Sturmbote
ähnlich – und doch so ganz anders – waren. Keiner der beiden sprach, aber Koezh nickte seiner Schwester beinahe unmerklich zu. Überraschender war jedoch, dass Koezh auch ihn mit einem dumpfen Laut grüßte. Es bereitete Doranei noch immer Albträume, dass ein solcher Mann ihn grüßte – ein solches Monster. Er erinnerte sich an ihre letzte Begegnung. Lag sie wirklich erst einige Nächte zurück? Damals hatte er nur wenige Schritt neben Koezh gesessen und war nicht in der Lage gewesen, sich das abstoßende Stück anzusehen, weil seine Aufmerksamkeit von den schrecklichen Geschwistern gefesselt worden war. Zhia Vukotic musste ganz sicher hinreißend sein, aber von Koezh Vukotic hieß es, dass er als Einziger der Größe Aryn Bwrs nahe kam. Diese Ähnlichkeiten waren es, die den Stamm der Vukotic zu Rebellion und Ketzerei aufgestachelt hatten. Diese bemerkenswerte Herrscherfamilie war den Elfen näher gewesen als ihrem eigenen Volk. Ihn schauderte es.
»König Emin«, rief Zhia. »Ich habe ein Geschenk für Euch.« Die Männer um den König wurden aufmerksam und hielten ihre Waffen bereit. Er konnte unter den Toten nur ein Mitglied der Bruderschaft erkennen, aber er lag auf dem Bauch. Die anderen schienen Akolythen der Narren zu sein und er sah einen vom Edlen Volk, der Rojak im Theater als Wache gedient hatte. Im Näherkommen erkannte Doranei, dass der Mann aus dem Edlen Volk nicht ohne Gegenwehr aus dem Leben geschieden war. Er trug bloß eine zerrissene Hose und seine Haut strahlte in
der Dunkelheit leuchtend weiß, war aber mit langen Schnitten übersät. Die Bruderschaft bestand aus fähigen Kämpfern. Wenn so viele Hiebe nötig waren, musste dieses Wesen deutlich mehr aushalten als ein normaler Mensch.
Coran, das Weißauge aus der Leibwache des Königs, trat beiseite und gab den Blick auf seinen Dienstherrn frei. Der König trug noch immer den lächerlichen, breitkrempigen Hut mit der Feder, aber sein Gesichtsausdruck wirkte alles andere als fröhlich.
»Ein Geschenk? Habt Ihr den Schädel?«
»Etwas viel Wertvolleres für Euch.«
Damit hatte sie dem König den Wind aus den Segeln genommen. »Ihr habt den Barden? Wo ist er?«
Doraneis Herz wurde ihm schwer. Er hatte den Barden nirgendwo gesehen. Tatsächlich war er ihm noch nie begegnet, aber er war doch sicher, dass er ihn an der Leere in seinen Augen erkennen würde. Wie konnte Zhia so sicher sein, dass sie ihn festgesetzt hatten?
Zur Antwort wies sie die Straße hinab auf ein dunkles Gebäude, das einige hundert Schritt entfernt stand. Es hatte die Sache deutlich besser überstanden als die übrigen Häuser der Gegend. Eine Hundertschaft von Koezhs Untoten hatte das Gebäude in sicherem Abstand umringt, hielt aber die Waffen bereit.
»Ihr findet ihn dort drinnen«, sagte sie ruhig. »Ihr solltet Euch beeilen, auch wenn er nirgendwo mehr hingehen wird.«
»Und was schulde ich Euch für dieses Geschenk?« König Emin stand unbewegt da, trotz der Gier, die sich in seinem Gesicht zeigte, einem Widerhall der Begierde in seinem Herzen.
»Einen Gefallen«, sagte sie. Doranei kannte diesen Ton in ihrer Stimme. Zhia wollte nicht mehr davon preisgeben. »Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass ich die Stadt verlasse und ich lege Euch nahe, das Gleiche zu tun, sobald Ihr Eure Angelegenheit mit dem Barden geklärt habt.«
»Ich habe in der Stadt noch mehr zu erledigen.«
Zhia lachte hohl auf. »Wenn der Morgen anbricht, gibt es keine Stadt mehr. Die Legion der Verdammten hat die verbleibenden Wachen des Barden vertrieben. Hier ist niemand mehr zu finden.« Sie wartete nicht darauf, dass der König antwortete, sondern wandte sich ruckartig ab und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Koezh folgte ihr – und die untoten Krieger liefen los, um vor dem Paar den Weg freizumachen.
Doranei blieb stehen, denn sobald er sich bewegte, würde er mit einem der Söldner zusammenstoßen. Mikiss schloss sich dem Strom an, doch von denen, mit denen er Seite an Seite gekämpft hatte, bemerkte nur Zhia, dass er noch dastand.
Sie blieb neben ihm stehen und sah ihn an, während ihr Bruder einfach weiterging, ihn gar nicht wahrzunehmen schien. Ein grausamer Wind trug ihren Geruch zu ihm, ein sanfter, süßer Duft nach Blumen, der ihn nach Luft schnappen ließ. Dann verlor er sich im stechenden Blau ihrer Augen.
»Pass auf dich auf, Doranei«, flüsterte sie. Er war überrascht, dass sie ihn in diesem Augenblick mit seinem Namen angesprochen hatte.
»Ich
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