Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Geist war Ilumene schnell zum Herzstück der Bruderschaft geworden, zu einem Mann, dem seine Pflichten nichts ausmachten. Vielleicht hätten wir genauer darüber nachdenken sollen . Doranei verzog das Gesicht. Das hatte Sebe gesagt, nachdem Ilumene sie betrogen und seinen Blutrausch an den Verbündeten des Königs in Narkang ausgelassen hatte.
    Seine Ausstrahlung war von Abscheu vergiftet worden, als Ilumene heranwuchs und es nicht ertragen konnte, dass er zeitlebens nur ein Mitglied der Bruderschaft bliebe. Er hatte es nie laut ausgesprochen, aber das war auch nicht nötig gewesen. Jeder wusste, dass er zum Erben des Königs ernannt werden wollte. Er hatte nicht wahrhaben wollen, dass es dafür bereits zu spät war. Als die Beziehung zwischen Ilumene und dem König schließlich zerbrach, war Ilumene längst von seiner Wut zerfressen gewesen. Als König wäre er zum Tyrannen geworden, hätte verzweifelt versucht, die Erfolge seines Ziehvaters zu übertreffen und nicht beachtet, was andere für seine Ziele hätten erleiden müssen.
    Doranei stolperte über einen Stein, der unter seine Sohle geraten war, und als das Klackern so laut wie ein Peitschenschlag durch die unnatürliche Stille der leeren Straße hallte, warfen ihm seine Gefährten wegen seiner Unachtsamkeit tadelnde Blicke zu. Zhia bedeutete allen, stehen zu bleiben.
    »Unser Ziel liegt gleich da vorn«, sagte sie leise zu Doranei
und wies auf eine heruntergebrannte Ruine in einigen hundert Schritt Entfernung.
    »Seid Ihr sicher?«
    »Ganz sicher. Wenn du auch nur einen Funken magischer Begabung besäßest, würde dir bei all der Energie an diesem Ort der Kopf brummen.«
    »Es wirkt, als sei das Haus auseinandergerissen worden.«
    »Das ist vermutlich auch der Fall gewesen. Die Magier deines Königs haben den Gebrauch des Schädels eindeutig gespürt, und auf eine solche Entfernung bedeutet dies, dass große Mengen Magie zu einem einzigen Zeitpunkt freigelassen wurden.«
    »Genug, um Euch zu töten?«, fragte Doranei ängstlich.
    Zhia nickte. »Mit Leichtigkeit. Unser größtes Problem ist, dass Euer Abt den Verstand verloren hat. Er hatte Glück, dass es ihn beim ersten Mal nicht verzehrt hat, und selbst so hat er nur noch wenige Stunden zu leben. Ein menschlicher Körper kann eine solche Leichtsinnigkeit nicht überleben, aber wenn er nicht mehr am Leben hängt, könnte er meine Fähigkeiten mit reiner Macht kontern.«
    »Aber Ihr habt einen Plan?«
    Sie lächelte und ihre Lippe blieb kurz an einem langen Schneidezahn hängen. »Natürlich, mein Süßer …«
    Zhia verstummte, als ein Trümmerhaufen neben Doranei in Stücke gerissen wurde und eine Gestalt daraus hervorsprang. Mit erhobener Axt fing Doranei den Schlag ab, noch bevor er sich ganz gedreht hatte. Aber es steckte genug Wucht dahinter, dass er zurückgetrieben wurde. Etwas Hartes, vielleicht Fels, traf seinen Hinterkopf. Doch es prallte an der Stahlborte ab, und dann hatte er sich gedreht und schlug dem Angreifer den Schwertgriff auf den Kopf. Es gab ein dumpfes Knacken, und der Angreifer fiel mit dem Gesicht nach unten auf den Boden und blieb liegen.

    Doraneis Herz raste von dem unerwarteten Angriff, als er sich aufrichtete und die Gestalt mit dem Fuß auf den Rücken drehte.
    »Verdammt, eine Frau«, murmelte er.
    »Sie lebt noch«, sagte Zhia, die sie genau musterte.
    »Woher wisst Ihr …«, setzte Doranei an, sagte dann aber: »Nein, nein, ich glaube, ich will es gar nicht wissen.«
    Er legte der Frau am Boden das Schwert an die Kehle, doch der Ausdruck ihres Gesichtes hielt seine Hand auf. Sie war groß, so groß wie Doranei, mit starken Gliedern. Aber sogar unter dem Schmutz eines wochenlangen viehischen Lebens konnte er noch erkennen, dass sie jung war. »Ihr Götter, sie ist fast noch ein Kind«, murmelte er.
    »Das ist nicht überraschend. Die Jungen sind die Stärksten«, kommentierte Zhia und trat um ihn herum, um die Frau zu betrachten. »Aber sie sind zu geistlosen Kreaturen geworden, gleichgültig wie alt sie sind.« Sie blickte zu ihm auf. »Soll ich es beenden? Es wäre eine Gnade.«
    Doranei blickte sie einen Augenblick an. »Könnt Ihr Euch da sicher sein? Sie ist ohnmächtig. Bis sie zu sich kommt, sind wir längst weg, und vielleicht kehrt ihr Geist nach dieser Nacht ja zurück.«
    »Sie hat den Verstand verloren«, sagte Zhia sanft. »Sie hat alles verloren, was sie als Mensch einmal ausgemacht hat, dessen bin ich sicher.«
    »Ihr habt selbst gesagt, dass Ihr einen

Weitere Kostenlose Bücher