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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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ermahnt, ihr Temperament in Zaum zu halten. Die Magie, die die Stadt heimsuchte, war darauf ausgelegt, Leute gegeneinander aufzubringen. Statt zu antworten, hob er darum die Hand und klopfte laut.
    »Wenigstens gehorcht er heutzutage«, sagte Beyn, der etwas weiter entfernt stand. »Da hat sie einen guten Einfluss auf ihn.«
    Doraneis drei Begleiter hatten sich Verstecke gesucht und behielten die Straße in beiden Richtungen im Auge. Sie mussten davon ausgehen, dass sie nicht lange so allein bleiben würden. Der Offizier, mit dem Doranei gesprochen hatte, hatte ihm deutlich gemacht, dass sich seine Leute bei Sonnenuntergang in das Innere des Hauses zurückziehen würden, um keinen Ärger anzulocken. Vor der Stadt warteten die Armeen wie aufgewühlte Sturmwolken und rückten unaufhaltsam immer näher zusammen. Der Kampf am Grünen Tor war nur ein kleines Scharmützel, kündigte aber deutlich Schlimmeres an.

    »Er ist ein höflicher Junge«, sagte Sebe. »Hatte schon immer viel Respekt vor Älteren.«
    »Sicher, aber ich habe nicht gewusst, dass er Frauen mag, die so viel älter sind als er.«
    »Man trifft nicht viele, die so alt sind. Um ehrlich zu sein, sie sind sogar wirklich rar gesät.«
    »Ich wette, sie schießen ihm mit einer Armbrust ins Gesicht«, trug Beyn gut gelaunt bei. Darüber musste Doranei beinahe lächeln. Die Mitglieder der Bruderschaft wetteten untereinander auf alles Mögliche, und sobald sie auf eine neue Idee gekommen waren, konnte man sie vom Wetten gar nicht mehr abhalten.
    »Ich setzte darauf, dass man ihn nicht beachtet, gleichgültig wie lange er klopft«, sagte Sebe rasch.
    »Nein … man spuckt ihm ins Gesicht und sagt ihm, er solle sich verpissen«, sagte Coran.
    »Worum wetten wir?«, fragte Doranei.
    »Du wettest mit?«
    »Aber sicher.« Diesmal lächelte Doranei tatsächlich, denn er war sicher, dass er besser einschätzen konnte, wie Zhia oder ihre Gefährten reagieren mochten. Und wenn es ein Armbrustbolzen ins Gesicht war, würde er die Wettschulden nicht mehr zahlen müssen. »Was ist der Einsatz? Hat jemand eine Idee?«
    »Ich habe gehört«, sagte Sebe, »dass es eine Raylin gibt, die man Die Herrin nennt und die eines der Söldnerheere anführt. Sie hat zwei Wyvern als Haustiere. Der Einsatz ist: ein Zahn oder eine Kralle von einer davon – von jedem, der verliert.«
    »Abgemacht. Also gut, ich wette darauf, dass mich eine wunderschöne Frau hineinzieht«, sagte Doranei.
    Beyn prustete los. »Eins muss man sagen, der Bursche ist selbstbewusst.«
    »Das würde ich nicht so sehen«, sagte Coran. »Ich vermute, dass er einfach gute Ohren hat.«

    Wie aufs Stichwort öffnete sich das Guckloch erneut und an Stelle des unrasierten Mannes, der es beim letzten Mal geöffnet hatte, lächelte Doranei nun Legana an. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge hätte er aber auch eine Schabe sein können, die auf der Schwelle herumkrabbelt. Ihr schien es nicht in den Sinn zu kommen, ihn zu berühren, geschweige denn, ihn hineinzuzerren.
    »Erträgst du die Abwesenheit nicht?«, fragte sie und musterte die übrigen Männer auf der Straße. »Oder wolltest du einfach mal ein bisschen in der frischen Abendluft spazieren gehen?«
    »Männer aus Narkang lachen der Gefahr ins Gesicht«, antwortete Doranei. Seine Brüder aber kicherten hinter ihm.
    Legana lächelte freudlos. »Nun, dann wird euch der Weg zurück nach Hause sicher gefallen. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Nach Sonnenuntergang kriechen die Irren aus ihren Löchern.«
    Und damit schlug sie das Guckloch wieder zu. Doranei stand der Mund offen, mitten in einer nun unausgesprochenen Antwort erstarrt. Nach einigen Augenblicken klappte er ihn wieder zu. Auf der anderen Seite der Tür blieb es still. Er blickte sich zu Sebe um, der zwei Schritt neben ihm hinter einem mit verwelkten, braunen Ranken überwucherten Geländer kauerte.
    Der Mann zuckte unverbindlich mit den Schultern und kratzte sich die unlängst rasierte Schädeldecke. Sebe war sein schwarzes Haar in der drückenden Hitze eine zu große Belastung gewesen, und so hatte er es, wie viele andere in Scree, geschoren. Der Mann des Königs hatte in den langen Jahren seines Dienstes schon viel Gewalt miterleben müssen und so legten die gezackten Narben in seinem Gesicht und an seinem Kopf Zeugnis davon ab. Ohne seine wilden Locken sah er wie ein misshandelter, grinsender Affe aus – was sie ihm auch schon mehrfach mitgeteilt hatten.
    Doranei wollte sich eben von der Tür

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