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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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der Lage gewesen, seine Stimmung aus seinem Gebaren abzulesen. Man bemerkte, wann der Halbmensch nachdachte, denn dann bewegte sich sein Kiefer unablässig. Aber davon abgesehen übertraf Gaur sogar die Dharai, die Kriegsmönche der Menin, an Gelassenheit. Bernstein sah zum Schlachtfeld hinab, konnte aber nur undeutlich Bewegungen erkennen, vermutlich die Chetse-Söldner, die ihre früheren Verbündeten niederstreckten. Hier und da wiesen Lichtblitze darauf hin, dass sich zumindest einige der Magier hatten lösen können und sich nun wehrten, aber das magische Leuchten blieb vereinzelt. Eine nach der anderen erbebten die Hände des Riesen und krachten dann zu Boden.
    Die Menin-Reiterei spaltete sich in zwei Teile auf und ließ eine Bresche in der Mitte der Überschwemmungsebene. Sobald sie
die Hauptverteidigung der Stadt ausgeschaltet hätten, würden die Chetse einfach davonmarschieren und eventuelle Verfolger konnten von der Menin-Reiterei aufgehalten werden.
    »Hauptmann«, rief General Gaur. »Lasst das Pferd unseres Lords holen.«
    Hain salutierte, winkte jemanden herbei und binnen weniger Augenblicke standen Pferde für die ganze Gruppe bereit, angeführt von einem gewaltigen Schecken, der Lord Styrax’ Farben trug. Das Pferd war volle neunzehn Hand hoch und trug einen stählernen Kopfschutz, an dem zu beiden Seiten lange Fänge hervorragten und so Styrax’ Standarte imitierten.
    Während sie aufsaßen nutzte Bernstein die Gelegenheit, um Hauptmann Hain zuzuflüstern: »Sagst du mir jetzt, warum du so sicher bist, dass sie sich schnell ergeben werden?«
    Alle Sondereinsätze unterlagen der Verschwiegenheit, die auch höheren Rängen gegenüber galt. Hain hatte die Einzelheiten seiner Unternehmung nur zu gerne vor seinen Vorgesetzten verheimlicht, damit sie eine Überraschung blieben. Er grinste. »Der Patriarch wird den Befehl geben, ohne sich mit dem ganzen Rat zu besprechen, er bespricht sich vermutlich bereits jetzt mit seinen wichtigsten Beratern. Sobald er sieht, dass seine sechstausend Chetse vor Lord Styrax das Knie beugen, wird er erkennen, dass er nichts ausrichten kann.«
    »Es wird keine einfache Aufgabe sein, die Stadt einzunehmen, trotz dieser Machtverlagerung.«
    »Darum wollen wir ihm gar nicht erst die Zeit geben, allzu genau nachzudenken.«
    »Können wir es erzwingen?«
    »Sobald wir unterwegs sind, wird man die Nachricht überbringen. Ich hörte, dass der Raylin, den sie Aracnan nennen, in Scree war, darum konnten wir ihn für diese Aufgabe nicht auftreiben. Aber Lord Larim wird es ebenso gut hinbekommen.

    »Larim ist bereits in der Stadt?«
    »Das Weißauge in ihm freut sich darauf, sich zur Abwechslung mal die Hände selbst schmutzig zu machen.«
    Während sie Lord Styrax auf die Ebene folgten, stellte sich Bernstein Lord Larim vor, den jungen Erwählten Larats, des Gottes der Magie. Larats Anhänger zogen es gemeinhin vor, anderen das Töten zu überlassen. Larim würde diese Aufgabe ohne Zweifel sehr unterhaltsam finden.
    »Aber was, wenn der Patriarch nicht tut, was man ihm sagt?«
    Hain zuckte mit den Schultern, und Bernstein begriff, dass er eine dumme Frage gestellt hatte.
    »Dann tötet Larim ihn und gibt den Befehl für den Angriff. Egal, wohin sich Lord Styrax als Nächstes wenden will – nach Westen auf Narkang oder nach Norden auf Tirah zu –, wir müssen die beiden großen Handelsstadtstaaten auf jeden Fall beherrschen, und wenn sich Tor Salan nicht ergibt, dann werden wir hier so viel Zerstörung anrichten, dass die Runde Stadt nicht einen Augenblick daran denken wird, sich uns zu widersetzen.«
    »Sautin und Mustet werden keinen Ärger machen, solange wir nicht auf ihrer Schwelle aufmarschieren«, sagte Bernstein. »Und damit bleiben Embere und Raland, die beide von den Geweihten beherrscht werden – und die sich beide zweifellos jetzt schon auf uns vorbereiten.«
    »Ganz recht, Herr«, sagte Hain fröhlich. »Also werden wir dieses Jahr doch noch unseren Kampf bekommen!«
    Und dann werden wir unserem Lord aus ihren Schädeln ein weiteres Denkmal errichten , fügte Bernstein in Gedanken hinzu.

10

    Der Himmel war schiefergrau und aufgewühlt. Ein scharfkantiger Berg brannte in der Ferne, umhüllt von schwarzen Rauchfahnen. Der eisige Wind fuhr in seine zerschlissene Kleidung, während er in dem rutschigen Schlamm nach einem sicheren Tritt suchte. Er taumelte erschöpft weiter über den versehrten Boden und musste sich bei jedem Schritt auf sein Schwert stützen, um

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