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Sturmauge

Sturmauge

Titel: Sturmauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hatte nicht erwartet, dass man irgendwelche Truppen in die Schusslinie marschieren ließe. Auf die Hörner folgte wenig später das dumpfe Dröhnen der Kriegstrommeln der Menin. Zwei Trommlergruppen arbeiteten zusammen, trotz des kalten Wetters ohne Hemd, und sie waren um die über zwei Meter hohen Trommeln versammelt, die von großen, ochsenähnlichen Tieren aus der Brache getragen wurden. Bernstein erschauderte unter dem hypnotischen Rhythmus, einem Nachhall der langen Jahre des Kämpfens.
    Neben ihm grinste Hauptmann Hain noch breiter als zuvor.
    »Lass den abgebrochenen Zahn verschwinden«, riet Bernstein leise, als die Blutgeschworenen lostrabten. Es überraschte ihn nicht, dass seine eigenen Truppen die Position hielten. Selbst mit Oberst Darn als Kommandant war es undenkbar, dass er bei einem Kampf nicht in ihren Reihen stehen sollte.
    Die beiden Männer blickten auf Tor Salan, hielten angestrengt nach Bewegungen dort Ausschau, während die Kavallerieregimenter dem Angriffsbefehl folgten und auf die Stadt zuritten. Binnen einer Minute erklang in der Stadt ein Ruf, der eine Antwort auf ihre Herausforderung war.
    »Hier kommt Eure Lehrstunde«, fauchte Ayel. »Studiert sie gut!«
    Bernstein entdeckte kurz etwas Verärgerung im Gesicht Styrax’,
was ein seltener Anblick war und durchaus ausreichte, um alle zu warnen, die den Weißaugenlord kannten. In einem einzigen Wimpernschlag trat Lord Styrax zurück, zog sein Breitschwert Kobra, drehte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit herum und stürzte vor, alles dies in einer fließenden Bewegung.
    Hauptmann Hain keuchte angesichts der erstaunlichen Geschwindigkeit des Lords auf und niemand bewegte sich, als Lord Styrax dastand, den Arm über die Schulter des Hohepriesters ausgestreckt.
    Dann wich Ayel zurück, umklammerte seinen Kopf und kreischte weibisch auf, während er auf die Knie fiel. Bernstein blickte auf das Schwert des Lords. Zwischen den handlangen Fängen an der Spitze des Schwerts steckte das Ohr des Hohepriesters, und zwar so sauber abgeschnitten, als habe es ein Feldscher abgetrennt.
    »Kohrad«, grollte Lord Styrax. »Hilf ihm auf und erklär ihm mal die Angelegenheit, ja?« Mit einer geübten Bewegung schleuderte er das Ohr von der Spitze in die mit spärlichen Büscheln bedeckte Wiese. Das wenige Blut, das auf der magischen Klinge zurückblieb, sog das Metall rasch und gierig auf.
    Das jüngere Weißauge sprang vor, packte Ayel am Kragen und zog ihn auf die Füße. Er verpasste dem Mann Ohrfeigen, bis seine Schmerzenslaute verstummten und zu Schluchzern wurden. »Es ist lediglich eine Geste des guten Willens deinem Lord gegenüber, dass du noch lebst«, blaffte Kohrad, das Gesicht keine Handbreit vor Ayels. »Aber ich verspreche dir, dass ich dich an die Minotauren verfüttern werde, wenn ich dich noch mal sehe, nachdem du Afasin die Nachricht überbracht hast.
    Jetzt steh aber auf und sieh genau hin, was hier heute passiert, damit du jede Einzelheit wahrheitsgemäß wiedergeben kannst. Vielleicht belehrt dich das eines Besseren, und du wirst die Menin nicht wieder unterschätzen. Du glaubst, wir sind Wilde, weil
wir die Brache durchquert haben? Du glaubst, wir sind Idioten, nur weil wir nicht aus dieser Gegend stammen?«
    Bernstein hörte verschliffene Worte des Widerspruchs, etwas Gebettel, aber es verstummte schlagartig, als Kohrad dem Hohepriester die gepanzerte Faust in den Magen schlug.
    »Hast du schon mal von Eraliave gehört? Dem Elfengeneral? Nein? Manch einer sagt, er sei sogar noch besser als Aryn Bwr gewesen, weil er bis ins hohe Alter überlebte.«
    Kohrads Augen glühten vor Eifer. Als Bernstein das Menin-Heer im letzten Sommer verlassen hatte, um nach Norden zu reisen, hatten die Medici und Magier versucht, die magische Rüstung zu entfernen, die Kohrad in einen irrsinnigen Blutrausch trieb. Bernstein hatte gehört, diese Erfahrung hätte Kohrad in einen Schatten seiner selbst verwandelt, aber nun sah er, dass doch noch ein Funke in ihm glomm.
    »Und im hohen Alter schrieb Eraliave die klassischen Abhandlungen über die Kriegskunst«, fuhr Kohrad fort, während er Ayel nach vorne zu einem guten Aussichtspunkt schleifte. »Einer seiner Lieblingsaussprüche passt auf unsere Lage besonders gut: Ein guter General erkennt den Schwachpunkt seiner Feinde und greift dort an; ein wahrhaft schlauer Geist erkennt den stärksten Punkt seines Gegners und zerstört ihn.«
    »Genau diese Worte hat Lord Styrax an mich gerichtet«, flüsterte Hain

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