Sturmbote
kämpften. Zwei lagen am Boden und schrien, die Hände auf ihre Wunden gepresst.
Mikiss erkannte, dass Bernstein recht hatte, hob darum sein Schwert und lief auf einen Feind zu. Für Schwerter brauchte man eine Ausbildung, für Knüppel nicht. Der Mann hob seine Waffe, um sie Mikiss auf den Kopf zu schlagen. Da steckte bereits Mikiss’ Klinge in seinem Bauch. Neben ihm führte Bernstein zwei Säbel mit tödlichem Geschick, wehrte einen Knüppel mit dem einen ab und schlug dem Gegner den anderen ins Knie. Als dieser daraufhin wie ein Kind jammernd zu Boden fiel, schlug er ihm in den Hals.
Plötzlich loderten Flammen auf. Alle hielten inne und sahen sich um, um zu ergründen, was geschehen sein mochte.
Mikiss musterte den erleuchteten Garten und sah in jeder Lücke zwischen dem Bewuchs Leute stehen, die sich verzweifelt gegen seltsame Angreifer wehrten. Eine solche Gruppe wurde von drei knochigen, blutverschmierten Gestalten in Lumpen angegriffen. Sie hatten keine Waffen, aber einer fing mit bloßen Händen einen Knüppelhieb ab und schlug dem Mann dann so hart ins Gesicht, dass der Getroffene herumgerissen wurde und auf einem seiner Gefährten zusammensank.
Doch dieser seltsame Anblick war nichts gegen das, was in der Mitte des Gartens vor sich ging, wo eine Kreatur, die an einen haarlosen Bären gemahnte, auf jeden, der ihm zu nah kam, mit je einer zweiblättrigen Axt in jeder Hand einhackte. Wenn alle um ihn herum tot waren, sprang es zehn Schritte weit mit einem Satz und machte an seinem neuen Standort weiter.
Mikiss erblickte einen Mann, der wild zappelnd in der Luft hing und von unsichtbaren Klauen in Stücke gerissen wurde. Blut spritzte aus seinen zerrissenen Adern, Mikiss begann unkontrolliert zu zittern.
Die Menin-Soldaten schenkten der schrecklichen Szene keine Beachtung, sondern nutzten die Ablenkung, um die letzten Männer im Hof niederzustrecken.
»Woher kam das Licht?«, fragte Bernstein wütend und sah sich um.
Shart zeigte zur rechten Seite. »Dort, sie haben einen Magier in ihren Reihen.«
Eine große Gruppe der Männer hatte einen Kreis am Rand des Gartens gebildet und arbeitete sich durch die Verletzten und Toten vor bis zum Haus. Einer der wandelnden Toten ging in Flammen auf und torkelte davon.
»Das sind keine Bürger – sie kämpfen in Formation«, rief Oberst Bernstein. Die Fremden stellten nun die einzige ernstzunehmende Gefahr im Garten dar. Alle anderen waren tot oder lagen im Sterben.
Ein Mann zeigte auf sie, und Mikiss öffnete den Mund, um einen Warnruf auszustoßen. Er schloss ihn jedoch voller Entsetzen wieder, als ein Busch neben dem Mann erbebte und dann unnatürlich lange Äste aus ihm hervorschossen, um den Zeigenden zu umschlingen. Ein Schatten glitt durch das verblassende Licht, die Äste ließen ab, wandten sich stattdessen einem anderen Mann zu und zerrten ihn in den Busch hinein. Drei der Angreifer
stürmten vor, um ihrem Kameraden zu helfen, aber die Äste schlugen ihnen ins Gesicht und trieben sie so zurück.
»Der Meister wird sehr zufrieden sein«, sagte Nai fröhlich, während die Angreifer verzweifelt versuchten, den Mann zu retten. Doch dann war es auch schon vorbei. Mit einem letzten Stöhnen, das durch Mark und Bein ging, verstummte der Mann und der Busch hörte auf zu beben. Jemand rief etwas und im nächsten Augenblick stand der Busch in roten Flammen und ein unheiliges Heulen erfüllte die Nacht.
»Was zur Hölle war das?«, fragte Shart.
»Nur eines der Experimente des Meisters«, sagte Nai gut gelaunt. »Wir konnten es zuvor nie richtig prüfen.«
»Sie besitzen eine bemerkenswerte Entschlossenheit, das muss ich sagen«, gab der Oberst zu. »Und da es scheint, als könnte Eure Verteidigung sie nicht aufhalten und wir zu wenige sind, sollten wir wieder hineingehen.«
Die fremde Gruppe kam dem Haus Stück für Stück näher, von immer neuen Schrecken verlangsamt, die sich auf sie stürzten. Die riesige Kreatur hatte alle Männer in seiner Nähe getötet und wandte sich jetzt der verbleibenden Gruppe zu. Mikiss versuchte etwas in dem gleißenden Feuer zu erkennen, aber ihm tränten die Augen und so erkannte er nur dunkle Haut, ein Gewirr aus Narben und Hautbildern, einen breiten Kiefer mit unnatürlich scharfen Zähnen und Hörner, die sich bis über die Augen erstreckten.
»Komm schon, du Mistkerl«, knurrte Bernstein, packte Mikiss am Arm und zog ihn wieder ins Haus. »Shart, überprüf die andere Seite des Hauses, gib Bescheid, ob dort auch
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