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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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schätze, es wäre überflüssig, Euch das Gleiche zu sagen?« , brachte er krächzend hervor.
    Sie strich ihm mit einem Finger über die Wange. »Vielleicht, aber ich bin froh, dass du es vorgehabt hast. Jetzt geh, du solltest dabei sein, wenn dein König es zu Ende bringt. Wir werden uns wiedersehen, wenn du am wenigsten damit rechnest: wenn das Zwielicht den Himmel verdunkelt.«
    »Das Zwielicht ist bereits über uns alle hereingebrochen«, antwortete Doranei ohne nachzudenken.
    »Dann wird es bald sein«, antwortete sie sanft, küsste ihn zärtlich auf die Wange und folgte dann ihrem Bruder. Doranei konnte nicht anders, er musste sich umdrehen und ihr nachblicken.
Ihr langes Haar wehte im Wind. Vor dem Nachthimmel wirkte sie wie eine Geistererscheinung.
    Er riss sich von seiner Bewunderung los, als Corans dumpfes Grollen die Nachtluft zerriss und die Bruderschaft loslief, um das Haus zu sichern, auf das Zhia gezeigt hatte. Vergeblich sah er sich ein letztes Mal um und versuchte zu ergründen, was mit Haipar geschehen war. Dann eilte er an die Seite seines Königs, um seinen Pflichten nachzukommen.

31

    König Emin hielt am Fuß der Treppe inne, die im Innern des zerstörten Gebäudes nach oben führte. Erst jetzt schien er seine Umgebung wahrzunehmen. Nachdem die Vukotic-Geschwister und Koezhs Untotes Heer abgerückt waren, hatte der König wie in Trance gehandelt, alles und doch nichts gesehen, denn sein Geist hatte sich nur mit dem bevorstehenden Treffen beschäftigt. Seine Augen waren ausdruckslos. Jetzt sah er sich im Haus um.
    Als würde er von seinem Zögern angelockt werden, trat Coran mit einem mordlüsternen Gesichtsausdruck aus einem dunklen Türrahmen. Und der stählerne Kamm seines Helmes stieß beinahe an den niedrigen Sturz.
    Er stand aufrecht und jeder Muskel seines Körpers zitterte unter der mühsam beherrschten Wut vor Anspannung. Er versuchte die Instinkte zu unterdrücken, mit denen die Götter ihn ausgestattet hatten. Seine Hände umklammerten den langen Streitkolben so fest, dass die Waffe bebte. Er war zusammen mit einem Dutzend Männern des Königs hierhergerannt, aber er wollte die Stufen nicht erklimmen, bevor der König eingetroffen war. In diesem Fall vertraute er sich selbst nicht.
    Von der Straße aus hatten sie gesehen, dass jemand sie beobachtete, aber der Winkel erlaubte es nur aus der Ferne, Rojak zu erkennen, der offenbar dort oben saß und auf sie wartete.

    Corans Blick war auf seinen König geheftet: er flehte ihn stumm an, den Befehl zum Angriff zu geben. Das Weißauge verabscheute Ilumene in besonderem Maße. Schon bevor dieser ihn beinahe verkrüppelt hatte, hatten sich die beiden nicht leiden können. Aber es war einem Mitglied der Bruderschaft nicht möglich, Rojak nicht zu hassen, nicht nachdem er ihnen zugunsten seines Meisters so grausam mitgespielt und solche Schrecken heraufbeschworen hatte.
    »Lebt noch jemand im Haus?«
    Coran schüttelte den Kopf.
    »Gut«, sagte der König in den Raum hinein, obwohl nur Coran, Doranei und der Magier Cetarn mit hineingegangen waren. Sebe stand im Türrahmen und ließ sein übliches Lächeln vermissen. Sie blickten alle angespannt auf die Treppe, die zu Rojak hinaufführte, und auf ihren König.
    König Emin steckte seine Axt in den Gürtel, behielt aber das Schwert in der Hand und erklomm die Stufen. Sie knarrten verdächtig unter seinen Füßen – und er wäre beinahe gestolpert, als eine von ihnen nachgab.
    Doranei blickte ihm nach, wie er mit vorgestrecktem Schwert hinaufging. Er wusste, dass Emin von ihm erwartete, dass er ihm folgte. Doranei hatte Ilumenes Platz als erster Mann des Königs nicht ansatzweise eingenommen, aber er war sicher einer der Favoriten und überraschenderweise war seine Stellung durch die Beziehung zu Zhia noch gestärkt worden. Die Bruderschaft bestand aus mehr als nur grauen Männern im Schatten. Sie waren diejenigen, die sich die Hände schmutzig machten, wenn es nötig war. Jetzt hatte sich Doranei davon gelöst und stand halb im Licht. Der König hatte dies als Zeichen dafür genommen, dass er keine Waffe mehr war, die man einfach einsetzte, sondern dass er eine größere Bestimmung hatte. Ohne eine Wahl zu haben, steckte Doranei halb in Ilumenes Schuhen – und sie drückten schon jetzt.
    König Emin blieb am Ende der Treppe stehen. Vor ihnen gab es keine Bewegung. Vielleicht hatte Koezh alle getötet und den Leichnam des Barden als Lektion in Sachen Demut zurückgelassen.
    Doranai blickte an

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