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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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ernsten Mienen und in vollkommener Anspannung. Die ihn Umgebenden fassten ihre Waffen ein wenig zu fest, sogar Graf Vesna tat dies, und viele waren auch etwas zu streng zu ihren Pferden. Der Held der Farlan war schweigsam, sein Visier geschlossen, und er hielt einen entfernten Punkt im Blick, darum fiel es General Lahk zu, Isak auf dem Laufenden zu halten. Mit jeder Neuigkeit – jedem Ratschlag – wurde Isaks Welt finsterer.
    Auf der linken Seite bestritt Lordprotektor Torl einen langsamen und bedachten Rückzug. Er wich vor den Menin zurück, verursachte aber bei jedem Zusammentreffen mit den Minotauren schwere Verluste. In der Mitte und auf der rechten Flanke herrschte das Chaos. Die Farlan wurden vom stetigen Strom des Menin-Nachschubs in die eigenen Reihen zurückgedrängt. Obwohl er in die Zange genommen wurde, zog sich Chalat weder zurück, noch formierte er seine Truppen neu.
    Die Mitte des Menin-Heers hatte mehrere Angriffe abgewehrt und ließ sich auch nicht vorlocken. Stattdessen arbeitete sie sich langsam herum und wartete auf ihre Kavallerie. Den Hellsehern zufolge wäre das Kreuzzugsheer ohne die Heldentaten der leichten Kavallerie mittlerweile umzingelt und abgeschlachtet worden  – aber auch so würden sie nicht mehr lange standhalten.
    »Mein Lord, darf ich Lordprotektor Torl Verstärkung schicken?« , fragte General Lahk.
    Isak sah zu den drei Divisionen der Geister und einer Legion leichter Kavallerie hinüber. »Ja – unterstellt ihm die Ersten Wachsoldaten und die Fordan-Tebran-Legion.«
    Lahk erteilte den Befehl und bald eilten die Truppen los, wobei die leichte Kavallerie den Geistern vorwegpreschte, um Torls bedrängten Truppen so schnell wie möglich beizustehen. Isak
blieben damit eine Division Geister auf der Linken und drei Legionen leichte Kavallerie auf der Rechten sowie eine weitere als Nachhut.
    »Sollen die Tirah-Legionen auf der rechten Flanke angreifen?« , fragte General Lahk und folgte damit strikt der Etikette.
    Isak wiederholte den Befehl, und die Bläser gaben ihn weiter. Die Legionen zur Rechten machten sich zur Mitte auf, lösten sich, um dem Menin-Nachschub in den Rücken zu fallen. Isak erkannte nicht, was vor sich ging, also musste er sich auf Lahks Erfahrung verlassen. Seine Nerven zitterten wie ein Windspiel im Sturmwind.
    Nach weiteren hundert Schritt hatte er freie Sicht. Eine versprengte Gruppe Farlan-Kavallerie teilte sich vor dem stetig vorrückenden Feind und wich nach links aus, als die Angreifer rechts Platz ließen. Die angeschlagenen Regimenter trugen die dunklen Roben von Pönitenten, also musste es sich bei den in sauberer Formation reitenden Truppen mit den weißen Lanzen um Menin-Kavallerie handeln. Sie hielten sich zurück, damit ihre Infanterie nicht umzingelt werden konnte, und erkannten nicht, dass sie es mit schwerer Farlan-Reiterei zu tun bekamen. Während sie sich bewegten, wurden die Infanterieeinheiten sichtbar: wie die Sonne hinter Wolken, die sich teilen.
    »Blast zum Angriff!«, brüllte er. Hier brauchte er nicht erst auf Lahks Bestätigung zu warten.
    Sofort beschleunigte die schwere Kavallerie, denn die Ritter erkannten, dass sie das Kernstück des feindlichen Nachschubs zerschlagen konnten. Noch zweihundert Schritt, die Entfernung schmolz rasch dahin. Unwillkürlich sah Isak zum Himmel und sein Herz setzte kurz aus, als er den geflügelten Schatten einer Wyvern über sich hinweggleiten sah.
    »Der Sand rieselt weiter« , höhnte der Henker in den tiefsten Abgründen von Isaks Geist. »Der Jäger ruft. «

    Isak schüttelte den Kopf und vertrieb die Stimme, indem er seinen Körper mit dem gierigen magischen Feuer aus den Kristallschädeln füllte. Als die berauschende Kraft durch seine Adern strömte und ihn in einen Kokon der Macht hüllte, zitterten seine Hände ganz kurz.
    Der Feind vor ihm zog seine ganze Wahrnehmung an, und in seinem Helm wurde Isaks Atem zu einem Knurren, als er voller Vorfreude die Muskeln anspannte. Seine Schultern schmerzten unter dem Drängen der Macht, die darum bettelte, freigelassen zu werden. Und er folgte ihrem Wunsch nur zu gern. Er riss Eolis in die Luft, brüllte den Angriffsbefehl, der von jedem Mann hinter ihm aufgenommen wurde, und entfesselte die Wut des Sturms.
    Ein gleißender Blitz löste sich von Eolis’ Spitze, teilte sich in der Luft und schlug einmal, zweimal in den Boden ein, bevor er in einem Funkenregen über die erste Reihe der Infanterie züngelte. Isak konnte es über das

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