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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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recht«, sagte sie sanft und rief dann so laut, dass es Doranei durch Mark und Bein fuhr: »Koezh!«
    Die Flammenwand verlosch augenblicklich. Doranei blinzelte in die Dunkelheit, blind und verängstigt, denn er spürte überall um sich herum Bewegungen. Erneut knallte es von irgendwo rechts, und als er unwillkürlich einen Schritt nach vorne machte, schoss etwas auf ihn zu. Er wich zur Seite aus und schlug mit dem Schwert zu, traf zwar, konnte aber in der Dunkelheit keine Einzelheiten erkennen. Hinter ihm erklang ein unmenschliches Knurren, vermutlich von einem der Vampire. Aber der Laut war so viehisch, dass er nicht sagen konnte, ob er von Mikiss oder von Zhia stammte. Dann schoss eine Gestalt vor und schlug auf das ein, was er gefunden hatte.
    Doranei folgte ihr sofort. Er hatte oft genug in Abflüssen gekämpft, in der Dunkelheit, wo man sich nur nach den Geräuschen richtete und Schatten in der Dunkelheit folgte. Etwas kratzte über seine Brust und Doranei schlug sofort zu. Blut – oder etwas anderes – klatschte ihm daraufhin ins Gesicht. Er riss die Axt hoch, um einen möglichen Angriff von oben abzufangen, und spürte, dass die Schneide traf. Dies war genau die Lücke, die er
brauchte. Er trat vor und stach mit der Spitze des Schwertes auf Brusthöhe zu. Die Klinge traf, drang tief ein und wurde ihm aus der Hand gerissen.
    Doranei sank in die Hocke und hackte auf eine Bewegung zu seinen Füßen ein, für den Fall, dass er nicht nur gegen den Fuß eines Sterbenden gestoßen war. Aber die Schneide traf auf Stein. Der Schlag gegen seine Hand war so schmerzhaft, dass er nach Luft schnappte. Neben ihm erklang ein kurzes Lachen. Jemand genoss diesen Kampf so sehr, wie Doranei ihn verabscheute.
    »Nicht schlecht«, sagte Mikiss mit deutlichem Menin-Akzent, trat aus dem Schatten und blickte Doranei ins Gesicht. Überall um ihn herum glitt die Dunkelheit von Gestalten ab, und er konnte wieder Einzelheiten sehen. Leute liefen vorbei und beachteten sie gar nicht. Er blickte hinab, wo er die Leiche vermutet hätte. Aber er musste einige Schritt weiter entfernt suchen.
    »Wirklich nicht schlecht«, sagte Mikiss. »Du konntest sie nicht einmal so gut sehen wie ich, und doch hast du ihr den tödlichen Streich verpasst.«
    Doranei riss die Augen auf, als er den zuckenden Leib der Wyvern dort liegen und den Schwertgriff aus ihrem Mund ragen sah. Ihr Götter, habe ich meine Hand dort reingesteckt?
    Der Kopf lag auf der Seite und der Griff lehnte an dem bösartig geschwungenen oberen Reißzahn. Jemand da oben muss mich in sein Herz geschlossen haben. Nur wenige Fingerbreit zu einer Seite, und ich hätte diese Zähne in der Hand stecken gehabt.
    Mikiss dachte offenbar das Gleiche, als er das Schwert aus dem Kopf der Wyvern zog und dem Mann des Königs hinhielt. »Ein tadelloser Treffer«, sagte er. Für einen Augenblick wechselten sich in seinem Gesicht Angst und Ehrfurcht ab.
    Doranei erhaschte einen kurzen Blick auf den Mann, der Mikiss dereinst gewesen sein musste. Er nickte knapp und wandte sich den vorbeiströmenden Gestalten zu. Er hörte über das
Stampfen der Stiefel hinweg das Klirren von Waffen und die Schreie der Sterbenden. Aber er sah nur die Flut aus Soldaten, die sich durch die Straße ergoss. Sie stürmten mit grimmiger Entschlossenheit auf die Kampfgeräusche zu. Von Haipar gab es keine Spur.
    Sie waren eine abgerissene Truppe, wirkten eher wie schwer bewaffnete Wilde. Doranei sah Mikiss an, wollte ihn gerade fragen, warum die Neuankömmlinge sie nicht beachteten, da wurde neben ihnen jemand langsamer und starrte sie an, wie sie da über der Leiche der Wyvern standen. Sein Kiefer hing in einem schiefen Grinsen herab. Das abgewetzte Leder und die rostige Kette schlackerten um seinen Körper. Sein Wehrgehänge war straff gezogen, als hielten nur diese Lederriemen seinen Körper zusammen. Die Haut spannte sich über den Knochen und war schmutzig. Keine Unze Fett zu viel an diesem hier … an keinem von ihnen, wie Doranei jetzt bemerkte.
    Diese Männer waren alle schlank, beinahe vertrocknet. Sie wirkten zerbrechlich und dennoch trugen sie mühelos große Schwerter und Äxte. Aber beim Anblick ihrer Gesichter erbleichte der Mann des Königs. Er sah sich den Mann genauer an, der wegen der Wyvern langsamer gelaufen war, und erkannte, dass eine Gesichtshälfte irgendwann einmal brutal zertrümmert worden sein musste, sein Ohr nur noch einen Klumpen Fleisch darstellte und sein Hals in einem unnatürlichen Winkel

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