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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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um Sebe vor dem Angriff des Dreizacks zu schützen.
    Der Aufprall schlug ihm das Schwert aus der Hand, doch dieser Augenblick der Ablenkung reichte aus. Durch die wirbelnden gefiederten Glieder des Wesens sah Doranei, wie Mikiss es von der anderen Seite aus angriff, und gleichzeitig sprang Legana auf den Kampfplatz und schleuderte dem Wesen eines ihrer Schwerter in die Brust. Die Kreatur taumelte rückwärts, und Legana setzte furchtlos nach, schlug mit voller Wucht auf sie ein. Mikiss tat es ihr gleich und Haipar grub ihre riesigen Fangzähne in einen der Arme. Sie zog ihn mit ihrem Gewicht hinab und schaffte so für den Vampir eine Lücke. Blut spritzte Doranei ins Gesicht.
    Schließlich ließen sie schwer atmend ab und die riesige Löwin spuckte eitriges Sekret aus. Im nächsten Augenblick verebbten die um sie herum tobenden Magieströme. In der plötzlichen Dunkelheit sahen sie sich halbblind und blinzelnd an. Doranei musste husten, streckte aber Sebe dennoch den Arm hin, um ihm aufzuhelfen. So standen sie eine Weile da, stützten sich gegenseitig, bis die hellen Flecken vor ihren Augen schließlich verschwanden.
    »Glückwünsche, Kinderchen«, erklang Zhias Stimme aus der Dunkelheit. »Ihr habt soeben euren ersten Gott getötet.«
    Sie blickten erschöpft auf, suchten vergeblich nach der Vampirfrau, bis sie ihrem Schädel ein mattes Licht entlockte. Doranei blickte auf seine Gefährten. Legana wirkte nicht in Mitleidenschaft gezogen, sondern beinahe makellos. Mikiss lächelte freudig auf die Leiche zu seinen Füßen hinab. Haipar verwandelte sich binnen eines Wimpernschlags in ihre menschliche und vollständig
bekleidete Gestalt, samt dem Schwert an der Seite. Sie funkelte Doranei an, als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, und er blickte rasch weg.
    »Gott?«, fragte Sebe ungläubig. »Das war ein Gott?«
    Sogar tot und bewegungslos wirkte die Kreatur noch so unnatürlich, so bizzar, dass es eine Weile dauerte, bis er Schnabel und Gesicht in dem Durcheinander aus Federn und verwinkelten Gliedmaßen entdeckte. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen, auch auf keiner Tempelwand. Das Wenige, was er in dem schwachen Licht erkennen konnte, wirkte eher dämonisch als göttlich auf ihn.
    »Erwillen, der Hohe Jäger. Sein Aspektführer«, antwortete Legana. »Der Novize, wie hieß er noch gleich? Mayel, ja, er hat uns davon berichtet. Ich hätte wissen müssen, dass er Gestalt annehmen würde, bei einer so großen Menge Magie.«
    »Wir haben gerade einen Gott getötet?«, klagte Sebe. Doranei holte sich sein Schwert wieder und versuchte dabei nicht auf die klebrige Masse zu achten, die an der Klinge klebte.
    »Einen verrückten Gott, wenn es das besser macht«, sagte Zhia beruhigend und sah sich nach weiteren Gefahren um. Von ihrem seltsam geformten Schwert tropfte Blut auf die Überreste der niederen Gottheit. Dickes, rotes Blut, das ganz sicher kein Eiter war. »Der Hohe Jäger war ebenso irrsinnig wie der Abt.« Sie warf ihm ein wölfisches Lächeln zu. »Keine Sorge, nach dem ersten wird es leichter.«
    Doranei ging über ihre letzten Worte hinweg. »Ihr habt den Abt getötet.« Es war keine Frage, denn die Beweise tropften ja auf ihre Schuhe hinab.
    »Aber ja. Ich kenne auch einige Tricks, und kaum erkannte er, dass auch ich einen Schädel besitze, errichtete er einfach einen Schild um sich.« Sie schüttelte das Blut so gut es ging von ihrer Klinge. »Er hat vergessen, dass Schilde gegen Magie keinen Stahl
abhalten, und er war nicht schnell genug – wie von einem alternden Mönch nicht anders zu erwarten.«
    »War es wirklich so einfach?«, fragte Doranei ungläubig.
    »Nicht ganz«, gab Zhia zu. »Aber es war von Anfang an klar, dass es schnell geschehen müsste, denn wenn ich zu langsam gewesen wäre, wäre es für jeden im Umkreis von fünfhundert Schritt sehr schlimm ausgegangen.« Sie lachte herzlos auf. »Und natürlich war er nicht mein erster.«
    Das Gespräch wurde unterbrochen, als sie einen Akolythen bemerkten, der noch am Boden lag und dem das Blut aus einem Schnitt unterhalb der Rippen lief. Mikiss stand einen Schritt neben dem Mann und blickte abwechselnd auf einen blutigen Riss in seinem Ärmel auf die größer werdende Lache auf dem Boden, als könnte er sich nicht entscheiden, was spannender war. Ein anderer Akolyth, in Kleidung und Körperbau beinahe gleich aussehend, kniete neben dem verletzten Mann. Er hatte einen langen Dolch gezogen, und Doranei konnte nicht erkennen, ob er Mikiss

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