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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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hier und jetzt endet«, sagte Doranei. Dann gingen der König und er langsam zu Coran zurück, der an der Treppe wartete.
    Als er an Rojaks Stuhl vorbeikam, ließ er dem Barden das brennende Holzstück in den Schoß fallen. Prasselnd griffen die Flammen auf den schmutzigen Stoff über.
    »Richtet dem Schatten unsere Grüße aus«, rief er über die Schulter und war sicher, dass Azaer sie ohnehin ständig beobachtete. »Wenn die Zeit kommt, werden wir auch das zu einem Ende bringen.«

32

    Isak schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm fast der Helm herunterfiel, aber der Schweiß tropfte dennoch weiter in seine Augen. Er blinzelte erneut und zischte wütend, doch dies half noch weniger. »Mein Lord«, rief Vesna und drückte sich an zwei Lanzenreitern der Geweihten vorbei. »Wir können nicht mehr lange standhalten, wir sind zu wenige.«
    Die Menschenmenge stand knapp fünfzig Schritt entfernt. Auch wenn sie kaum noch menschlich zu nennen war und die Soldaten nicht zu bemerken schien, die ihre letzten Pfeile verschossen, hatte sie sich doch grundlegende Instinkte bewahrt und sich für den Augenblick von dem Gemetzel zurückgezogen. Die Hauptphalanx der schweren Infanterie stand ihnen gegenüber, jederzeit dazu bereit mit dem Morden fortzufahren, während der Rest der Männer die schützenden Barrieren mit toten Feinden verstärkte und dabei möglichst viele Pfeile und Speere einsammelte.
    Trotzdem hatte Vesna recht, und Isak wusste es. Es waren einfach zu viele und sie würden nicht aufgeben, gleichgültig wie viele dabei starben. Die Männer waren vom Gewicht der Rüstungen und Waffen erschöpft und konnten die Menschenmenge nicht so schnell ausdünnen, als dass es einen Unterschied gemacht hätte.

    Isak sah, dass Sir Kelet jedem Mann, den er erreichen konnte, ungeduldig die Pfeile aus den Händen riss, weil er befürchtete, dass nur er mit jedem Schuss traf. Das Weißauge drehte sich zur herumlungernden Menge herum und sah einen Pfeil genau in die Brust eines großen, bärtigen Mannes treffen. Auf diese Entfernung konnte sich der Ritter aussuchen, auf wen er schoss. Und Isak erkannte, dass er die Lautesten und Lebhaftesten ausschaltete. Er tat alles, damit ihnen einige Augenblicke der Ruhe gegönnt wurden, auch wenn es nicht ausreichen würde. Sie taten alles, um die Rückkehr der Irrsinnigen zu verzögern.
    »Sollen wir uns in die Tempel zurückziehen?«, schlug Isak leise vor. »Dann haben wir nur Torls Kavallerie, um uns den Rücken zu decken.«
    Der Tempelplatz lag nun so still da, dass man das Sirren von Sir Kelets Pfeilen und den Kampflärm aus anderen Bereichen der Stadt hören konnte. Alles in allem war es jedoch beunruhigend still. Es gab keine Schmerzens- oder Hilfeschreie mehr. Wenn ein Soldat aus der Schlachtreihe gerissen oder von einem rostigen Messer niedergestreckt wurde, stürzte sich die Menge wie tollwütige Schakale auf ihn. Sie hielten nicht inne, nicht einmal, wenn jeder gewöhnliche Mensch erkennen musste, dass ihr Opfer tot war. Die wenigen Soldaten, die aus der Reihe gezerrt worden waren und sich dann hatten befreien können, waren dennoch umzingelt worden. Und wenn sie auch einige Gegner getötet hatten, so überwältigte man sie am Ende dennoch.
    »Kannst du eine Ablenkung erreichen?« Vesna war ebenso außer Atem wie die Männer unter seinem Kommando. Sein Helm hatte Schrammen und Dellen von Felsen und wilden Hieben, die an seinem Schild vorbeigekommen waren.
    »Das werde ich wohl müssen, oder? Von General Lahk gibt es keine Spur und wir halten nicht mehr lange durch. Mir fällt nichts
ein, was uns im Augenblick sonderlich viel nutzen würde. Und unser Freund schweigt.«
    Vesna wirkte verwirrt, erinnerte sich dann aber wohl an Aryn Bwr. »Kannst du nicht irgendwie herausfinden, ob die anderen Truppen auf dem Weg sind? Ich mag gar nicht glauben, dass der General keine Verfolgung befohlen haben soll. Dass sie noch nicht eingetroffen sind, kann eigentlich nur bedeuten, dass sie auf Widerstand gestoßen sind.«
    Isak nickte. »Ich habe versucht, sie zu erreichen, aber ich kann niemanden spüren. Ich vermag nicht auf magischem Wege nach ihnen zu suchen, aber Ehla oder Fernal sollte ich wohl finden können, wenn sie in der Nähe wären. Da ist nur diese riesige dunkle Wolke über der ganzen Stadt.«
    »Sie müssen unterwegs sein«, sagte Vesna zuversichtlich. »Wir brauchen uns also nur etwas Zeit zu erkaufen. Wenn wir uns in den Tempel Tods zurückziehen wollen, müssen wir erst einige

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