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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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erhobenen Schild kratzen. Der Treffer fühlte sich wie ein Axthieb an. Tropfen spritzten in sein Gesicht und blendeten ihn kurz. Er schlug wuchtig nach oben und spürte, dass Eolis etwas durchschnitt und die Kreatur zurücktrieb. Kaum hatte er das Wasser weggeblinzelt, war sie schon wieder bei ihm. Doch diesmal war er vorbereitet. Er nutzte den Schwung des Wesens, um die Knie zu treffen, dann drehte er die Klinge und rammte sie in den Unterleib des Wesens und schnitt bis zur Schulter des Elementars.
    Erneut schrie die Kreatur auf, doch die schweren Treffer schienen einfach hindurchzugleiten, ohne sichtbaren Schaden anzurichten.
Das Wasser leuchtete nur auf, wenn Eolis hindurchschnitt. Isak gab den sicheren Stand auf, schlug wieder und wieder zu, bis der Elementar endlich langsamer wurde und Isak seine Gelegenheit gekommen sah. Mit der erstaunlichen Geschwindigkeit der Weißaugen hackte und hieb er auf seinen Gegner ein, nutzte den Schild wie eine Keule, setzte Schlag auf Schlag. Der Malviebrat wich vor dem wütenden Angriff taumelnd zurück, quiekte wie ein verwundeter Eber und zerbarst dann in unzählige Tropfen.
    Isak hielt inne und blickte den Fluss entlang, in dem er mittlerweile stand. Es gab keine Spur von dem Elementar. Die Luft schien ob der Wucht seines Ansturms noch immer eisig. Erst jetzt bemerkte er seinen schweren Atem, der in seiner wunden Kehle rasselte, und dann erreichten ihn die Geräusche des Landes wieder. Seine Zehen zuckten vor dem kalten Wasser zurück, das in seine Stiefel eindrang und das brachte ihn in Bewegung.
    Als er sich zu den Soldaten umwandte, starrten sie ihn alle an. Die meisten trugen Helme, aber Morghien und Mihn standen mit erstauntem Ausdruck wie versteinert da. Isak knurrte verärgert und ging zu ihnen zurück. Es wäre schön, wenn die Leute ihn nach einem Kampf ein einziges Mal nicht so ansehen würden.

3

    Ferne Rufe erinnerten Isak daran, dass nicht alle Feinde geflohen waren. Die Kavallerie hielt noch immer rund zweihundert Schritt entfernt zu beiden Seiten des Flusses Stellung, Pfeile auf der Sehne, und wartete nur auf den Schussbefehl. Die kleinere Gruppe von Rittern bestand aus Edlen und Leibwachen, in das matte Rot Lomins gehüllt, aber Isak hatte nur Augen für den Mann in ihrer Mitte. Der rote Wolfshelm reichte aus, um Herzog Certinse zu offenbaren, selbst wenn die Flagge Lomins nicht schlaff über seinem Kopf gehangen hätte. Isak, der noch immer im Fluss stand, nahm sich einen Augenblick, um einen der wenigen Männer anzustarren, der ihm in Alter und Stellung glich.
    »Auf was wartest du denn?«, murmelte Isak leise. »Für Zweifel ist es zu spät.«
    Er erhielt keine Antwort und so steckte er sein Schwert in einer geschmeidigen Bewegung weg und drehte ihm den Rücken zu. Er hielt den Blick auf Graf Vesna gerichtet, während er mit ruhigem Schritt zu seinen Kameraden zurückkehrte. Er wusste, dass er ruhig und selbstsicher wirkte – der Zauber Siulents sorgte dafür. Aber im Innern spürte er die ersten Stiche großer Angst. Ein paar Mann gegen mehrere Regimenter, das konnte unmöglich einen gerechten Kampf ergeben. Und obwohl sich Isak das Hirn zermarterte, fiel ihm kein Ausweg ein. Er war so weit gekommen
und sollte jetzt beim Überschreiten der Grenze getötet werden – was für ein schlechter Scherz.
    Ihr Götter, soll es das wirklich gewesen sein? Nach all diesen Träumen? Ich glaubte zu wissen, wer mich töten würde, aber ich habe mich wohl geirrt. Vielleicht hatte Aryn Bwr recht, als er sagte, ich hätte den Lauf der Geschichte unterbrochen … Vielleicht trifft nun kein Menetekel mehr auf mich zu.
    Isak blickte unwillkürlich zu den Bäumen auf beiden Seiten. »Hör auf damit«, murmelte er vor sich hin. »Da ist niemand. Du machst dich lächerlich. Die Furcht spielt dir einen Streich, das ist alles.«
    »Die Bogenschützen rücken langsam vor«, sagte Vesna ruhig, als Isak die Wachen erreichte. Das Weißauge nickte, wagte nicht zu sprechen. Er ballte die Faust, als der Knoten in seinem Magen wuchs. Er hatte schon früher Angst gehabt, schon oft, aber diesmal hatte er zum ersten Mal Zeit, ihren bitteren Geschmack ganz auszukosten.
    Sie wurde verstärkt, weil keine Magie mehr durch seinen Körper strömte. Er fühlte sich fadenscheinig, beinahe schwach, und der bevorstehende Tod stand in seinen Gedanken. Alles andere wich davor zurück. Hier stand er, mit Waffen, die einen Gott neidisch machen würden, und doch war kein Ausweg in Sicht. Der Feind war

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