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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Bernstein zu, »als er mir meinen Auftrag erteilte.«
    »Das war deine Idee?«
    Hain schüttelte kaum merklich den Kopf. »Das würde ich gerne behaupten können, aber er wies mir den Weg dorthin mit diesen Worten. Nur ein Narr hätte das falsch verstehen können.«
    Und so beginnen die Lektionen, wie man weiter denken kann als ein einfacher Soldat , dachte Bernstein spöttisch. Ich erinnere mich noch gut an sie. Leider sind nicht alle von ihnen so angenehm.
    Jedes weitere Gespräch wurde von einem neuen Geräusch unterbunden,
das von der Stadt herüberklang. An jedem der Hügel zeigte sich Bewegung. Auf diese Entfernung waren kaum Einzelheiten zu erkennen, aber da er genug über die Verteidigungsanlagen Tor Salans gehört hatte, konnte Bernstein sich recht genau vorstellen, was dort gerade vor sich ging.
    Am Boden lag ein gewaltiger ausklappbarer Arm aus Stahl, Stein und Kupfer, fünfzehn Meter lang. Die »Schulter« dieses Arms war mit einem massiven, verstärkten Steinwall verbunden, von dem vier unterirdische, niedrige Gänge abgingen, die an Kanäle erinnerten. Im vorderen Bereich befand sich ein thronähnlicher Steinsitz, auf dem der leitende Magier mit Sicht auf die Ebene saß. In jedem der Kanäle wartete ein Dutzend Magier, das dem leitenden Magier all seine Macht zur Verfügung stellte. Der sammelte sie und bewegte damit den Arm. Wenn wilde Magieströme durch die Kupferstäbe des Arms liefen, fingen die riesigen Finger zu zucken an, um sich dann zu schließen, wenn der ganze Arm sich hob. Binnen Augenblicken wäre er bereit, Steine von den Haufen zu nehmen, die unordentlich um die Stellung verteilt lagen, und sie mit unglaublicher Zielgenauigkeit auf die herannahenden Heere zu schleudern. Die Hände des Riesen würden die Truppenzahl schnell erheblich verringern und die vollständige Vernichtung folgte auf dem Fuße.
    »Guck mal da, da ist der Erste, ganz rechts«, flüsterte Hain.
    Einer der Arme hob sich mit einer ruckartigen Bewegung in die Luft. Von ihrer Warte aus erinnerte es an eine Weizenähre, die sich aus dem Feld nach oben streckte. Nein , berichtigte sich Bernstein, nichts so Friedliches. Eher ein Hund, der die Bürste oder ein Stachelschwein, das seine Stachel aufstellt.
    In schneller Folge zuckten auch die anderen Hände hoch. Bernstein konnte sich kaum vorstellen, wie viel Magie nötig war, um ein solches Gewicht zu bewegen. Er vermutete aber, dass jeder Magier sein Äußerstes geben musste.

    Während die Reiterei in enger Formation auf die Hände des Riesen zutrabte, hatten die Männer in Grau mit dem Unterhändlerbanner die halbe Strecke zurückgelegt. Sie ritten schnell, als wollten sie um jeden Preis vor den Soldaten bleiben.
    Wollen wir hoffen, dass der Hund nicht nervös wird und in die erstbeste Hand beißt, die er entdeckt , dachte Bernstein.
    Die riesigen Waffen zuckten, als die Männer in Grau die Reichweitenmarkierung passierten und weiterritten. Einige bogen sich mit erstaunlicher Geschmeidigkeit und Schnelligkeit hinab, um Felsbrocken zu ergreifen und sich dann in Wurfposition zurückzubeugen. Die Knöchel ruhten auf dem Boden, damit die Magier das Gewicht nicht zu lange halten mussten.
    »Kommt schon, ihr Mistkerle«, keuchte Hain und lehnte sich vor. »Wartet auf eure Befehle, bevor ihr schießt, ich will das nicht Lord Styrax erklären müssen.«
    Bernstein konnte nicht anders, als zu grinsen. Die Momente verstrichen, und Hains Gebete wurden erhört, denn die Grauen passierten unbehelligt, ohne dass ein Regen aus riesigen Felsbrocken auf sie niederkam.
    Die Blutgeschworenen und die Reiterei befanden sich noch vor der Tausend-Schritt-Markierung und würden anhalten, bevor sie diese erreichten, denn sie stellten ja nicht mehr als eine Finte dar. Der Kampf – und die Belagerung – würde von dieser Handvoll Männer in grauen Umhängen gewonnen werden. Bernstein hielt den Atem an, als die Delegation einen sicheren Punkt erreichte und anhielt, vorgeblich, um auf Abgesandte aus der Stadt zu warten und ein letztes Mal mit ihnen zu verhandeln.
    Doch bevor die Söldnerhauptmänner Tor Salans ein Begrüßungskomittee zusammenstellen konnten, zogen die Männer Hörner unter ihren Umhängen hervor und spielten eine Reihe kurzer Töne darauf. Bernstein war zu weit entfernt, um die Melodie zu erkennen, aber das brauchte er auch nicht – er hatte die
gleichen Befehle vernommen, als sie auf Thotel marschiert waren. Es waren Befehle der Chetse-Armee, auf den Langhörnern gespielt, die

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