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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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lagen die scharfen Nadelstiche von Magie – und er eilte ihnen nach. Dort! Drei waren es, die Schutzzauber bereits gewirkt – sie wollten kein Risiko eingehen. Isak konnte die Energieströme, die sie umgaben, als Bitternis in seiner Kehle schmecken. Er konnte die Magie nicht bestimmen und wollte auch nicht mit ihr in Berührung kommen. Er lächelte spöttisch – ihre Verteidigung hatte sie verraten. In seinem Kopf sprach Aryn Bwr mit kalter Verachtung: Sie können dich nicht spüren, töte sie rasch und zieh dich zurück.
    Isak sah sich um, als der Rest der Truppe an der Kluft eintraf. In der Ferne konnte er Ersatzpferde panisch und verwirrt herumirren und sich dann zu ihren Gefährten wenden sehen.
    »Mein Lord, ich sehe Bogenschützen«, sagte Mihn. Isak drehte sich herum. Sie durften nicht erlauben, dass diese den Abstand überbrückten, denn sie selbst hatten nur wenige Bogenschützen, und die würden einen Schlagabtausch nicht überleben.
    »Tila, Dame Daran, nach hinten! Helft dabei, die Pferde anzubinden und dann sucht hinter einem Felsen Schutz. Mihn, gib mir Bescheid, wenn sie sich nähern.«

    Isak schloss die Augen, während hinter ihm alle in Stellung gingen. Die Geister waren nun zu Fuß unterwegs, knieten sich hin, die Äxte lagen vor ihnen, die Lanzen hielten sie erhoben. Niemand sprach. Der Anblick Isaks in der Bresche in Narkang, der Nartis selbst nachgeahmt hatte, hatte bei ihnen allen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Sie würden ihm nie mit der freundschaftlichen Kameraderie unter Soldaten begegnen, weil sie ihm mit ehrfürchtiger Hingabe dienten. Sie würden seinen Befehlen ohne Zaudern folgen.
    Im Wald vor ihnen prüfte Isak vorsichtig die Verteidigung der drei Magier, bis er nach kurzer Zeit fand, was er suchte. Er konnte nicht ergründen, was die Sprüche, mit denen sie sich umgeben hatten, bedingten, aber er konnte in einem eine Lücke erkennen, wie bei einem unvollständigen Netz. Isak griff mit der linken Hand zu, stellte sich vor, wie die Spitzen der kreidebleichen Finger zwischen den Machtfäden hindurchglitten und sich um den Hals des Magiers legten.
    Der Schild brach zusammen und Isak spürte den erschrockenen Aufschrei des Mannes eher, als dass er ihn hörte. Der widerwärtige Geschmack in seinem Mund wurde stärker, zugleich vertraut und doch völlig fremd.
    Dieser war von Larat berührt , sagte Aryn Bwr, geweiht, und dann einem Dämon übergeben. Töte ihn rasch, bevor sein neuer Herr eingreift.
    Das Weißauge brauchte keine weitere Ermutigung. Die Lage war auch heikel genug, ohne dass ein Dämon Menschengestalt annahm. Er ballte die Hand zur Faust, spürte ein leichtes Knacken und löste den Griff um den Leichnam, um ihn zu Boden gleiten zu lassen.
    »Einer ist tot«, verkündete Isak. Er spürte die fragenden Blicke unter den Helmen. Sogar Carel, sein ältester Freund, schreckte ein wenig davor zurück, die Frage zu stellen, wozu Isak mittlerweile in der Lage war.

    Dann fragte der alte Kämpe: »Sind da noch mehr?«
    »Sie sind jetzt auf der Hut. Ich habe diesen einen nur erwischt, weil sie nicht mit mir gerechnet haben.« Isak legte den Schild an und musterte das Gelände vor ihnen. Drei Kompanien Berittener hatten den Wald verlassen und waren auf dem Weg, den Fluss zu überqueren und so jeden Fluchtversuch zu vereiteln. Sie hielten Abstand, als zögerten sie, den Erwählten Nartis’ anzugreifen. Doch er wusste, dass dies nicht von Dauer war. Isak erlaubte sich einen Augenblick des Mitleids. Die Soldaten und eingeschworenen Gefolgsleute mussten ihren Herren in den Kampf folgen, selbst wenn sie wussten, dass es ein unehrenhafter Kampf war. Er schüttelte den Kopf. Er würde für Mitgefühl noch genug Zeit haben, wenn er dies hier einmal überlebt hatte. Und dazu musste er so viele wie möglich von ihnen töten.
    »Sie werden einfach ausschwärmen und uns wie ein Nadelkissen spicken«, murmelte Vesna, während die Kavallerie den Fluss durchritt. »Sie werden sich wohl nicht die Mühe machen, hinter uns kommen zu wollen, denn sie sehen ja, dass wir nirgendwohin können.«
    »Holt die Rüstung von den Pferden. Das wird uns etwas Schutz bieten. Je länger wir überleben, umso mehr kann ich aus der Ferne töten.«
    »Dafür haben wir keine Zeit – schau, das sind Soldaten der Leibgarde.«
    Vesna wies auf weitere Truppen, die eben aus dem Wald kamen und quadratische Wappenflaggen mit sich führten, die nur bei der Anwesenheit eines Herzogs oder Lordprotektors gezeigt wurden.

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