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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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der General ein, eine Spiegelung des Mondes in einem Stück Glas , und überging die Zweifel in seinem Herzen.
    Am Ende des Bärenwegs stand ein großer verzierter Springbrunnen und dahinter erstreckten sich sechs kleinere Straßen, die in verschiedene Bereiche der Stadt führten. Der Brunnen war alt, aber der Stein war sauber geschrubbt worden. Die Statuen, die an ihm noch intakt waren, waren von dem Wind und Regen der Jahrhunderte gezeichnet. Von dem Aspekt, der den Brunnen
einst gespeist haben mochte, waren nur noch einige Cherubim übrig, die vom unteren Becken hinaufreichten – sowie drei Hechte, die aus der Hauptsäule ragten und zwei Beine. Die Bruchstücke auf dem ausgetrockneten Boden des unteren Beckens zeigten, dass jemand seine Wut an dem Springbrunnen ausgelassen und erst aufgehört hatte, als die Statue des Aspektes zerstört gewesen war.
    Gort ritt näher an den Brunnen heran. Unterdessen versammelten sich seine Truppen darum und formten mit den Schilden einen Schutzwall, bis sich die leichte Infanterie neu formiert hatte.
    Dort im Brunnen lagen nicht nur steinerne Glieder, sondern auch menschliche Überreste. Die Leute dieser durstigen Stadt hatten jede Hilfe des Aspekts von Vasle abgelehnt und stattdessen den Brunnen und das Wasser verseucht, damit niemand davon trinken konnte.
    Gort senkte den Blick und flüsterte ein kurzes Gebet für die Verstorbenen. Aspekte waren zwar nur örtliche Geister, die sich das Pantheon der Götter einverleibt hatten. Aber sie bedeuteten dennoch etwas Heiliges. Es floss kein Wasser mehr, also war dieser Teil der Heiligkeit gestorben.
    Mehar stellte sich neben ihn, sah in den Brunnen und trat dann beiseite. Er schluckte schwer und sagte: »Also waren Eure Befürchtungen berechtigt, Herr.«
    »Vielen Dank für Eure Bestätigung«, gab Gort barsch zurück, denn der Tonfall des jungen Mannes passte ihm nicht. »Ich werde jede weitere Entscheidung sorgsam mit Euch besprechen.«
    Mehar öffnete den Mund und Gort glaubte schon, er wolle antworten. Aber dann klappte er ihn so ruckartig wieder zu, dass die Zähne aufeinanderschlugen.
    Der General wandte den Blick ab. Er musste sich nicht vor seinem Gehilfen rechtfertigen, schon gar nicht im Feld, umgeben
von eingeschworenen Männern. Er wartete in grimmigem Schweigen, bis sich die Reihen zu Kompanien umgeformt hatten, zu engen Blöcken mit jeweils fünfzig Soldaten, an deren Rändern Fackeln in die Luft gehalten wurden. Er änderte seinen Sitz im Sattel. Die heiße Nachtluft sorgte für ein ärgerliches Jucken, das sich bis unter die Haut und in seine Kehle gearbeitet hatte. Und der Verwesungsgestank aus dem Brunnen wurde ebenfalls stärker.
    Hufgeklapper kündigte Oberst Derl an, der an der Spitze seiner Lanzenträger auf den Platz ritt und sich zu General Gort gesellte.
    »Blut und Pisse«, grollte der Oberst nach einem Blick in das Becken. »Wollen wir hoffen, dass sie die Tempel mit etwas mehr Ehrfurcht behandelt haben.«
    »Es gibt leider keinen Grund, das zu glauben«, sagte Gort. Er wies auf die Straßen hin, die vom Platz wegführten. Sie waren allesamt dunkel, bis auf eine, die von einem eingestürzten, brennenden Haus in der Mitte erleuchtet wurde. »Welche führt zu den sechs Tempeln?«
    Derl blickte zu dem Podest hinauf, wo die Statue des Aspekts gestanden hatte. »Es hieß, dass uns der Brunnen den Weg zu den sechs Tempeln zeigen würde. Haben sie ihn vielleicht deswegen zerstört?«
    »Sie haben ihn zerstört, weil sie gottlose Mistkerle sind, die ihren Verstand verloren haben«, gab Gort wütend zurück. »Das sind keine Menschen mehr, sondern Tiere. Sie folgen nur noch ihren Instinkten – sie können nicht einmal mehr klar genug denken, um uns in eine Falle zu locken.«
    »Auch Tiere können ziemlich gerissen sein«, sagte Derl, doch als er Gorts wütenden Ausdruck bemerkte, fügte er schnell hinzu: »Aber natürlich würden nur Wahnsinnige einen Schrein entweihen. Mehar, warum haben diese verdammten Plänkler dem General noch keinen Bericht erstattet?«

    Mehar zuckte zusammen. »Ich lasse sie sofort herrufen.« »Schon gut«, sagte Oberst Derl. »Ich vertraue ihnen ohnehin nicht.« Er stellte sich in die Steigbügel und drehte sich, um den Bärenweg zurückzublicken. Gort folgte seinem Beispiel. Auf halbem Weg sahen sie die Fackeln der Kompanie Reiterei, die er zur Nachhut beordert hatte, um den Rückzug zu decken. Sie würden dort Stellung beziehen und einer würde als Vorhut hier warten, in Sichtweite. Es

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