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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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bevor die Wahnsinnigen sie ausnutzen konnten.
    Wieder und wieder klatschte Blut auf Isaks Rüstung und in der Luft lag der Gestank nach entleerten Gedärmen und aufgeschlitzten Bäuchen. Doch sie konnten nicht einen Moment innehalten, um zu zählen. Es war ein geistlos mechanisches Gemetzel, doch ihr Leben hing davon ab, dass sie auch weiterhin auf den Feind einstachen, einschlugen und ihn niederstreckten.
    »Auf meinen Befehl hin vorrücken«, rief Vesna plötzlich irgendwo in der Nähe.
    Die Infanteristen spannten sich wieder an. Er spürte Stolz in den Männern aufwallen, in diesen Fremden, die von überall aus dem Land hier zusammengekommen waren, an einem Ort, der keinem von ihnen etwas bedeutete. Und doch blieben sie diszipliniert und gefasst, und als Vesna »Vorwärts!« brüllte, schritten sie geschlossen vor.
    Von der plötzlichen Bewegung verblüfft kam die Menge ins Stocken, aber es drückten einfach noch zu viele von hinten und
so hatte ihr Manöver nur die Wirkung, dass die Masse vor den Schilden noch dichter wurde. Vesna rief ein weiteres Mal und erneut schob die Infanterie, schaffte sich mit ihren hohen, eisenbeschlagenen Schilden Platz und die zweite und dritte Reihe schob mit der Schulter nach.
    Die ersten Reihen der Menschenmenge standen nun so dicht, dass sie nicht mehr viel tun konnten als zu kreischen. Dann erschauderten sie, als Speere in ihre Leiber stachen, doch als sie zu Boden sanken, rückten nur weitere eifrige Kämpfer nach und wurden gegen die Schilde gepresst. Einer der Soldaten schrie auf, als ihm der Druck von beiden Seiten zu viel wurde. Doch als die Stimme des Mannes in der Nachtluft hallte, fand er wieder Kraft in sich, und so wurde der Schrei zu einem Brüllen voller Verzweiflung, Wut und Schmerz. Seine Kameraden nahmen den Schrei auf und ein lautes Heulen wanderte durch die Reihen. Als Antwort darauf forderte Vesna einen weiteren Fußbreit Boden von ihnen ein, dann noch einen, um den Feind auf ein Gelände zu schieben, wo man ihn wie das Tier abschlachten konnte, zu dem er geworden war.
    »Lord Isak!«, rief eine Stimme hinter ihm. Isak übergab seinen Platz an den Mann hinter sich, der wortlose, blutrünstige Laute ausstieß und sich begierig in die Lücke stürzte. So hatte Isak Platz, sich umzudrehen und zu dem großen Schrein zu blicken, der vierzig Schritt von Mariqs Hochsitz entfernt lag und das andere Ende ihrer Verteidigungslinie markierte. Der Schrein besaß Dutzende schmaler, übereinanderliegender Torbögen, die sicher einmal ein sorgfältig gestaltetes Muster ergeben hatten, bevor die Bürger von Scree einige von ihnen zerschlugen.
    Auf der Spitze des Schreins, ohne die Respektlosigkeit dem Gott gegenüber, der hier verehrt wurde, zu bemerken (oder ohne sich darum zu scheren), stand Shinir. Sie wies mit dem Griff ihrer Peitsche auf das Gebiet hinter der Menschenmenge. Dann
wand sie die Kette mit einem raschen Hieb um den Hals einer Frau, die an der Seite des Schreins zu ihr hatte hinaufklettern wollen. Mit geübter Hand zog sie die Peitsche zur Seite, und der Körper der Frau wurde von Krämpfen geschüttelt, bevor er erschlaffte. Danach blickte sie wieder zu Isak und versuchte seine Aufmerksamkeit auf etwas hinter der Menge zu richten.
    Sie rief: »Kavallerie, Herr, gut ein Regiment Farlan!«
    Isak grinste und hob das Schwert hoch in die Luft. »Ich wusste, dass Torl nicht so einfach sterben würde!«, rief er zurück. Die Soldaten, die ihn umgaben, jubelten und drückten mit neuem Mut, während das Donnern der Hufe hinter dem wilden Haufen verrückter Bürger lauter wurde.
    Isak schob sich in die vorderste Reihe und watete in das Getümmel erschrockener Leute hinaus, die endlich die Gefahr erkannt hatten. Mit Schild und Schwert tötete Isak jeden in seiner Nähe und bahnte sich so einen Weg durch die Hunderte, die noch am Leben waren. In seinem Schatten folgten die schwer gerüsteten Geister seiner Leibwache und dahinter kam die ganze Reihe schwerer Infanterie. Sie schlugen sich einen blutigen Pfad durch die Menge bis zu den Reitern dahinter.
    Isak spürte einen Windhauch, der die Schatten überall um sie herum in Bewegung versetzte, während sich der Boden mit Blut tränkte.

30

    Doranei blieb stehen und sank neben dem gesplitterten Stamm eines Kirschbaumes in die Hocke, der auf die Straße gefallen war. Vor ihm war Mikiss ebenfalls stehen geblieben: der Menin-Vampir drehte den Kopf nach rechts und links, als wittere er einen Geruch. Sie waren Teil der kleinsten

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