Sturmbote
Der Wachhund hatte Blut an der Schnauze, aber der Getreue griff mit erhobenem Krummdolch an, um seinen Vorteil zu nutzen.
Er kam keine zwei Schritte weit, dann traf ihn eine Gestalt mit großer Geschwindigkeit an der Schulter und riss ihn zu Boden. Der Getreue wand sich und versuchte den neuen Angreifer zu erstechen, aber da stürzte sich ein dritter Wachhund auf ihn und biss in seinen Unterarm. Der Mann schrie schmerzerfüllt auf, als ihm eine der Kreaturen die Krallen in den Leib schlug und nach seiner Kehle schnappte. Der Schrei verstummte, doch der Getreue wehrte sich noch einige Augenblicke, hieb mit der freien Hand auf die Gegner ein, trat um sich wie ein Reh in Todesangst.
Und dann war es vorbei. Die Wachhunde beugten sich über ihr Opfer, rissen das Fleisch des Getreuen von den Knochen und Dohle ertrug den Anblick nicht länger.
Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass Rojak nichts davon bemerkt hatte. Normalerweise genoss der Barde den Tod außerordentlich, aber jetzt blickte er mit einem zufriedenen Lächeln über die Dächer hinweg.
»Vielleicht werdet ihr ab jetzt unsere Warnungen ernster nehmen, Prinzessin«, sagte er in die Nacht.
Ohne Vorwarnung entstand plötzlich Bewegung neben Dohle, dicke Schattenfäden, die plötzlich wie Blätter in einem Wirbelsturm herumgeworfen wurden. Dohle und Ilumene sprangen zurück und Letzterer zog in der gleichen Bewegung sein Schwert. Rojak blieb stehen und schien von der Dunkelheit nicht im Geringsten überrascht, die keinen Meter von Dohles vorherigem Standpunkt entfernt zum Leben erwachte.
»Das war eine schlechte Lehre, die Ihr mir da erteilen wolltet«, fauchte Zhia Vukotic, als sich die Bewegung zu der Vampirfrau zusammengezogen hatte. Sie trug ein mit weißem Fell besetztes Abendkleid, das ihre rötliche Haut betonte, die an Hals und Armen zu sehen war. Sie machte einen Schritt und warf Ilumene, der vorgetreten war, um sie aufzuhalten, einen vernichtenden Blick zu. Rojak bedeutete dem Mann, stehen zu bleiben.
»Ich schickte einen Mann nach Kundschaften aus, und die habe ich erhalten«, sagte sie zu dem Barden. »Alles andere ist ohne Belang.«
Es schien, als wolle sie an den drei Männern vorbei zu den Stufen stürmen, die zum Boden hinabführten, aber etwas hielt sie auf.
Sie beugte sich zu Rojak hinüber und verzog aufgrund des Geruchs die kleine Nase. Dann sagte sie leise, ruhig: »Du glaubst, du könntest mich warnen? Vielleicht hast du das Wesen der Macht in dieser Stadt noch nicht ganz verstanden. Dein Theater ist vielleicht von Siala genehmigt und wird von der Spinne geschützt, aber wenn du unbedingt willst, dass deine Schauspieler bedauerliche Unfälle erleiden, dann kann ich das einrichten. Kein Gönner, für wie mächtig er sich auch hält, kann dir vor mir Schutz bieten.«
»Natürlich, Prinzessin«, antwortete Rojak in seinem üblichen Tonfall und war von der unsterblichen Vampirin wenig beeindruckt,
die so nah stand, dass sie ihm das Herz hätte herausreißen können. Der Mann hatte keine Angst, besaß keine echten Gefühle, und das ließ Dohle erschaudern. Was würde Zhia wohl in der Hand halten, wenn sie nun wirklich sein Herz herausrisse? Ein gesundes Organ, noch schlagend, oder ein Stück verrottetes Aas? Musste sich Rojak überhaupt noch vor irgendetwas fürchten?
Er seufzte leise. »Aber kein Opfer ist zu groß, um es meiner Kunst zu bringen.«
»Dort ist Eure Taverne, Herr.« Oberst Bernstein zeigte darauf. »Wir sind gleich da.«
Mikiss folgte dem Fingerzeig des Soldaten und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, aber im gleißenden Sonnenlicht und mit dem schweren Bündel auf dem Rücken fand er nur die Kraft zu einem Grunzen. Dann stapfte er auf die Taverne zu. Die brüchigen Ziegel dieser Gebäude schienen vom unselig heißen Sommer rot gebrannt worden zu sein. Alles in Scree kündete von zunehmender Vernachlässigung. Sogar die größeren Bauten wirkten schmutzig und heruntergekommen, wenn man vor ihnen stand.
»Diese Stadt ist ein echtes Drecksloch«, murmelte einer der Männer hinter ihnen. Die beiden Soldaten, die seine Leibwache darstellten, waren die Brüder Keneg und Shart. Sie sahen sich nicht sonderlich ähnlich, denn Shart war einige Fingerbreit größer als sein älterer, breiter gebauter Bruder, und doch klangen ihre Stimmen beinahe gleich. Mikiss war nie sicher, wer gerade sprach, wenn er nicht hinsah – auch wenn Shart im Allgemeinen beredter war als sein Bruder.
»Wahr gesprochen«, antwortete
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