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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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damit bedrohte.
    Dann setzte der Kniende seinem Freund den Dolch an die Kehle, legte seine Hände um die des Verletzten und stieß zu. Die Beine zuckten einmal, erschlafften dann, und nachdem er noch einen Augenblick gewartet hatte, ließ er den Dolch los, der im Hals seines Freundes steckte, und zog ihm die Maske ab. Darunter kamen eine bleicher Schädel mit kurz geschorenem Haar und ein junges Gesicht zum Vorschein, in dem die Wangen noch Babyspeck zu tragen schienen und die flache Nase mehr als einmal übel gebrochen worden sein musste. Die Leute aus der Brache ähnelten keinem der ursprünglichen sieben Stämme. Die Haut des toten Akolythen war grau, als wäre sie mit Asche beschmiert worden. Doranei glaubte nicht, dass dies ein Stammesbrauch war, sondern dass die Brache ihre Bewohner auf diese Weise veränderte. Sie hatten mehr Glück gehabt als andere. Doranei hatte
einige Zeit in der Brache verbracht, lang genug, um zu erfahren, dass Menschen dort nicht leben konnten, ohne dass es zu Veränderungen kam. Es gab einen Grund dafür, warum in den fruchtbaren Ebenen, in denen die Elfen einst ihre Zivilisation errichtet hatten, niemand Städte baute.
    »Zhia«, sagte er und löste seinen Blick von dem Toten. Sie war vor dem toten Aspekt von Vellern in die Hocke gegangen und drehte nun den Kopf, um ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen. »Könnt Ihr den Barden spüren? Er muss irgendwo hier sein.«
    »Warum bist du da so sicher?« Sie säuberte ihr Schwert an einem Flügel und steckte es weg. Dann erhob sie sich.
    »Weil er sicher nicht …« Doranei erstarrte. »Wo ist der Schädel?«
    Sie nickte zu den Überresten des Kellereingangs hinüber. »Dort unten, zusammen mit dem Abt.«
    »Ihr habt ihn nicht an Euch genommen?«
    Zhia blickte ihn tadelnd an. »Ich sagte dir doch schon, ich will den Schädel nicht und ich bin ehrlich gesagt sehr enttäuscht von eurem König, dass er so versessen darauf ist. Aryn Bwr gab ihn seinem Sohn, weil er wusste, dass es Velere zu sehr an Kraft und Würde mangelte, um nach dem Krieg regieren zu können. Er ist eine Gabe für die Schwachen.«
    »Und was geschieht, wenn er den Mächtigen in die Hände fällt?«, fragte Doranei wütend. Der Kopf des knienden Akolythen ruckte zu ihm hoch, aber Doranei beachtete ihn gar nicht.
    »Ich hätte dich nicht für einen solchen Dummkopf gehalten«, blaffte Zhia zurück. »Euer Freund Rojak steckt hinter all dieser Zerstörung – und du erkennst seine Ziele nicht?« Sie machte eine weit ausholende Geste, die auch die Ruinen der Stadt in der Ferne mit einschloss.
    »Ihr glaubt, er hat uns hierhergelockt?« Doranei rief seine Antwort fast, denn der Nebel aus Verzweiflung und Wut entzündete
sich in seinem Innern mit einem Mal. »Glaubt Ihr wirklich, er würde den Schädel der Herrschaft opfern und ihn vor dem Angriff an seinen größten Feind übergeben?«
    »Ich denke, wir sind alle im Dunkeln getappt«, gab Zhia barsch zurück und warf Mikiss einen warnenden Blick zu, der sich langsam auf Doranei zubewegte. »Ich denke, dass uns Rojak seit Monaten zehn Schritte voraus war, vielleicht schon seit Jahren. Und es wird dich das Leben kosten, wenn wir ihn unterschätzen. Und – ja, ich denke, ihr seid in einen Hinterhalt geraten.«
    »Was im Namen der tiefsten Hölle Ghennas habt Ihr dann hier zu suchen?«, rief Doranei, mit dem die Wut allmählich durchging.
    Zhias Züge glätteten sich und überraschenderweise lächelte sie ihn an. »Dein schlichter Geist ist wirklich … spaßig«, sagte sie. »Ich bin hier, weil ich wusste, dass du deinem König folgen würdest, wohin er auch geht, und dass er von dieser Verfolgung nicht abzubringen ist.« Sie strich ihm mit dem behandschuhten Finger über die freiliegende Haut seiner Wange. »Und weil ich offenbar aus früheren Fehlern nicht lerne, habe ich dich begleitet.« Zhia lächelte traurig. »Aber ich glaube nicht, dass ich diesmal noch großartig bestraft werden kann.«
    Sie trat zurück und zeigte über die Ruine hinweg nach Süden. Doranei folgte ihrem Fingerzeig und sah durch die Flammen einige Gestalten auf sie zukommen. »Dort kommen deine Brüder«, sagte sie leichthin und zog ihr Schwert. »Ich nehme an, dass Rojak dies als sein Stichwort betrachten wird.«
    Doraneis Wut wurde von einer bösen Vorahnung ersetzt, als ihm der Sinn ihrer Worte klar wurde. Rojak hatte diesen Schrecken inszeniert – und wer wusste schon, wie weit im Voraus er geplant hatte?
    Er stolperte rückwärts und stieß

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