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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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erfüllte. Auch die Schwestern bemerkten es offensichtlich und wurden nervös.
    »Was hast du da in deiner Hand, Kleine?«, fragte die mittlere Schwester und klang nun unsicher. Weißes Licht leuchtete an Xeliaths Seite auf, strahlte aus dem Schädel in ihrer Hand. Die Schwestern jaulten auf, schützten ihre Augen vor dem Licht und taumelten rückwärts. Die Hellhäutigste sank mit einem Kreischen auf die Knie, das erst verstummte, als Xeliath den Strom der Magie unterbrach. Mihn ahnte, was geschehen würde und konnte Xeliath so stützen, als sie von der Magieanwendung ausgelaugt auf seine Schultern sackte.
    »Ich wurde von eurer Herrin selbst, der Dame Amavoq, gesegnet. Seid versichert, dass ihr in ihrem Willen handelt, wenn ihr mir helft.«
    Die drei Schwestern starrten sie ängstlich an, dann warfen sie sich gleichzeitig herum und flohen. Schon nach wenigen Schritten wurden ihre Körper durchsichtig und lösten sich auf.
    Xeliath atmete schwer und richtete sich unter Mühen wieder auf.

    Morghien warf ihr einen neugierigen Blick zu und lachte. »Amavoq, die alte Schwärmerin«, sagte er und lachte erneut.
    Xeliath warf ihm einen wütenden Blick zu und er schwieg, während er an ihr vorbei wieder in den Wald ging. Zum ersten Mal seit Wochen zeigte sich in seinem Gesicht die Andeutung eines Lächelns.
    Mihn seufzte innerlich und hoffte, dass Morghien die Dame Xeliath nicht so sehr verärgern würde, wie er es bei Lord Isak fertiggebracht hatte. Sogar die hübsche Seite ihres Gesichts war nun grimmig verkniffen.
    »Gehst du ihm jetzt nach? Oder willst du weiter wie ein Schwachkopf vor dich hinstarren?«, murmelte sie. »Komm schon, beweg dich.«
    Mihn seufzte erneut. Es würde eine lange Heimreise werden.
     
    »Das ist doch seltsam, oder?«, fragte Isak leise. Er und zwei seiner Wachen hockten hinter dem Geländer des Flachdaches eines nahe stehenden Gebäudes, in sicherer Entfernung zu den Einheiten der Fysthrall-Soldaten, die das Theater und die umgebenden Straßen bewachten. Sie hatten eine hervorragende Sicht auf die Menge vor den Toren des Theaters. Isak erkannte einige Leute wieder. Ein Segeltuch, auf einen groben Holzrahmen gespannt, hielt sie im Schatten. Die Besitzer des Gebäudes hatten sich im Innern verkrochen und waren entschlossen, die verrückten Einwohner von Scree nicht hereinzulassen.
    »Verdammter Irrsinn, sage ich«, murmelte Tiniq neben ihm.
    Das war der längste Satz, den General Lahks Bruder an diesem Abend von sich gegeben hatte. Obwohl er ein Waldläufer war, der mindestens zwanzig Jahre mehr auf dem Buckel hatte, als man ihm ansah, war er so schreckhaft wie ein neuer Rekrut. Das war schon so, seit sie Scree erreicht hatten. Ständig blickte er über seine Schulter und zuckte ängstlich zusammen,
als erklänge die klagende Glocke der Tore Tods in seiner Nähe.
    »Wenn Legana mit dem Zauber recht gehabt hat, kann ich nachvollziehen, dass sie das Theaterstück aufführen, aber dass sich die Leute auf die Straße wagen, um es zu sehen, ist einfach Irrsinn.«
    »Das muss Teil des Zaubers sein«, antwortete Leshi von Isaks anderer Seite. Die beiden übernatürlichen Männer stellten an diesem Abend Isaks ganze Leibwache dar, weil sie unbemerkt bleiben wollten. Jeil, der Waldläufer, hielt jedoch unten auf der Straße Ausschau. Mayel, ihr Führer, hatte sich in der hinteren Ecke des Daches zusammengekauert, denn er wollte unbedingt alles sehen, dabei aber auf keinen Fall gesehen werden. Nach Sonnenuntergang gehörten die Straßen der Wut und den Flammen und er wollte nicht noch weiter in diesen Wahn hineingezogen werden.
    »Seht euch diese Aufstände, die sinnlose Gewalt an. Dieser Ort ist zumindest sicher. Es erscheint ihnen möglicherweise als eine gute Idee, hierherzukommen, auch wenn sie sich dafür auf die Straße wagen müssen.«
    »Verlassen!«, rief jemand hinter ihnen. Tiniq sprang blitzschnell auf und hatte das Schwert zu Isaks Schutz erhoben. In der Straße hinter ihnen, wo Jeil Wache hielt, taumelte ein alter Mann die Straße entlang. Er trug Lumpen, und aus einer tiefen Wunde auf seinem kahl werdenden Kopf floss Blut über sein Gesicht. Er schien die Männer nicht zu bemerken, die ihn beobachteten. Seine Stimme wurde zu einem Murmeln und die verdrehten Silben ergaben keinen Sinn. Dann fing er wieder zu schreien an: »Zerfallende Stadt, gebunden an ein zerfallendes Herz. Sie bringt Asche; Wörter und Asche aus der Dunkelheit unter uns.«
    »Jeil«, zischte Isak. »Bring den alten Kerl

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