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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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zum Schweigen, bevor er Aufmerksamkeit erregt.«

    Der alte Mann hörte Isaks Worte und blickte zu ihm auf. Er zog einen rostigen Dolch und fuchtelte damit in Richtung des Weißauges. »Was die Götter verlassen, soll Feuer reinigen!«, rief er. »Sie haben uns verflucht. Ihre Diener sprechen Zauber auf uns und müssen den Flammen geopfert werden!«
    Jeil trat mit einer kurzen Axt mit halbmondförmigem Blatt aus einem Eingang in der Nähe. Tiniq eilte über das Dach zu seinem Gefährten, denn er hatte ein schlechtes Gefühl, als Jeil sagte: »Verschwinde, alter Mann, oder ich töte dich und du findest heraus, was Lord Tod von deinen Worten hält.«
    Der Alte starrte Jeil an, und dann verwandelte sich die Verwirrung binnen eines Wimpernschlags in Wut. »Diener der Götter!« , schrie der Mann. Er hob den abgenutzten Dolch und stürzte sich kreischend auf Jeil. Der Waldläufer wich zurück, um sich Platz zu schaffen, stieß aber gegen die Wand hinter sich. Er riss die Axt hoch, traf den Mann in der Achsel und zog gleichzeitig sein eigenes Messer, um die Klinge des Alten abzuwehren.
    Die Wunde schien dem Mann nichts auszumachen, denn jetzt schlug er zu. Die Klinge rutschte an Jeils Dolch ab und schnitt in den Arm des Waldläufers. Jeil trat verzweifelt nach ihm und trieb den Mann so in Reichweite von Tiniqs Breitschwert.
    Der Kopf fiel und rollte ein Stück die Straße hinab.
    Isak und Leshi befanden sich mit gezogenen Waffen knapp hinter ihm, aber die Straße lag verlassen da.
    »Nun, war der nicht herzallerliebst?«, fragte Isak grimmig. Tiniq wischte seine Klinge an den Lumpen des Alten ab und machte sich daran, Jeils Arm zu verbinden.
    Das Schlachterviertel lag merkwürdig still da. Mayel hatte berichtet, dass sich die meisten Leute in ihren Häusern verbarrikadiert hatten, wenn sie nicht unterwegs auf der Suche nach Nahrung waren, die sie kaufen oder stehlen konnten. Vor dem Grünen Tor, durch das alle Vorräte der Stadt gebracht wurden,
hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Ein Markt im Westen war schon zerstört und abgefackelt worden.
    Mayel trat an das obere Ende der Treppe. »Wie kommen wir da nur wieder raus?«, flüsterte er, und seine Angst drohte ihn jederzeit zu übermannen. »Fast überall in der Stadt geht es so zu. Also werden wir entweder zusammen mit den Irren verbrannt oder von den Armeen vor der Stadt hingeschlachtet werden.«
    Isak erkannte, dass der Junge so verängstigt war, dass er dem nicht mehr lange standhalten konnte. Er brauchte etwas Hoffnung, musste sicher sein können, dass er die nächsten Stunden überleben würde. Isak wickelte das Ledertuch ab, das Eolis’ funkelnden Griff vor neugierigen Augen verbarg. Dann zog er die Waffe und drehte sie vor Mayels Gesicht, damit sich das spärliche Licht darin fing.
    »Es ist dir beim ersten Mal vielleicht nicht aufgefallen«, sagte er, »aber dies hier ist kein gewöhnliches Schwert, und ich bin kein gewöhnlicher Söldner.«
    Mayel starrte Eolis staunend an, verstand aber noch immer nicht. Isak fuhr fort: »Eine dieser Armeen da draußen gehorcht mir.«
    »Ihr Götter, das heißt, du …«
    … läufst blind durch die Schatten , unterbrach eine weibliche Stimme in Isaks Kopf und übertönte Mayels Worte. Er wirbelte herum, zu einer Gestalt, die in diesem Augenblick aus einer kleinen Gasse trat. Isaks Wachen fluchten und zogen ihre Waffen erneut, aber er bedeutete ihnen innezuhalten.
    »Wer bist du?«, fragte Isak.
    Wie immer ein Licht in der Dunkelheit .
    Isak dachte nach, bis ihre Worte eine Erinnerung weckten. »Hexe?«
    Sie lachte, was seine Wachen einen nervösen Blick austauschen ließ. Ich wurde schon freundlicher empfangen, aber ja, du hast recht .
    »Ich weiß nicht, wie ich dich sonst anreden soll.«
    »Äh, mein Lord«, setzte Tiniq unsicher an. Isak unterbrach ihn mit einer ruckartigen Geste. Der Waldläufer war von dem einseitigen Gespräch völlig verwirrt – ebenso wie Isaks Wachen bei seinem ersten Zusammentreffen mit der Hexe von Llehden – aber er hatte jetzt keine Zeit, es ihnen zu erklären.
    Darum wirst du damit auch fortfahren. Du weißt bereits, dass eine Hexe ihren echten Namen niemals preisgeben sollte .
    Kannst du mir einen anderen Namen geben, den ich benutzen kann? , fragte Isak im Geiste.
    Sie kam auf ihn zu, der Mond beleuchtete ihr Gesicht. Sie wirkte noch müder und ausgemergelter als in seinen Träumen, als sei sie auf der Reise nach Scree gealtert. Vielleicht lag das an der Anstrengung, die es für sie

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