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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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kann.«
    Zu seiner Verwunderung erhob niemand Einwände dagegen, dass Isak fast die Hälfte der Truppen befehligen wollte. Aber er hatte jetzt keine Zeit, sich zu fragen, ob Gorts Angebot eines Bündnisses für sie alle galt oder ob sie nur einsahen, dass Isak im Augenblick der beste Mann für den Oberbefehl bei der Verteidigung war.
    Isak stieg ab und ging zurück zu den Soldaten an den Wällen. Das leise, entfernte Murmeln aus den dunklen Straßen vor ihrer Stellung wurde zum Grollen Tausender verkommener, wütender Kreaturen, die man nicht länger Menschen nennen konnte.

    Die armen Kerle. Erst in den Wahn und nun in den Tod getrieben , dachte Isak und lief etwas schneller. Und wofür? Damit Azaer seine Macht beweisen kann?
    Als er die dicht stehenden Soldaten erreichte, wirkten die Geweihten und Farlan gleichermaßen erleichtert. Mittlerweile hatten sie sicher alle Geschichten über ihn gehört, die wahren und auch … die anderen. Isak konnte ihre Angst riechen, die in stinkenden Wellen von ihnen ausging. Für ihn war dies so offensichtlich wie der Geruch nach Schweiß oder Leder, den Soldaten auf einem Sommerfeldzug verströmten. Aber bei seinem übernatürlich strahlenden Anblick schöpften sie Hoffnung.
    Auch Graf Vesna spürte als erfahrener Soldat den Stimmungswechsel und beschloss, ihn zu nutzen: »Hört mir zu, ihr Mistkerle!« , brüllte er. »Was da auf uns zukommt, wird unschön werden. Sie werden dafür sorgen, dass ihr euch in die Hosen scheißt, wenn ihr sie seht, aber ihr werdet keinen Fingerbreit weichen, habt ihr mich verstanden?«
    Anhand der zustimmend nickenden Köpfe erkannte Isak, dass viele der Geweihten Farlan verstanden. Flüsternde Stimmen übersetzten Vesnas Worte, und bald nickten noch mehr, wobei sie zu Isak hinüberblickten, um sich Mut zu machen. Er hatte Lord Bahl lange genug gekannt, um seinen Platz bei dieser Vorstellung zu kennen. Isak saß aufrecht und undeutbar auf seinem gewaltigen Streitross und bot den beherrschten Anblick eines von den Göttern gesegneten Kriegers. Langsam zog er Eolis und führte das schimmernde Schwert durch einige Übungsformen. Schwache Blitze zuckten über seine unirdische, silberne Rüstung.
    »Denkt daran«, fuhr Vesna fort und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Der einzige Vorteil des Feindes ist seine Übermacht. Ihr alle habt bereits gekämpft. Ihr alle wisst, wie wenig eine Menge aus ungeschulten Leuten wert ist. Sie haben kaum
Waffen und keinen Anführer, also werden sie gezielt auf uns zustürmen und sich an unseren Schildwällen aufreiben.«
    Er wies mit dem Schwert auf den Hauptteil der Verteidiger, wo sich bereits drei Reihen bildeten und sich in einem Winkel aufstellten, um den heranstürmenden Feind in eine Engstelle umzuleiten, wo ihn Speere erwarteten. »Haltet die Linien geschlossen und vertraut dem Mann neben und hinter euch. Nur Disziplin kann uns heute Nacht am Leben halten.«
    Der Graf rang sich ein Lachen ab und zeigte auf Isak. »Und wenn ihr nicht allein auf Disziplin vertrauen wollt, dann vertraut darauf, dass Lord Isak bei euch ist und kein Dämon am Finsteren Ort es wagen würde, sich mit ihm anzulegen!«
    Für mehr blieb keine Zeit, denn jetzt ergoss sich die Menschenmenge brüllend aus der Dunkelheit, beidseitig an den leeren Häusern vorbeiströmend, in das schwache Licht der Fackeln auf den Barrikaden: Tausende von schreienden Gestalten, die auf sie zustürmten. Isak spürte, wie der Mut der Soldaten um ihn herum ins Wanken geriet, doch dann traten sie voller grimmiger Entschlossenheit vor. Er zog die ungezügelte Energie aus den Schädeln in sein Inneres und sprang dann von Toramin, um sich zur Infanterie zu stellen. Den tränenförmigen Schild trug er am Arm, Funken prasselten wild über seinen Körper, der in Silber gehüllt war. Das machte ihm selbst ebenso sehr Mut wie seinen Mitstreitern.
    Die Macht, die ihn erfüllte, vertrieb die erdrückende Stimmung der Stadt. Er trat von Euphorie erfüllt vor und erhob das Schwert, zum Schlag bereit und begierig darauf, die wütenden Massen zu zerstreuen.
    Die Bogenschützen nahmen ihre Arbeit auf und schalteten die Schnellsten aus. Sir Kelet, der seine Aufgabe als Isaks Leibwache sehr ernst nahm, hatte drei getötet, bevor noch ein anderer den ersten Pfeil hatte abschießen können. Aber die irren Horden
achteten nicht auf die Leichen, sondern liefen einfach über sie hinweg.
    Es gab nicht genug Bogenschützen unter Isaks Leuten, als dass sie einen echten Unterschied

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