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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sie die Farlan-Armee zurückgelassen hatten, zum Grünen Tor nur knapp ein Dutzend Nachzügler getroffen.

    Lord Isak hatte gar nicht erst versucht, König Emin die Mission auszureden – er musste seiner eigenen Narretei nachhängen, auch wenn er auf dem Weg zum roten Palast von mehr Soldaten begleitet wurde. Dort vermutete man den Nekromanten. Das Weißauge hatte den König freundschaftlich am Handgelenk gefasst und dem Rest der kleinen Gruppe salutiert, wie es jeder Farlan-Soldat getan hätte, mit einem Kuss auf die Pfeilfinger, die er dann an die Stirn führte. Die anderen Farlan hatten es ebenso gemacht und Doranei hatte für einen Augenblick närrischen Stolz darüber empfunden, dass sich Lord Isak die Zeit für diese Respektsbezeugung genommen hatte. Dann war die Bruderschaft über die Barrikade gestiegen und nach Süden marschiert, in Richtung des Ortes, an dem ihre Magier, Endine und Cetarn, den Einsatz des Kristallschädels gespürt hatten.
    »Das ist weit genug«, rief eine Stimme von der Barrikade herüber. Doranei blieb stehen und versuchte den Sprecher zu entdecken. Der Dialekt war der dieser Gegend, aber der Sprecher war kein Ortsansässiger. Als hätte man ihn dazu aufgefordert, stieg jetzt ein Mann über die Barrikade und nahm seinen Stahlhelm ab, unter dem kurz geschnittene, zerzauste schwarze Haare und eine Menge Schnitte und Prellungen zutage kamen.
    Dieses zerschlagene Gesicht hatte von dem Boden in Zhias Arbeitszimmer zu Doranei aufgeblickt. Es war der Menin-Soldat, der ihn so an Ilumene erinnert hatte, obwohl sie sich kaum ähnlich sahen. Bernstein? Hatte ihn Zhia nicht so genannt, als sie mit Koezh im Theater gewesen waren? War das wirklich sein Spitzname, oder hatte sie ihn in jener Nacht nur aus einer Laune heraus so gerufen ? Der Menin hakte die Axt mit ihrer Spitze an den Gürtel, und im flackernden Licht der Feuer konnte Doranei die Armbrust in der anderen Hand des Mannes deutlich erkennen.
    Doranei räusperte sich eilig und rief: »Ich möchte mit Eurer Herrin sprechen. Lebt sie noch?« Er sagte sich selbst, dass nur die
Hitze und der Staub seine Kehle so trocken gemacht hatten, nichts anderes, und ganz sicher nicht die Angst davor, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, während sie so offen auf der Straße standen.
    »Ob sie noch lebt?« Der Menin schien zu husten, aber dann erkannte Doranei, dass er überrascht aufgelacht hatte. »Ja, sie lebt noch«, sagte Bernstein spöttisch. »Und ich bin sicher, dass sie mit Freuden sehen wird, dass ein weiteres ihrer Haustiere ebenfalls noch lebt. Ist das eure ganze Einheit?«
    Doranei blickte sich zu seinen Gefährten um. Bis auf fünf waren sie alle Mitglieder der Bruderschaft. Bei König Emin stand seine Weißaugen-Leibwache Coran, die Magier Endine und Cetarn und der Akolyth der Narren, den Zhia mitgeschickt hatte, um sie zu dem Ort zu führen, wo sich Rojak und Ilumene versteckten. Sie brauchten den maskierten Mann jetzt nicht mehr, aber Zhia hatte dem König versichert, dass ihm der Akolyth treu bleiben würde. Und ein weiteres Schwert konnten sie immer gebrauchen. Dennoch hielt sich Coran weiter zwischen dem König und dem Akolythen. Ihre Einheit hatte nicht die volle Stärke und doch war jeder Einzelne von ihnen zu wertvoll für die Regimenter. »Das sind alle«, rief Doranei.
    Bernstein winkte sie zu sich. »Dann bewegt Euch, unsere Freunde versuchen es erneut.«
    Doranei blickte sich gar nicht erst um. Er und die Brüder stürmten auf die grob gezimmerte Barrikade zu, die das Grüne Tor umringte, und kletterten hinauf. Bernstein half ihm, indem er Doranei am Kragen packte und hinaufzog, so wie auch die in lumpige Rüstungen gekleideten Söldner neben ihnen die Hände ausstreckten, um anderen zu helfen. Der Menin-Offizier wandte sich um, wollte den nächsten Mann hinaufziehen und zögerte, als er unvermittelt König Emin in die Augen sah und von seinem eisblau glitzernden Blick gefangen genommen wurde.

    »Ihr Götter, wenn Eure Augen etwas dunkler wären, könnte man Euch für einen ihrer Brüder halten«, sagte Bernstein ruppig, um über sein Zögern hinwegzutäuschen.
    »In dieser Nacht könnte man schlimmere Kameraden haben«, antwortete Emin und kletterte so geschickt wie eine Bergziege über die Barrikade aus umgeworfenen Wagen, Fässern und beschädigten Möbeln.
    »Das will ich verdammt noch mal hoffen«, sagte Bernstein mit einem schiefen Grinsen und schloss seine dicken Finger um Torl Endines Arm, um den dürren Magier dann auf

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