Sturmbote
keine intelligente Führung, also würden sie an den Stellen angreifen, die von den Geweihten darauf ausgelegt worden waren.
»Wo ist dein Kommandant?«, blaffte Isak den ersten Soldaten an, der ihm wie ein Farlan erschien. Der Mann riss die Augen auf und rief nach dem Leutnant, der bereits auf dem Weg zu ihnen war.
»General Gort ist dort drüben, Lord Isak.« Der Leutnant wies zum Tempel des Nartis, vor dem das schlanke Banner der Geweihten
an einer langen Lanze hing. Darunter war eine Gruppe von Männern versammelt, die alle in seine Richtung blickten. »Er hat seinen Kommandostab versammelt, mein Lord.«
Isak machte sich auf den Weg dorthin, als Lordprotektor Saroc sich neben ihn drängte.
»Mein Lord, ist das sicher?«, fragte Saroc leise.
»Ich kennne Gort, wir können ihm vertrauen«, sagte Isak, blickte dabei aber am Lordprotektor vorbei zu Graf Vesna. »Vesna, bereite diese Männer auf den Kampf vor.«
»Euer Ehren«, beharrte Saroc, »wir können es immer noch schaffen, uns nach Norden durchzuschlagen und außenherum zu ziehen.«
»Wollt Ihr Euer Leben darauf verwetten?« Isak schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Wenn ich die Wahl zwischen einer wilden Flucht durch die Stadt und einer befestigten Stellung habe, wähle ich Letzteres. Seht Euch um …« Er machte eine weite Geste, die sowohl die Infanterie umfasste, die am äußeren Schreinring bereit stand, als auch die Lanzenreiter, die in der Mitte des Platzes warteten. »Wir haben hier fast eine ganze Legion, dazu unsere Männer. Und weil die Menge uns verfolgt hat, hatte Torl vermutlich eine gute Chance, sich mit seinen verbleibenden Männern freizukämpfen.«
»Mein Lord, wir dürfen nicht wegen eines Schuldgefühls hier …«
»Deswegen tue ich das auch nicht«, gab Isak scharf zurück. Seine Augen blitzten drohend auf. »Passt auf, wie oft Ihr meine Entscheidungen in Frage stellt. Ich mag jung sein, aber ich bin doch ganz sicher der Lord der Farlan. Ich bin oft genug für eine Nacht weggelaufen. Hier stehen wir unseren Mann.«
Er rammte Toramin die Sporen in die Seite und das riesige Tier preschte von dem Lordprotektor weg. Saroc versuchte gar nicht erst, ihn einzuholen. Das Gespräch war beendet. Hinter ihnen
rief Graf Vesna den Farlan und Geweihten bereits Befehle zu. Der Tempelplatz durchmaß rund dreihundert Schritt. Viele der Schreine rings um die sechs großen Tempel waren groß genug, um als Deckung zu dienen. Andere waren es nicht, wirkten eher wie die zerbrochenen Zinnen einer in der Erde versunkenen Burg.
General Gort hatte seine Männer gut genutzt. Sie hatten alles, was sie bewegen konnten, aus den umliegenden Gebäuderuinen herbeigeholt. Unbrauchbare Karren und Wagen, angebrannte Dachbalken und sogar der Schutt von allen zerstörten Gebäuden auf dem Platz waren genutzt worden, um die Löcher in der Wand zu stopfen. Sie war zu lang, um sie überall zu verteidigen, aber so konnten sie selbst bestimmen, wo gekämpft würde. Die schwere Infanterie würde als mobile Barrikade dienen, wenn sie gebraucht wurde. Wenige Reihen hinter verschränkten Schilden würden reichen, um die schlecht bewaffneten Angreifer trotz ihrer gewaltigen Überzahl abzuhalten. Die kleineren Schreine standen dicht zusammen und der Großteil der Arbeit war hier geleistet worden, um lange Wälle zu schaffen, um die die irrsinnige Menge herumgehen würde, um dann an beiden Enden auf bewaffnete Soldaten zu treffen.
»Lord Isak«, rief General Gort, sobald er nah genug herangekommen war. »Ich freue mich, Euch so zeitig wiederzusehen.«
Er kam eilig zu dem Farlan-Lord hinüber, dicht gefolgt von seinem Kommandostab. Nur einen von ihnen kannte Isak von ihrem Zusammentreffen in Llehden. Es war der Chetse-General, der wie zu erwarten gewesen war, eine riesige geschwungene Axt trug. Sie alle aber folgten General Gorts Beispiel und verbeugten sich vor dem Weißauge.
»Sparen wir uns die Höflichkeiten, ja?«, sagte Isak noch im Absitzen und trat dennoch mit nach oben gerichteten Handflächen auf den General zu. »Euch steht ein Angriff von zwei Seiten bevor. Mehr als eine Legion dieser schreienden Mistkerle hat
uns aus dieser Richtung verfolgt, und laut meiner Späher kommen noch mehr von der anderen Seite des Platzes.«
Isak wandte sich zu den Soldaten hinter sich, während er sprach, und sah, dass die beiden Waldläufer bei ihm angekommen waren. Tiniq verbeugte sich knapp vor Isak. Beide trugen nur Kettenhemden und Topfhelme, aber wie üblich hielten sie ihre
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