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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hätten machen können. Aber es stärkte die Moral der Truppe, dass der Feind die ersten Verluste zu beklagen hatte. Die Soldaten der Geweihten jubelten und fingen an, Rufe auszustoßen, um sich in einen Kampfrausch zu steigern. Isak lächelte hinter seinem glatten Visier. Das war es, was sie brauchten, denn in diesem Fall war wütendes Abschlachten gut genug. Die schreienden Massen waren kaum noch dreißig Schritt entfernt und stürmten weiter, ungeachtet derer, die stolperten und hinfielen. Sie wurden von ihren Kameraden einfach totgetrampelt.
    Die Plänkler stürzten sich als nächstes in den Kampf und ließen Speerwolken aus ihren Reihen in den Himmel aufsteigen. Die Menschen in der heranrasenden Menge standen zu eng, als dass auch nur ein Speer fehlgehen konnte.
    Die vorderen Reihen machten sich für den Aufprall bereit, richteten sich auf und spannten die Muskeln. Von der wilden, tobenden Magie angetrieben, die in seinem Inneren bis in die Knochen hinein vibrierte, stellte er sich ganz vorn in die Engstelle. Verwandle deine Schwäche in Stärke , rief er sich selbst zu, das Motto jedes erfolgreichen Generals. Seine Schwäche war, dass er ein Weißauge war, wild, und zu Grausamkeiten fähig, die den meisten normalen Männern einen Schreck einjagen würden. Hier wurde es zu seiner Stärke, da es die Moral seiner Truppen stärkte. Der Feind war unbewaffnet und bemitleidenswert, aber das Tier in ihm kümmerte sich darum nicht, es wollte nur töten. Er streifte die Fesseln der Vernunft ab.
    Die Menge krachte in die Phalanx. Die Ersten wurden auf die gesenkten Speere aufgespießt, andere prallten an ihren Mitbürgern ab. Weitere stürzten, rutschten auf Leichen aus oder verloren
das Gleichgewicht, als sie von schräg gehaltenen Schilden auf Isak zugestoßen wurden.
    Im Rücken der Geweihten befand sich eine dicke Säule, die drei Mann hoch war. Auf Schulterhöhe verlief ein Sims. Als die Menge auf die Schilde traf, sprang Mariq, Isaks Kampfmagier, darauf. Er schrie in wütender Freude auf, ein weiß glühender Flammenball umloderte seine Faust.
    Das war Isaks Stichwort. Er schlug mit Eolis zu, ließ die Macht aus dem Schädel im Parierschutz herausschießen und in die heranstürmende Gestalt krachen. Eine weiße Flammenzunge löste sich, riss einen Mann in Stücke und sprang auf die Frau hinter ihm über. Von dort loderten Flammenzungen zu denen um sie herum, ließen ihre Haut schwarz werden und warfen sie ihren Hintermännern zu Füßen, die einfach weiterliefen. Die Frau schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben, aber sie schrie vor Schmerz, während sie von den Leuten hinter ihr gnadenlos weiter in die Enge geschoben wurde. Ein Speer zuckte vor und durchdrang ihren Hals. Sie fiel, und ein feiner Blutnebel blieb dort in der Luft hängen, wo sie gerade noch gelaufen war, um sich dann auf ihren Hintermännern niederzuschlagen.
    Isak hatte Vesnas Worte noch im Ohr und beherrschte sich darum, streckte alle in Reichweite mühelos nieder und blieb auf seinem Platz in der Schlachtenreihe. Einige führten lange Messer oder Hackbeile, aber sie kamen nie nah genug an die Soldaten heran, um sie auch einzusetzen. Sie fielen unter den Schwertern oder Speeren wie Grashalme unter der Sense.
    Der Kampf tobte endlos. Isak streckte einen weiteren Gegner nieder – er hatte schon nach kurzer Zeit aufgehört zu zählen – und blickte sich um. Auf jedem einzelnen Speer der Phalanx steckte ein Bürger und es kam zu einer merkwürdigen Pause, weil keine der beiden Seiten an der Wand aus Leichen vorbeikommen konnte.

    Dieser Augenblick des Stillstandes endete erst, als sich einer der Soldaten an seine Ausbildung erinnerte, den sterbenden Mann mit dem Schild von der Spitze seines Speeres schob, die nicht mit Widerhaken versehen war, und den nächsten aufspießte. Der Kampf ging weiter.
    Bis auf Mariq, der Flüche und Zauber brüllte, mit denen er vernichtendes Feuer auf die Angreifer herabbeschwor, um ihren Vormarsch zu verlangsamen, blieben die Verteidiger beinahe still. Nach der ersten Attacke arbeiteten die Männer Hand in Hand, wie eine Maschine des Todes: mit den Schilden nach vorne stoßen, auf den nächsten Gegner stürzen, wieder zustoßen … unzählige Übungsstunden machten sich jetzt bezahlt, und so standen sie Seite an Seite, die Reihen geschlossen. Nur wenige wurden verletzt. Wer von einem Zufallstreffer erwischt wurde, wurde zügig nach hinten weitergereicht. Männer aus der zweiten Reihe schlossen die Lücke,

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