Sturmauge
ohrenbetäubende Donnern der Hufe um ihn herum nicht hören, aber es hatte die erwünschte Wirkung. Leichen bedeckten den Boden – und er hatte eine Lücke in die Reihe gerissen, in die die Farlan nun vorstießen.
Toramin wurde kaum langsamer, als sie auf den Feind trafen. Isak spürte bei jedem der Männer, die von der breiten, gepanzerten Brust des gewaltigen Streitrosses einer nach dem anderen zu Boden geschleudert wurden, einen kleinen Ruck. Er schlug mit niedrig gehaltenem Schild zu beiden Seiten und nahm dabei die Männer kaum wahr, die er tötete. Neben ihm brüllte Vesna noch wilder, als Blut aufspritzte, Waffen von ihm abglitten, Männer schrien, weinten, starben.
Die Farlan-Kavallerie bahnte sich einen Weg zum Herzen der feindlichen Legion und ließ dabei zertrampelte und zerbrochene Leiber zurück. Als ihr Schwung nachließ, warfen viele Ritter ihre Lanzen weg und zogen die Waffen, die an ihren Sätteln hingen. Nur Vesna und Isak hatten Schwerter in der Hand, der Rest hackte
mit Äxten und Streitkolben auf den Feind ein. Sie führten schwere Hiebe voller Gewalt, die Schädel zerschmetterten und Köpfe abtrennten. In der Mitte des Ganzen brüllte Isak, legte seine gesamte übernatürliche Stärke in jeden Schlag und genoss die vernichtenden Treffer. Eolis schnitt gleichermaßen leicht durch Stahl und Knochen, und den Schild nutzte Isak, um Waffen abzuwehren und Gesichter zu Brei zu schlagen.
Nach Augenblicken oder Minuten, er wusste es nicht zu sagen, floh der Feind vor dem Ansturm. Viele warfen die Waffen weg und rannten blindlings davon, suchten die Sicherheit der Menin-Reihe, die sich nun den Farlan zuwandte. Isak brüllte verzweifelt auf und griff erneut auf den Schädel zu.
Er schwenkte Eolis über den Kopf und um die glitzernde Klinge herum entstanden silberne Fäden, die sich rasend schnell umeinander drehten, bis Isak den Wirbel hinter den fliehenden Soldaten her warf. Obwohl es den ersten nur streifte, riss es ihm den Arm und die Schulter ab, um dann an dem kreischenden Mann vorbeizugleiten und in die größte Gruppe Soldaten zu krachen. Jeder, den der Wirbel berührte, wurde zu Boden geworfen und Blut spritzte aus tausend Schnitten. Wer voll davon erfasst wurde, verschwand schlichtweg in einem blutroten Schleier.
Isak ließ die Magie fahren und atmete schwer. Die Ritter in seiner Nähe jubelten dem fliehenden Feind hinterher. Isak senkte den Blick und sah die blutigen Überreste der Menin-Infanterie: einen Leichenteppich, der sich hinter ihm erstreckte.
»Genau so macht man das, mein Lord!«, rief ein Mann neben ihm und seine Stimme klang unter den schweren Atemzügen und von der Erleichterung geradezu heiser. Isak brauchte eine Weile, bis er sich an das Wappen aus den Rosenblättern und dem Dolch erinnerte – das war also Lordprotektor Lehm.
»Den Mistkerlen haben wir gezeigt, was ein Sturmangriff der schweren Reiterei anrichten kann, was?«
Lehm machte eine weite Geste, die das Gemetzel um sie herum umfasste, Isak erkannte, dass er Recht hatte. Die Hälfte der Toten war den beschlagenen, gepanzerten Pferden zum Opfer gefallen.
»Wir haben keine Zeit zum Feiern«, donnerte General Lahk, und seine Stimme übertönte den Aufruhr. »Formiert euch!«
Die Männer gehorchten eilig, als das vertraute, sich wiederholende Wimmern der Hörner erklang. Leichte Kavallerie ritt hinter den fliehenden Truppen her, um sie niederzustrecken, bevor sie sich in Sicherheit brachten.
Die Menin-Reiterei formierte sich unterdessen einigermaßen neu und machte sich bereit, die Farlan-Soldaten zurückzuschlagen. Da rief plötzlich jemand hinter Isak: »Vorsicht! Angriff … Angriff aus der Stadt!«
Die Angst in der Stimme war offensichtlich, darum wendete Isak auch sein Pferd und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Vesna folgte dicht auf, und so blieb es dem General überlassen, die Leibgarden und Adligen zu tadeln, weil sie sich nicht schnell genug neu formierten. Am hinteren Rand rief eine Leibwache in den Farben Lordprotektor Folehs: »Ich weiß nicht, was passiert ist, aber so wie sie laufen, hat gerade jemand diese Legion aufgerieben.«
Der Mann, der nicht älter war als Isak, stand in den Steigbügeln und zeigte auf Byora. Trotz seiner Jugend klang er so selbstsicher wie ein Veteran.
Isak sah, dass sich der Nachschub bereits umdrehte. Sie hatten wohl die Hornsignale der Legion gehört, die den Eingang nach Byora bewachte.
»Nie ist ein Hellseher in der Nähe, wenn man einen braucht«, grollte
Weitere Kostenlose Bücher