Sturmbote
Gruppe, nur eine Handvoll Mitglieder der Bruderschaft, die Zhia begleiteten. Und sie versuchten sich so weit wie möglich von ihren übernatürlichen Verbündeten fernzuhalten.
Die drei verbleibenden Akolythen mit den weißen Masken, die Zhia von den Narren gekauft hatte, liefen in der Nähe. Sie behauptete, sie wären ihr völlig treu, auch wenn sie gegen die Narren selbst kämpfen müssten. Zhias bunt gemischtes Heer wurde von Haipar, Legana, Nai, dem Diener des Nekromanten und ihrem eigenen Gefolgsmann, Panro, vervollständigt. Letzterer trug einen langen Leinentuchsack über der Schulter. Doranei vermutete, dass der Beutel ein Zelt enthielt, einen Rückzugsort, falls sie sich bei Sonnenaufgang noch immer im Freien befinden sollten. Nai und Panro waren mit brutalen stahlbeschlagenen Knüppeln bewaffnet, die sie auf dem Weg hierher auch schon hatten einsetzen müssen. Die Feuer, die den Großteil von Screes Süden vernichtet hatten, hatten zwar die meisten Bürger nach Norden getrieben. Aber noch immer versteckten sich irrsinnige Rudel überall in der Stadt.
Doranei hatte den Eindruck, dass sich die Leute, denen sie jetzt begegneten, von den wütenden Mengen unterschieden. Auch sie waren zwar außer sich vor Wut, aber langsam schienen menschliche Gefühle den Weg zurück zu finden. Er erkannte Angst auf ihren Zügen, weil sie das Land nicht mehr wiedererkannten, eine Furcht, die groß genug war, um sie zu schrecklichen Taten zu treiben. Dieser Schrecken besaß wieder eine menschliche Seele, und das macht Doranei noch mehr Angst.
Er wusste in etwa, wo sich seine Kameraden befanden, aber im Augenblick waren sie außer Sicht. König Emin schlug einen Bogen um ihr Ziel – die anderen Männer des Königs hatten sich abgesetzt, um sich von Osten zu nähern.
Wolken verdeckten die Sterne und hingen wie ein Sargdeckel über der Stadt. Er behielt Mikiss im Auge, der sie führen sollte. So fragte er sich, ob der Vampir eine Gefahr witterte oder doch nur einen Leckerbissen. Im Augenblick schien ihm beides möglich.
Aus dem Nichts erschien eine Hand und berührte ihn am Arm, was Doranei zusammenzucken ließ. Er hob instinktiv das Schwert, doch die Hand schloss sich um sein Handgelenk und hielt ihn fest. Er drehte sich, um die Axt in der Linken einzusetzen, hielt jedoch inne, als er Zhias Saphiraugen in der Dunkelheit funkeln sah.
»Beruhige dich«, sagte sie. »Bist du vor einem Kampf immer so nervös?«
»Ja«, fauchte Doranei wütend. »Ich folge einem Irren durch eine Stadt voller Wahnsinniger, um einen Magier mit einem Kristallschädel zu jagen. Ich bin verdammt noch mal außer mir vor Angst. Wenn Ihr Euch erinnern wollt: Ich blute auch schneller als Ihr!«
Zhia blickte ihn lange an. »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Ich vergesse zu leicht, dass das Leben ein wertvolles Gut ist. Du fürchtest dich vor dem, nach dem ich mich verzehre.«
Doranei schämte sich, als er die Aufrichtigkeit in Zhias Augen sah, aber er wusste, dass sie nicht auf Mitleid hoffte. Als sie sein Handgelenk losließ, lehnte Doranei das Schwert gegen den Baumstamm und umfasste ihre kalten Finger. »Ich kann mir nicht vorstellen, was Ihr erleidet, und ich will ganz sicher nicht derjenige sein, der Euch daran erinnert, vor allem nicht, wenn es Euch einen solchen Schmerz bereitet.«
Sie drückte seine Hand ganz leicht. »Trotz all meiner kleinen Probleme bleibt ein Teil von mir noch immer menschlich und Menschen müssen manchmal an ihren Schmerz erinnert werden. Ohne ihn gibt es keine Freude.«
Doranei blickte sich nach seinen Gefährten um. Nicht weit entfernt waren sie ebenfalls in die Hocke gesunken und hielten nach Gefahren aus der anderen Richtung Ausschau. »Vielleicht ist jetzt nicht die richtige Zeit …«
»Welche Zeit wäre besser dazu geeignet?«, fragte Zhia ruppig, doch dann wurde ihr Ausdruck wieder freundlicher. Doranei erkannte, dass sie es nicht gewöhnt war, sich so zu öffnen. Und wie könnte sie ihr Leben auch anders führen ?
»Hier sind wir einigermaßen sicher und wenn dies vorüber ist, dauert es vielleicht Jahre, bis wir uns wiedersehen.«
»Ich hoffe, dass es früher geschehen wird«, sagte Doranei leise.
»Das hoffe ich auch, mein Süßer«, sagte sie mit sanftem Lachen und tätschelte zärtlich seine in Stahl gehüllte Hand. »Aber solche Sachen sind selten so einfach.«
»Ich weiß. Wir müssen hier einen Krieg führen, und wir werden vielleicht nicht immer auf der gleichen Seite stehen, egal wie
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