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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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die Barrikade zu heben. »Diese Nacht war ohnehin schon schlimm genug.«
    Endine schrie auf, aber die anhaltende Angst, in die ihn der Weg durch die Stadt versetzt hatte, nahm dem Laut die Kraft. Als Bernstein ihn absetzte, sank Endine zu einem Bündel aus spitzen Knochen und Lumpen zusammen, wie ein Pferd, das den Hof der Abdeckerei wiedererkennt. Bernstein stieß den Magier mit dem Fuß an, was diesen beinahe hintenüber von der Barrikade warf. »Ich weiß nicht, warum Ihr jetzt eine Verschnaufpause macht. Ich erkenne einen Magier, wenn ich einen sehe, und Euresgleichen ist deutlich besser darin, die armen Schweine da hinter Euch zu verscheuchen, als es mit Pfeilen gelingt.«
    Endine wollte etwas erwidern, aber es kam nur ein klägliches Keuchen hervor.
    »Ihr müsst meinen schwächlichen Kollegen entschuldigen«, sagte Cetarn. Sein Bauch schien ihn nicht zu behindern, als er jetzt mit der Kraft eines Schuljungen die Barrikade erklomm. Keine der Gefahren Screes schien den geringsten Eindruck auf den übergroßen Magier gemacht zu haben, was Doranei auf seine adelige Erziehung und die blinde Entschlossenheit derer von hoher Geburt schob, jede Gefahr nur als ein Spiel zu betrachten, das es mit der größtmöglichen Begeisterung zu genießen galt. Es störte ihn vor allem, dass dieser Ansatz in den meisten Fällen glückte.

    »Endine kann nichts dafür«, fuhr Cetarn fort, als er Bernstein erreichte.
    Doranei sah die Überraschung im Gesicht des Menin-Soldaten, als er erkennen musste, dass der Magier größer und breiter als er selbst war. Na bitte, ich wette, das ist Euch bei einem gewöhnlichen Menschen noch nicht so oft untergekommen , dachte er in einem Augenblick der Erheiterung.
    »Ich habe mich daran gewöhnt, ihn unter die Fittiche zu nehmen. Wenn er erst wieder zu Atem gekommen ist, wird Endine schon eine Möglichkeit finden, sich nützlich zu machen.«
    Bernstein blickte von einem Magier zum anderen, während der Rest der Bruderschaft an ihm vorbeizog. »Das sind keine Fittiche, das sind Pranken, würde ich sagen«, murmelte er vor sich hin und sagte dann lauter: »So sei es denn. Aber unternehmt etwas gegen diese Meute.« Er zeigte auf eine kleine Menschenmenge hinter ihnen, die sich auf ihrem Vormarsch an den Wänden entlangdrückte, als könnten die Feuer auf der Straße sie verbrennen.
    »Aber gern, was schwebt Euch vor?«, fragte Cetarn gut gelaunt und schob überflüssigerweise seinen Ärmel hoch, um darunter bleiche Haut zu offenbaren, die von feinen Hautbildern und sauberen Narben überzogen war. Jeder hochrangige Soldat würde dieses Verzeichnis von Cetarns Fähigkeiten und Erfahrungen erkennen. Die Kampfmagier der Menin würden etwas Vergleichbares tragen. Oberst Bernstein betrachtete die Narben und Hautbilder genauer, bis er verstand, wofür sie standen.
    »Ist mir ganz gleich«, sagte Bernstein und hob seine Armbrust auf. »Zhia sagte, es gebe keine Hoffnung für sie, ihr Wille sei ein für alle Mal gebrochen. Man kann es nur schnell beenden.«
    Er beachtete die Winde nicht und spannte die Waffe auf Chetse-Art, indem er seine Finger mit einem Lederlappen schützte und die Sehne mit der Hand nach hinten zog. Es war ein plumper
Versuch, Eindruck zu schinden, aber sicherlich lohnend. Immerhin versuchte Oberst Bernstein hier eine gemischte Truppe aus Miliz, Stadtwachen und Söldnern zusammenzuhalten.
    »Mein lieber Junge, ich bin kein Weißauge«, sagte Cetarn und schenkte dem Blick, den er von Coran dafür erntete, keine Beachtung. »Massenmord ist nicht meine Spezialität. Dafür wird zu viel wilde Magie benötigt und nicht genug Feingefühl. Würdet Ihr uns bitte mit den Bögen etwas Zeit verschaffen? Danke.« Der dicke Magier machte eine weit ausholende Geste, wie ein Straßenzauberer. »Nun, wie ich immer zu sagen pflege: Ein guter Magier muss sich an seine Umgebung anpassen …«
    »Nein, das sagst du nicht.« Endine hustete zu seinen Füßen, entschlossen, seine Stimme wiederzufinden, um sich diese Gelegenheit, seinen Kollegen zu verärgern, nicht entgehen zu lassen. »Du sagst immer: Wofür habe ich denn all diese Macht, wenn nicht, um das Gespinst des Landes meinem Willen zu unterwerfen?« Er ahmte Cetarns tiefe Stimme wenig überzeugend nach.
    »Also wirklich, da sagt man sowas einmal …«
    »Meine Herren«, grollte König Emin. »Falsche Zeit, falscher Ort.«
    »Natürlich, Eure Majestät«, sagte Cetarn mit einer schnellen Verbeugung. »Ich habe mich ablenken lassen.« Er sank auf ein

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