt zu werden.«
    Endlich hatte er die

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