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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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war keine sonderlich gute Verteidigung, aber sie reichte aus, um im Zweifel Hilfe zu holen.
    Einer der Lanzenreiter kam herüber und salutierte schlampig vor dem General. Gort sah den unverschämten Kavalleristen böse an, sagte aber nichts. Der Mann war so bleich, das Gesicht wirkte so kraftlos und leer, dass es schien, der Mann könne jederzeit vor Erschöpfung aus dem Sattel fallen. Die dunklen Ringe unter seinen Augen stellten einen merkwürdigen Kontrast zu dem fiebrigen Leuchten darin dar.
    »Woren, welche der Straßen führt zu den sechs Tempeln?«, fragte Derl.
    Der Lanzenreiter sah sich um, als bemerke er erst jetzt, wo er sich befand. Langsam hob er eine Hand und wies auf zwei Straßen, wobei sein Finger zwischen den beiden hin- und herwanderte. Er öffnete den Mund, bekam aber nur ein erschöpftes Seufzen zustande.
    Seltsam, dachte Gort. Der Mann muss aus Scree stammen, aber konnten wir keinen anderen finden? Offenbar hat ihn ein Fieber ereilt  – oder ist er vom Wahnsinn berührt? Ist dies dem Rest der Stadt widerfahren?
    »Nun?«, fragte Derl.
    »Diese Straße wendet sich in einem Bogen nach Osten«, sagte Woren matt, während er nach links zeigte. »Die andere verläuft gerade. Verlasst sie am Cornhause und begebt euch von dort zur nördlichen Ecke.«

    »Gut.« Derl wandte sich seinem Kommandanten zu. »Herr, ich schlage vor, wir ziehen nach Osten, denn diese Straße sieht besser aus. Wenn wir angegriffen werden, sollte uns nichts behindern.«
    Gort nickte. »Schickt die Plänkler vor, Lanzenreiter hinterher.« Er lehnte sich im Sattel vor und musterte die Straße, die sie nehmen würden, eindringlich. Gab es da eine Bewegung im Dunkeln? Ein Aufleuchten von Haut, die noch bleicher als die von Woren war? Oder spielte ihm da seine Angst einen Streich?
    »Mehar, blockiert so viel der südlichen und westlichen Bereiche wie möglich, sobald wir den äußeren Ring von Sechs Tempel passiert haben, damit unser Rücken gedeckt ist. Benutzt alles, was Ihr finden könnt, solange es nicht gesegnet ist, und alles, was wir auf den Karren mitführen.« Er bemerkte kaum, dass sich seine linke Hand um den Schwertknauf schloss.
    Er sprach so laut, dass ihn alle Männer in seiner Nähe hören konnten und hoffte, Entschlossenheit möge sich in Mut verwandeln. »Diese Stadt hat sich gegen die Götter gewendet, aber es gibt hier noch immer Tempel und unser Schwur verpflichtet uns, sie zu schützen.«
     
    Isak lief auf ihrem Weg durch die Gänge des Palastes voraus. Ohne langsamer zu werden, besiegte er die wenigen Soldaten, die ihnen begegneten. Sie zogen eine Spur der Vernichtung hinter sich her, deren Laute durch die Gänge hallten: sterbende Männer, das entfernte Krachen des von Vesna gelegten Feuers, das außer Kontrolle geriet. Es war Isak gleich, wie viel Lärm sie verursachten.
    Als sie das Hintertor erreichten, fanden sie dort keine Wachen vor. Sie sahen, dass die verbleibenden Wachen auf der Mauer ihre Posten verließen und zur anderen Seite des Palastes flohen. Das Brüllen der Flammen klang aus den Gängen, durch die sie gerade
gelaufen waren. An der Außenseite kletterten orangefarbene Flammenzungen höher und höher in den Nachthimmel hinauf.
    Sofort lief Isak weiter durch das offene Tor und durch den treppenförmigen Garten bis in den Schatten des Hauses, wo sie Oberst Jachen und den Waldläufer Jeil zurückgelassen hatten.
    Die zurückgelassenen Truppen waren bereits aufgesessen und standen in Formation, jederzeit bereit aufzubrechen. Nur Jachen, Jeil und Lordprotektor Saroc saßen noch nicht auf ihren Pferden und kamen auf Isak zugelaufen, die Tiere am Zügel führend, kaum dass er um die Ecke kam.
    »Mein Lord, wir müssen uns beeilen«, sagte Saroc. Seine Stimme klang dumpf unter dem Helm aus Schwarzeisen, auf dessen linke Seite ein roter Kelch gemalt war. Der Plattenpanzer unterstrich seinen geringen Wuchs. Es hätte komisch wirken können, wäre da nicht die große Axt gewesen, die in seiner Armbeuge ruhte.
    »Was ist geschehen?«, fragte Isak, steckte das Schwert weg und zog sich in Toramins Sattel. Das riesige Streitross tänzelte und die smaragdfarbenen Drachen an seinen Flanken bewegten sich dabei.
    »Jeil hat die Lage der Truppen überprüft, die wir zur Ablenkung ausschickten. Die Menschenmenge hat sie entdeckt. Wir müssen Euch in Sicherheit bringen, bevor sie sich bis hierher vorarbeiten.«
    Isak blieb an Ort und Stelle. »Was ist mit den Männern der Ablenkung?«
    Jachen trat vor. »Sie sind

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