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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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mir stets den Rücken decken.« Shart klopfte auf das Axtblatt, das mit langen Lederbändern an seinen Gürtel gebunden war und wies auf das Gasthaus. »Da kommt der Kleine«, sagte er und griff nach den Rucksäcken zu seinen Füßen.
    Mikiss seufzte und hievte sich das eigene Bündel auf den Rücken, nur um dann zu erkennen, dass er das von Bernstein
auch würde tragen müssen. »Es scheint mir etwas verwegen, ihn den Kleinen zu nennen – Keneg ist doppelt so breit wie du.«
    »Ja, stimmt, der Bursche liebt das Bier.« Shart klopfte Mikiss freundschaftlich auf die Schulter und kicherte, als dieser, von der Wucht getrieben, gegen die Wand taumelte. »Aber er mag es nicht, wenn man ihn den Hässlichen nennt.«
     
    Als er die Schwelle überschritt, kam Mikiss ein Geruchsgemisch entgegen: Schweiß und Stroh, Schimmel und verschüttetes Bier. Die Taverne stank. Sie war vermutlich nicht schmutziger als andere, in denen er eingekehrt war, aber die unnatürliche Hitze hatte einen Gestank hervorgebracht, den man schneiden konnte und der Mikiss bis in die Kehle kroch. Ihm wurde übel und sogar Shart verzog das Gesicht.
    Der Hauptraum beherbergte mittig eine quadratische Theke und maß gut zehn Schritt. Nach dem gleißenden Licht draußen fiel es Mikiss schwer, im Zwielicht der Schenke etwas zu erkennen, denn es brannten dort weder Feuer noch Lampen. Auch dass alle Fenster und Türen weit offen standen, im vergeblichen Bemühen, eine Brise zu erhaschen, änderte nichts daran. Der Oberst lehnte an der Bar und sprach mit einem kräftigen, breitschultrigen Mann, dessen lockiger Bart zu einem dicken, wild schwingenden Bündel zusammengeschnürt war. Es schien jedes Nicken und Kopfschütteln unterstreichen zu wollen. Mikiss vermutete einen ehemaligen Soldaten in dem Mann, denn obwohl er größer als der Menin-Offizier war, wirkte sein Verhalten respektvoll. Alte Soldaten wussten, wie Ärger aussah, und dieser Mann, der trotz seines Bauchs sicher stärker war als Oberst Bernstein, verhielt sich instinktiv wie ein Mann, der unter Befehl stand.
    Shart rief erfreut aus, als er die beiden Bierkrüge neben dem Arm des Obersts entdeckte. Er hatte seinen eigenen bereits halb
geleert, bis Mikiss seinen Rucksack abgelegt und sein eigenes Bier ergriffen hatte. Bernstein und der Wirt sprachen leise miteinander. Die hier gesprochene Sprache hatte Menin-Wurzeln, da die ursprünglichen Einwohner vorrangig Litse und Menin gewesen waren. Mikiss sprach sie nicht gut genug, um sich zu unterhalten, aber Lord Styrax hatte ihn sehr genau auf den Feldzug vorbereitet. Anführer wie Bernstein konnten alle wichtigen Dialekte des Westens sprechen, um für genau solche Momente vorbereitet zu sein.
    Der Oberst nickte dem Wirt zu und legte eine Silbermünze auf die Bar, wobei er etwas sagte, das wie »Ja, für alle!« klang. Dann wandte er sich Mikiss zu.
    »Bisher scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er, blickte sich erneut im Raum um und sah nichts, was seine Besorgnis erregte.
    »Man hat ihm von unserer Ankunft berichtet – nun, von Eurer zumindest. Purns Diener hat vor einer Woche Anweisungen überbracht und seitdem jeden Abend hier das Essen seines Herrn geholt.«
    »Diener?«, fragte Mikiss verwundert. Sie alle kannten den Ruf der Nekromanten.
    »Ja«, sagte Bernstein ernst. Shart rief dem Wirt zu, er möge seinen Krug nachfüllen. »Ich glaube nicht, dass er sonderlich beliebt ist, aber wer will sich beschweren, wenn es gutes Geld bringt?«
    »Dann befindet sich Purn also in der Nähe? Dieser Teil der Stadt scheint ein wenig zu belebt für ihn.«
    »Ich bezweifle es, aber das spielt keine Rolle. Es ist sicherer für ihn, wenn er seine Mahlzeiten aus größerer Entfernung holen lässt – und bei diesem Wetter ist es auch egal, wenn das Essen kalt ist, bis es bei ihm ankommt.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Mikiss und warf Shart einen Blick zu, als dieser sich begeistert seinem zweiten Bier zuwandte.

    »Wir warten ab und essen«, sagte Bernstein mit Bestimmtheit. »Der Mann kommt erst abends und ich will nicht durch die Straßen laufen, bis eine gelangweilte Patrouille einen Streit vom Zaune bricht.« Er nickte dem Wirt zu, der daraufhin nervös lächelte. »Er wird uns gleich etwas zu essen bringen und dafür sorgen, dass unsere Krüge stets gefüllt sind.«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr diese beiden den ganzen Nachmittag trinken lassen wollt?«
    Bernstein lächelte breit. »Sie kennen ihre Grenzen. Glaubt mir, selbst wenn sie singen

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