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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Er stand still, bereit, den toten Elfen beim kleinsten Anlass zu bekämpfen. Aber dieser achtete darauf, Isak nicht zu verärgern, während er Magie heraufbeschwor und sie zu verweben begann.
    Die Bewegungen kamen anfangs noch zögerlich, wie bei einem Mann, der ein lange vernachlässigtes Instrument spielte, wurden dann aber sicherer, als er sich an seine Fähigkeiten erinnerte. Isak beobachtete fasziniert, wie die Silben des Spruchs durch seinen Geist strömten. Er konnte ihre Bedeutung nicht ablesen, vermochte aber die Form des Zaubers zu erkennen. Die Narbe auf seiner Brust glühte heiß und stechend auf, als wehre sich der Teil von Xeliath in seiner Brust gegen die Berührung des Elfen. Doch Isak verdrängte den Schmerz und sah weiter zu, prägte sich alles ein.
    Aryn Bwr beschwor mit wachsender Selbstsicherheit magische Fäden hervor und verwob sie mit Hilfe der Worte des Spruches so miteinander, dass sie die angestrebte Wirkung erzielten. Dazu benötigte er Berührungen und Instinkte von einer Feinfühligkeit,
wie Isak sie nie zuvor gesehen hatte. Er erkannte einen wahren Meister, der alle, die er bisher kannte, übertraf.
    Kaum hatte er ihn vollendet, da ließ Aryn Bwr den Zauber in die Wände gleiten, die die enge Wendeltreppe umgaben.
    Isak spürte, wie die Worte einer Brechstange gleich rissen und bissen, wie sie die Spalten zwischen den Steinen erforschten und erprobten und dabei mit immer neuer Macht versorgt wurden. Binnen weniger Augenblicke fing die Mauer an zu stöhnen und ein Beben glitt durch die Steinplatten unter seinen Füßen. Er riss die Augen auf, als die dicken Steine unter dem Ansturm der Magie erzitterten: wie Papier im Wind.
    Dünne Staubfäden rieselten zwischen den Steinen hervor, als erst einer, dann ein weiterer anfing, sich in der Mauer zu drehen. Isaks verblüfftes Aufatmen wurde vom Knirschen anderer Steine überdeckt, als sich mit einem Mal alle Steine in den Wänden um die Wendeltreppe in Bewegung setzten. Die großen Steine wanden sich und wollten fliegen, während Aryn Bwr den Zauber weiterführte und dabei lauter wurde. Die Felsblöcke erzitterten unter jeder Silbe, das Knirschen wurde lauter, eindringlicher …
    Und verstummte dann plötzlich.
    Das letzte Wort hing schmerzhaft in der Luft und die Steine im Treppenhaus hielten inne, wippten auf der Kante … bis Isak sanft die Luft ausblies. Der Atem glitt vorwärts, löste sich aber nicht auf, sondern flog bis zur Treppe. Und als er die Steine erreichte, zog er sich erneut zusammen, um sich dann wie ein Wirbelsturm zu drehen. Er sprang von einem Stein auf den nächsten über, den ganzen Weg bis zum Ende der Treppe hinauf. Wo er dabei auf einen Zauber traf, verging die Magie in plötzlichen, weißen und grünen Blitzen und ließ nur prasselnde Funken in der Luft zurück. Dieser Laut wiederholte sich wieder und wieder die Treppe hinauf, bis Isak die Funken nicht mehr sehen konnte. Es
folgte ein Aufstöhnen von Holz, das Kratzen von Dolchspitzen auf Stein, ein letztes Knallen und ein Blitz …
    Das Echo des Zaubers pflanzte sich hinter ihnen in andere Bereiche des Palastes fort, und dann blieb nur die Stille um Isak und Ehla zurück.
    Der Weg hinauf ist jetzt sicher , sagte der letzte König in Isaks Kopf und zog sich unaufgefordert in die Tiefen von Isaks Seele zurück, wobei ein Gefühl der Befriedigung entstand. Das Weißauge blickte zu Ehla hinüber. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, sie achtete gar nicht auf ihn, sondern sah geradeaus.
    Wie zur Antwort auf das Echo des letzten Krachens kam hinter ihnen ein Wind auf, der weiteren Rauch mit sich brachte. Das riss Isak aus der Starre. So setzte er die Schädel wieder an ihre angestammten Plätze, um dann zum Fuß der Wendeltreppe zu gehen.
    Nach kurzem Zögern stieg er die Treppe vorsichtig hinauf, den Schild über sich haltend. Das warme Leuchten ungeformter Energie umspielte seinen Körper. Ehla folgte ihm mit zwei Schritten Abstand. Nach einem halben Dutzend Stufen hatte sich die Treppe noch immer nicht geregt und die Steine in der Wand lagen fein säuberlich da. Nur der schwächer werdende, metallische Geruch und ein Rußfleck am oberen Ende wiesen auf die gewirkte Magie hin.
    Isak bewegte sich vorsichtig, als er an das verbrannte Stück kam, aber es geschah nichts. Und bevor er dafür bereit war, stand er vor einer schmalen, eisenbeschlagenen Tür. Er untersuchte sie, Ehla trat zu ihm, aber er konnte keine Magie darin erkennen – und Aryn Bwr schwieg. Mit einem

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