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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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»Ich habe vor kurzem lernen müssen, dass man die Entschlossenheit eines Weißauges nicht unterschätzen sollte.«
    »Erklär mir das«, befahl Isak und ermunterte ihn, indem er die magischen Fesseln enger zog.
    »Ihr seid hier, um mich zu töten. An jedem anderen Tag hätte ich mich mit Leib und Seele gewehrt, aber heute brachte der Sonnenuntergang einen Segen.«
    »Ihr sollt es erklären«, sagte Isak drohend.
    Purn zeigte ein Schmunzeln, das zu einem Lächeln wurde, als er sagte: »Männer meines Berufsstandes müssen Pakte mit Wesen der Dunkelheit schließen. Bei meinem Tod werden einige Schulden fällig, aber der Lord der Menin hat mir einen großen Dienst erwiesen. Meine Schulden sind getilgt.«
    »Du musst dich immer noch vor Tod verantworten«, sagte Isak.
    Der Nekromant machte eine wegwerfende Bewegung. »Jeder Mann muss sich vor Tod verantworten. Dass ich mir deswegen überhaupt Gedanken zu machen habe, ist schon ein Geschenk, das unerwartet kommt.« Da seine Hände gefesselt waren, nickte er Isak zu. »Lord Styrax besiegte heute einen der mächtigsten Dämonen. Das solltet Ihr in Erinnerung behalten, wenn er Eure Ländereien erreicht.«

    »Stimmt es, was man über ihn sagt?«, fragte Isak und versuchte die Aufregung aus seiner Stimme zu halten. Kastan Styrax hatte einen Dämonen besiegt? Zuerst Lord Bahl und nun eine Kreatur des Finsteren Ortes. Konnte diesen Mann überhaupt etwas aufhalten? Bilder aus seinen Träumen traten Isak vor die Augen: eine gezahnte Klinge, die in seinen Bauch glitt, ein Ritter in schwarzer Rüstung, der seinen Tod bedeutete. Ich weiß, dass ich ihn nicht auf halten kann, ich habe es immer gewusst.
    Purn lachte. »Was man über ihn sagt? Ich habe die Lobpreisungen von Soldaten und Höflingen auf ihn gehört, aber wie sollten sie es wirklich verstehen können? Es gibt eine Prophezeiung, in der es heißt, seine Standarte werde über jeder Stadt des Landes wehen. Aber das schert mich nicht, und ich vermute auch, dass es Lord Styrax gleich ist. Nur innerlich leere Männer streben nach Ruhm oder Macht, nach Flaggen und Gold und Nationen, die vor ihnen das Knie beugen. Für die wirklich Großen zählen nur die Sterne und die Himmel über uns.«
    Isak blickte auf seine linke Hand. Unter der Silberumhüllung war die Haut noch immer unverändert schneeweiß, seitdem er auf den Palastmauern in Narkang den Sturm zu sich herabgerufen hatte. Die Erinnerung an Soldaten, die auf der Mauer kämpften, erinnerte ihn daran, dass ihnen die Zeit davonlief.
    Er trat mit grimmiger Entschlossenheit vor und hob Eolis. »Dann werde ich Euren Lord eben warnen, dass am Ende verbrennen könnte, wer zu hoch hinaus will. Grüßt Lord Tod von mir.«

28

    General Gort gab den Befehl und die leichte Infantrie marschierte den Bärenweg entlang, die Fackeln erhoben, um die breite Straße zu erleuchten, die von neuen Vorburg aus genau nach Süden führte. Auf ihr konnten sie den Großteil des Weges bis Sechs Tempel zurücklegen. Auf der großen Straße boten sie ein leichtes Ziel, aber Gort war entschlossen, seine Ängste im Zaume zu halten. Er wusste jedoch nicht genau, was ihm Angst machte, und das ließ seiner Vorstellungskraft die Zügel schießen.
    Die Ritter der Tempel hatten die neue Vorburg mit wenig Gegenwehr genommen und seitdem keine der Menschenmengen gesehen, von denen die Verteidiger der Vorburg so voller Angst erzählt hatten – genaugenommen hatten sie überhaupt niemanden gesehen. Sie marschierten durch verlassene Straßen und behielten dabei mit wachsender Unruhe die Schatten im Auge.
    General Gort fühlte sich als einziger Reiter an der Spitze der Reihe schrecklich allein und hätte schon für einen mittelmäßigen Bogenschützen ein hervorragendes Ziel abgegeben. Hinter ihm rumpelte ein Dutzend von Pionieren geschützter Wagen entlang, dann kam General Chotech, die lange, gebogene Axt über der Schulter, vor seinen Männern der schweren Infanterie. Sie waren mit schweren Schilden und Kampfspeeren bewaffnet und bildeten
eine Wand, die auch geschulte, diziplinierte Truppen nur unter Mühen durchbrechen konnten.
    Der General drehte sich um und musterte seine Truppen. Eine Legion Infantrie und zweihundert Lanzenreiter zogen den Bärenweg entlang. Der Oberst der Lanzenreiter sah ihn und salutierte übertrieben, was ihn lächeln ließ.
    Oberst Derl war ein großartiger Offizier aus Canar Thrit, einer Stadt, die für ihre guten Soldaten bekannt war. Er war erfahren genug, um zu wissen, dass jede

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