Sturmbote
in der Überzahl, er war Meilen von jedem Schutz entfernt und nicht mehr so unbedarft, um zu glauben, dass die erneute Anwendung von Magie nicht nur seine Feinde, sondern auch seine Freunde und ihn selbst umbringen würde.
Wut wallte bei diesem Gedanken in ihm auf. Wenn ich schon sterben muss, dann nehme ich diesen Bastard Certinse wenigstens mit mir. Ich könnte es nicht ertragen, im eigenen Sterben sein triumphierendes Grinsen zu sehen. Da reiße ich mir lieber die Augen heraus.
Er blickte zum bedeckten Himmel auf. Der Mond des Wilderers war bereits untergegangen. Wenn Nartis sie beobachtete,
war er offensichtlich entschlossen, seinen Erwählten dem Schicksal zu überlassen.
»Da kommen weitere Reiter«, rief ein Soldat und wies nach links. Eine Gruppe Berittener trabte in einer Reihe auf dem Hügelkamm entlang, folgte dem Weg, den auch Isak und seine Männer genommen hatten. Mehr war vor den dunklen Pinien nicht zu erkennen.
»Vesna, weißt du, wer das ist?«
Vesna reckte den Hals, schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich kenne die Uniformen nicht, aber sie reiten Jagdpferde und es sind keine Ritter oder Leibwachen – die würden sich nicht ganz in Schwarz kleiden.«
»Ihr Anführer ist aber nicht in Schwarz gehüllt«, sagte Carel und klang verwundert. »Ist das … Ihr Götter, sie werden von einem verdammten Kaplan angeführt.«
Er hatte recht. Als die Gruppe näher kam, konnte man erkennen, dass der Mann an der Spitze die weiße Robe eines Legionskaplans trug. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen, weshalb sein kahler Kopf und ein langer grauer Bart, der ihm bis auf die Brust reichte, zu sehen waren. Er stellte sich in die Steigbügel, während sie näher kamen, und rief der feindlichen Kavallerie etwas zu. Dabei schwang er seine Mondglefe im weiten Bogen über seinen Kopf und beendete seine Aussage mit einem Brüllen und schallendem Gelächter.
»Der Kerl ist ein bisschen alt für einen Kaplan im Feld«, sagte Vesna. »Und was gibt es da zu lachen?« Er verstummte plötzlich und rief dann: »O ihr Götter, natürlich! Er hat sein ganzes Leben auf diesen Tag gewartet, kein Wunder, dass er ihn so genießt!«
Er wandte sich an Carel: »Lass die Männer aufsitzen – sofort! Diese Ritter stehen auf unserer Seite, aber sie sind dennoch in der Unterzahl.«
Die Männer warteten nicht auf Carels Befehl, sondern eilten bereits zu ihren Pferden. Isak packte Vesna am Arm und verlangte eine Erklärung.
»Das ist Kardinal Disten«, sagte der Graf mit leuchtenden Augen. »Er war es, der die ganze verdammte Malichaffäre aufgedeckt hat. Seitdem ist er hinter den Certinses her, aber er hat nie genug Beweise gefunden, um sie anzuklagen. Jetzt haben sie ihm in die Hand gespielt, Herzog Certinse ebenso wie Lordprotektor Tildek, und das ist Grund genug, auch den ganzen Rest der Mistkerle einzutreiben.«
»Wer sind seine Begleiter? Das ist nicht das Gefolge eines Kardinals.«
Vesna bedeutete einem Soldaten, er möge ihre Pferde bringen. »Ich wette, das sind Dunkle Mönche, mein Lord. Die Bruderschaft der heiligen Lehre. Lordprotektor Saroc galt stets als etwas eigenbrötlerisch – ich vermute, das hier erklärt es.«
Isak schwang sich in den Sattel und blickte zu den nahenden Reitern. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich über das Auftauchen von religiösen Eiferern einmal froh wäre«, sagte er. Die Neuankömmlinge ließen einen Pfeilregen auf die mit einem Mal ungeordneten feindlichen Soldaten niedergehen, die sich der neuen Gefahr erschrocken zuwandten. Isak grinste und zog sein Schwert. Die Dunklen Mönche reichten nicht aus, um die Übermacht ganz auszugleichen, aber für Isaks Geschmack war das genug. Er spürte den gierigen Griff der Magie in seiner Brust, als Eolis im matten Tageslicht am unteren Ende funkelte, wo sich der Schädel der Jagd darumgelegt hatte. Es wirkte, als seien die Parierstange und einige Fingerbreit der Klinge von einer dicken Eisschicht bedeckt. Die Waffe pulsierte vor kaum gezügelter Macht.
»Morghien, Mihn, eure Waffen können hier mehr ausrichten als in einem Sturmangriff. Schützt Tila und die Dame Daran.« Der Wanderer nickte. Er war kein sonderlich guter Reiter – und
ein Pferd durch eine Schlacht zu führen, war nicht einfach. Mihn wirkte weniger erfreut, doch er gab keine Widerworte. Sein Stab würde gegen Plattenpanzer wenig ausrichten.
»Ihr anderen: bildet eine Schlachtenreihe. Ich würde es vorziehen, sie lebend zu bekommen, um sie anzuklagen, aber
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